Heute legt man Grenzverläufe mithilfe der Geodäsie (Landvermessung) fest - aber wie ging das früher?
Um den Grenzverlauf zu kennzeichnen, setzte man Grenzsteine. Das war mit vielen Geheimnissen verbunden: So wurden geheime „Zeugen“ in der Nähe vergraben, deren Lage nur die Feldgeschworenen kannten. Wurde der Grenzstein bei Nacht und Nebel vom feindlichen „Nachbarn“ versetzt, so konnten diese Zusatzmarken bei Grenzstreitigkeiten als Beweismittel herangezogen werden.
Obwohl in Bad Vilbel das Land bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch geprüfte Landvermesser vermessen wurde, hielt sich dieser Brauch bis ins 20. Jahrhundert. Um Bad Vilbel sind viele alte Grenzsteine erhalten und streckenweise ist noch der Grenzgraben sichtbar, der von einer bewegten Vergangenheit zeugt: Obwohl der Grenzverlauf zwischen Vilbel und Bergen (ca. 3,5 Kilometer) seit Jahrhunderten unverändert ist, änderte sich die territoriale Zugehörigkeit oft.
Der Stein mit dem Kreis ist der älteste bekannte Grenzstein Bad Vilbels. Er stammt aus der Zeit der ursprünglichen Grenzsteinsetzung, den 1770er-Jahren. Damals gehörten Vilbel und Bergen zu Hessen-Kassel.
Der neuere Stein wurde 1866 gesetzt, als Hessen-Kassel von Preußen annektiert wurde und das Kürzel „KP“ für Königreich Preußen bekam. Vilbel dagegen wurde 1816 Teil des Großherzogtums Hessen-Darmstadt, Kürzel „GH“. Auf seinem Kopf kann man eine sogenannte Weisung erkennen. Die Linie zeigt die hier geradlinig verlaufende Grenze an.
(Stadt Bad Vilbel, 2022)