Stadtteil Frauenstein (Wiesbaden)

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Wiesbaden
Kreis(e): Wiesbaden
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 03′ 36,81″ N: 8° 09′ 26,75″ O 50,06022°N: 8,15743°O
Koordinate UTM 32.439.691,26 m: 5.545.666,80 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.439.742,17 m: 5.547.445,74 m
  • Das um 1330 errichtete "Weinhaus zur Burg" im Vordergrund, dahinter der Turm der Burg Frauenstein (2020)

    Das um 1330 errichtete "Weinhaus zur Burg" im Vordergrund, dahinter der Turm der Burg Frauenstein (2020)

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  • Blick in die Weinlage Frauensteiner Herrnberg im Herbst (2020).

    Blick in die Weinlage Frauensteiner Herrnberg im Herbst (2020).

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  • Die Burgruine Frauenstein in Wiesbaden-Frauenstein vom "Spitzen Stein" aus fotografiert (2020).

    Die Burgruine Frauenstein in Wiesbaden-Frauenstein vom "Spitzen Stein" aus fotografiert (2020).

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  • Blick über die Weinlagen Frauensteiner Herrnberg und Frauensteiner Homberg (2020).

    Blick über die Weinlagen Frauensteiner Herrnberg und Frauensteiner Homberg (2020).

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Wiesbaden-Frauenstein ist ein ländlich geprägter Ortsbezirk am westlichen Rand von Wiesbaden mit knapp 2.400 Einwohnern. Benannt ist der Ort nach der im 12. Jahrhundert erbauten Burg Frauenstein. In dem ländlich geprägten Ort wird seit Jahrhunderten Wein- und Obstbau betrieben und er ist für seinen Blütenreichtum während der Kirschblüte berühmt.

Entstehungsgeschichte des Ortes
Die Burg Frauenstein wurde im Jahr 1184 durch Heinrich Bodo von Idstein (1160 - ?) auf einem Felsvorsprung des Spitzen Steins errichtet. Sie wurde zwar erst im Jahre 1221 erstmals urkundlich erwähnt, ihr früheres Erbauungsdatum konnte jedoch mittels dendrochronologischer Untersuchungen eines original erhaltenen Holzbalkens im obersten Steingeschoss des Turmes ermittelt werden. Ihr ursprünglicher Name „Vrouwensteyn“ wandelte sich im Laufe der Zeit zu Frauenstein, wobei sich das „-steyn“ beziehungsweise „-stein“ auf die Bezeichnung eines steinernen Wehrturms in einem Adelshof bezieht. Ende des 18. Jahrhunderts verfiel die Burg. Ihr Turm wurde in den 1990er Jahren restauriert und 2002 eröffnet. Er kann während der Öffnungszeiten besichtigt werden.

Am Fuße des Burgfelsens entwickelte sich im Zuge der Entstehung der Burg Frauenstein auch die gleichnamige Ortschaft. Die Fachwerkhäuser Falkerscher Hof (Georgstraße) und Schönbornscher Hof in der Kirschblütenstraße (von 1571, mit Resten mittelalterlichen Bauwerks) gelten als die schönsten und am besten erhaltenen Fachwerkhäuser des Ortes.

Um 1300 verkaufte der Ritter Siegfried IV. von Frauenstein die Burg samt Grundbesitz zur Tilgung seiner Schulden an das Mainzer Erzstift. Für das Erzstift bedeutete dies eine strategisch günstige, nordöstliche Flankensicherung für den Rheingau, der seit der Jahrtausendwende unter Mainzer Herrschaft stand.

Die Grafen von Nassau, die über benachbartes Gebiet verfügten, fürchteten diesen Machtzuwachs von Mainz. Um ihre Präsenz und ihren Einfluss in der Region zu stärken und letztlich die Expansion des sich entwickelnden Dorfes Frauenstein zu unterbinden, ließen sie im Umkreis des Ortes Wehrhöfe als Blockade errichten. Die heute noch weitgehend in ursprünglichem Zustand erhaltenen Güter Hof Nürnberg (im Osten), Grorother Hof (im Südosten) und Hof Armada (im Süden), verfügten neben anderen Ländereien über umfangreichen Weinbergbesitz. Weitere ehemalige Wehrhöfe waren Rosenköppel im Norden des Ortes (heute nicht mehr existent), sowie Hof Sommerberg im Nordwesten (ab 1871 Schloss Sommerberg).

