Fährturm in Briedel

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Briedel
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 01′ 20,64″ N: 7° 09′ 2,87″ O 50,0224°N: 7,1508°O
Koordinate UTM 32.367.538,52 m: 5.542.759,39 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.582.511,92 m: 5.543.535,00 m
  • Fährturm an der Moselstraße in Briedel (2020)

    Fährturm an der Moselstraße in Briedel (2020)

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  • Hannelore Thur (Winzerin, geb. 1951) erinnert sich an Überschwemmungen der Mosel in Briedel zur Zeit ihrer Kindheit (2021)

    Hannelore Thur (Winzerin, geb. 1951) erinnert sich an Überschwemmungen der Mosel in Briedel zur Zeit ihrer Kindheit (2021)

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    Hannelore Thur; Hermann Thur
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  • Hochwasserschutz am Moselufer in Briedel. Die Alu-Bohlen wurden noch mit Holzbohlen erhöht, da man ein weiteres Ansteigen befürchtete (Februar 2020)

    Hochwasserschutz am Moselufer in Briedel. Die Alu-Bohlen wurden noch mit Holzbohlen erhöht, da man ein weiteres Ansteigen befürchtete (Februar 2020)

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    Hermann Thur / Ortsgemeinde Briedel
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  • Blick in die Graf-Salm-Straße in Briedel bei Hochwasser (1926).

    Blick in die Graf-Salm-Straße in Briedel bei Hochwasser (1926).

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  • Hochwasser der Mosel in Briedel (1926)

    Hochwasser der Mosel in Briedel (1926)

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  • Briedeler Hochwasserschutzmauer von oben. Das Wasser der Mosel steht fast an der Oberkante (2011)

    Briedeler Hochwasserschutzmauer von oben. Das Wasser der Mosel steht fast an der Oberkante (2011)

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    Hermann Thur / Ortsgemeinde Briedel
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  • Historische Abbildung des Briedeler Fährturms in seiner ursprünglichen Höhe (1996).

    Historische Abbildung des Briedeler Fährturms in seiner ursprünglichen Höhe (1996).

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    Hermann Thur
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Vor dem Briedeler Gemeindehaus an der Moselstraße steht der Briedeler Fährturm. Ursprünglich stand dieser Turm an einem anderen Standort nahe der Fährstation. Von diesem Turm aus war ein Stahlseil über die Mosel gespannt. Die alte Seilfähre wurde an diesem Seil über die Mosel geführt.

Beschreibung
Funktion
Hochwassermarken in Briedel

Beschreibung
Der historische Fährturm ist aus Eisenverstrebungen konstruiert und misst ungefähr 8 Meter. Der obere Teil des Fährturms ist mit einer kleinen Standfläche ausgestattet und schließt mit einem Dach ab. Am oberen Teil des Turmes ist eine Eisenspule befestigt. Von dieser ging ursprünglich das stählerne Seil aus, an dem die alte Mosel-Fähre geführt wurde. Rechts vom Fährturm ist eine Holzleiste befestigt. Diese enthält alle Hochwassermarken seit dem Jahr 1534.
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Funktion
Der historische Fährturm befand sich ursprünglich nahe des heutigen Fährablegers. Er war zur Zeit seiner Erbauung 25 Meter hoch. Der obere Teil dieses Fährturms wurde am heutigen Standort aufgestellt. Somit war der Fährturm ursprünglich dreimal so hoch wie der heutige, gekürzte Turm. Auf der Turmspitze war eine goldene Wetterfahne befestigt. Diese Fahne ist noch auf der heutigen Moselfähre in Briedel zu sehen. Sie trägt den Namenszug der Ortsgemeinde. Von dem Fährturm aus verlief ein Stahlseil über die Mosel. Das Stahlseil endete auf der gegenüberliegenden Bergseite. Dort war das Tragseil (Fährseil) in gleicher Höhe mit einem Bodenanker befestigt. An dem Stahlseil wurde die Fähre über den Fluss geführt. Das Seil war gerade über die Mosel gespannt. Von der Führrolle gingen zwei Seile ab. Sie waren vorne und hinten an der Fähre befestigt. Mittels Handwinden wurde die Fähre dann schräg gegen die Flussströmung gestellt. Durch diesen schrägen Winkel wurde das Fährschiff von der Flussströmung ganz von alleine in Bewegung gesetzt. Mit der Kanalisierung und somit Begradigung der Mosel ab dem Jahre 1958 war es nicht mehr möglich, eine Seilfähre zu betreiben. Aus diesem Grund wurde die Seilfähre durch eine motorisierte Fähre ersetzt. Diese konnte unabhängig von der Flussströmung eingesetzt werden.
Der alte Fährturm wurde am ursprünglichen Standort abgebaut. Zwischenzeitlich diente der Turm am Spielplatz Strandbad als Teil einer Kinderrutsche. Danach wurde er stark auf 8 Meter Höhe gekürzt. Auch erhielt der Fährturm seinen heutigen dunkelgrünen Anstrich. Kurz darauf wurde auch die Leiste mit den Hochwassermarken angebracht. Die Jahresangaben wurden von verschiedenen Hochwassermarken im Ort nach hier übertragen. Die Hochwassermarken sind bis heute an verschiedenen Häusern im Ort angebracht. Sie illustrieren die Hochwasserstände der letzten 500 Jahre.
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Hochwassermarken in Briedel
An verschiedenen Häusern im Ort zeugen alte Hochwassermarken vom Ausmaß der Überschwemmungen in bestimmten Jahren. Auch am alten Fährturm neben dem Gemeindehaus wurde eine Auswahl von Hochwassermarken angebracht, um besonders hohe Wasserstände nachvollziehbar zu machen.

Briedel liegt eingeengt zwischen den steil ansteigenden Bergen des Bummkopf (Hunsrück) und des Barl (Eifel). Bei Schneeschmelze oder Unwetter führt die Mosel mehr Wasser als sie im Flussbett aufnehmen kann. Der rasant ansteigende Wasserspiegel treibt das Wasser über die Uferböschungen. Die vorbeifließenden Wassermassen können dabei um mehr als das Hundertfache zunehmen. So kommt es immer wieder zu Überschwemmungen (Hochwasser). Dies betrifft den unteren Teil des Dorfes besonders stark. Neben dem typischen saisonalen Hochwasser sind auch Eisgänge gefürchtet. Bei Tauwetter geraten die Eismassen der zugefrorenen Mosel in Bewegung. An Engstellen und in Kurven oder auch an künstlichen Hindernissen, wie Brücken, staut sich das Eis. Das nachfließende Wasser überflutet die flussaufwärts liegenden Orte in kürzester Zeit. Der Wasserspiegel der Mosel kann um bis zu zehn Meter ansteigen. Dann stehen in Briedel nicht nur die Untergeschosse, sondern auch die Obergeschosse der Häuser im Wasser. Teilweise sind auch die in rückwärtigen Seitenstraßen gelegenen Häuser von den schmutzigen Fluten überschwemmt.

Auf kleinere, fast jährliche Hochwasser haben sich die Bewohner vorbereitet. Früher befanden sich in den Kellern und Ställen zumeist nur Waren, die schnell umgelagert werden konnten. Die Vorräte an Viehfutter waren in höher gelegenen eigenen oder angemieteten Kellern untergebracht. Das wird auch heute noch so gehandhabt. Die Häuser sind im Sockel und Erdgeschoss massiv gebaut, die Böden im Innenraum gefliest. Das hat den Vorteil, dass das aufsitzende Fachwerkgebälk nicht durch die Feuchtigkeit geschädigt wird. Mit schnell errichteten Stegen bleibt bei Hochwasser der Zugang zu den Wohnungen erhalten. Steigt das Wasser jedoch noch höher an, reichen die Behelfswege nicht mehr aus. Viele Briedeler hatten Durchgangsrechte über die Dachgeschosse ihrer Nachbarhäuser, um sich trockenen Fußes bewegen zu können. Zwischen einigen Häusern befinden sich heute noch schmale Durchgänge. Dabei handelt es sich um „Hochwasserfluchtwege“. Über diese konnte bei plötzlich ansteigendem Wasser, beispielsweise bei einem Eisstau, das Vieh in die höher gelegenen Ortsteile geführt werden. Auch die Feuerwehr und die Nachbarn sind dann im Einsatz und versorgen die Bewohner mit Booten.

Mit dem Rückgang des Wassers erfolgt das Reinigen. Der vom Fluss hinterlassene Schlamm muss unverzüglich mit viel Wasser abgespritzt werden. Ansonsten kann er hart wie Beton werden. Bei diesem Reinigen ist die Hilfe der ganzen Familie und von Freunden erforderlich.

Immer wieder kam es durch einzelne Extremhochwasser zu Schäden an den Gebäuden. So zeigt ein Vergleich der Häuserlisten aus den Jahren 1784 und 1788, dass die Häuser in Moselnähe durch das Extremwasser im Jahr 1784 schwer beschädigt wurden. Der ausgewiesene Wertansatz einiger Häuser gab teils nur noch die Hälfte an. Die Moselkanalisierung des Jahres 1960 erhöhte den Flussquerschnitt. Kleinere Wasserwellen konnten somit besser abfließen. Größere Wassermassen können damit aber nicht ausgeglichen werden. Um den Schifffahrtsverkehr aufrecht zu erhalten, wird eine Fahrrinne mit Eisbrechern offengehalten. Damit ist auch die Gefahr eines Eisstaus wesentlich geringer geworden.
Im Jahr 1999 baute die Gemeinde mit Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz in Briedel eine massive Hochwasserschutzmauer, die mit mobilen Elementen zusätzlich erhöht werden kann. Mit Hilfe dieser Hochwasserschutzmauer werden kleine und mittlere Hochwasser, bis circa sieben Meter über Normalstand, abgewehrt. Aber auch diese Mauer wurde beim Hochwasser des Jahres 2003 überflutet.
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(Sarah Mihalovic, Luisa Junker, Anna-Maria Zois, Universität Koblenz-Landau / Hermann Thur, 2020)

Literatur

Thur, Hermann (2016)
Briedeler Geschichte 2. S. 185, Briedel.

Fährturm in Briedel

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Moselstraße
Ort
56867 Briedel
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Empfohlene Zitierweise
„Fährturm in Briedel”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-327329 (Abgerufen: 6. November 2024)
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