Im Zuge des Reichsdeputationshauptschlusses ging die Gemeinde 1803 in den Besitz der Grafen von Nassau über. Im Jahr 1866 wurde Frauenstein preußisch, 1928 wurde der Ort nach Wiesbaden eingemeindet.

Weinbau in Frauenstein
Der Weinbau in Frauenstein ist seit dem Mittelalter überliefert, spätestens seit Ende des 12. Jahrhunderts wird hier Wein angebaut. Weinbergbesitz hatten auch die einstigen Wehrhöfe Hof Armada und Hof Sommerberg sowie Hof Nürnberg und Grorother Hof, die beide noch heute Weingüter sind, der Grorother Hof ist zudem Sitz der Weingenossenschaft Frauenstein eG.

Auch das Mainzer Erzstift besaß in der Lage Herrenberg und in der Nähe des Grorother Hofs Weinberge. Diese wurden als sogenannte Drittelswingerte an Bürger vererblehnt, was bedeutete, dass aus diesen Weinbergen ein Drittel der Trauben an die kurfürstliche Kelter nach Eltville geliefert werden musste. Die Erbteilung führte zu einer starken Zersplitterung des Besitzes, sodass die Anzahl der immer kleiner werdenden Parzellen im Laufe der Zeit fortwährend größer wurde. Nach der Säkularisierung hob die neue Nassauer Regierung das Drittelsrecht auf und die Weinberge wurden freies Eigentum.

Heute ist in der Gemarkung Schierstein eine Fläche von rund 52 Hektar mit Weinreben bestockt. Die Weinlagen in Frauenstein befinden sich in der Großlage Steinmächer mit den Einzellagen Homberg, Herrnberg und Marschall. Da sich westlich von Frauenstein der Altkreis Rheingau anschließt, bezeichnet sich der Ort häufig auch als „Tor zum Rheingau“. Es ist damit jedoch nicht die einzige Ortschaft, die diese Bezeichnung in Anspruch nimmt (siehe Weinbaugemeinde Wicker im Rheingau).

Die Verbundenheit des Ortes mit dem Weinbau zeigt sich auch in der Anlage des „Europa-Weinbergs“ nahe des Grorother Hofes, in dem verschiedene, für Europa charakteristische Rebsorten gepflanzt sind. Der Weinbau der Region wird zudem auf einem Weinlehrpfad erklärt, der in den 1980er Jahren angelegt wurde.

Weitere Wahrzeichen von Frauenstein
Neben der Frauensteiner Burg und den einstigen Wehrhöfen verfügt die Gemeinde über weitere Wahrzeichen. Frauenstein ist ländlich geprägt, wobei abgesehen vom Weinbau insbesondere der Obstanbau auf 79 Hektar Fläche eine wichtige Rolle spielt. Mit seinen vielen Kirschbaumkulturen wird der Ort während der Kirschblüte (Ende April/ Anfang Mai) zu einem beliebten Ausflugsziel. Berühmt ist zudem die schon teilweise geborstene „tausendjährige Linde“ neben der katholischen Kirche St. Georg im Ortskern.

Für die in Deutschland sehr seltene Äskulapnatter, die auf der Roten Liste als stark gefährdet eingestuft wird, stellt das Naturschutzgebiet Sommerberg nordwestlich von Frauenstein eines von wenigen Habitaten in Deutschland dar. Im Jahr 2006 wurde hier ein „Schlangenpfad“ eröffnet, der den Besuchern die Äskulapnatter und ihren Lebensraum näher bringt.
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(Barbara Bernard, Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 2020)

Internet
www.wiesbaden.de: Stadtteile - Frauenstein: Geschichte (abgerufen: 16.11.2020)
www.de.wikipedia.org: Burg Frauenstein (Wiesbaden) (abgerufen: 16.11.2020)
www.burgverein-frauenstein.de: Willkommen auf der Seite des Burgvereins Frauenstein e.V. (abgerufen: 16.11.2020)
www.rheingau.com: Frauenstein (abgerufen: 16.11.2020)

Literatur

Meurer, August Heinrich (1930)
Dorf und Burg Frauenstein – nebst Nachrichten über die Höfe Armada, Grorod, Nürnberg, Rosenköppel und Sommerberg – ein Heimatbuch nach archivalischen Quellen. Wiesbaden.

Stadtteil Frauenstein (Wiesbaden)

Schlagwörter
Ort
65201 Wiesbaden - Frauenstein
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1184

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
Barbara Bernard: „Stadtteil Frauenstein (Wiesbaden)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-324150 (Abgerufen: 23. April 2024)
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