Der Ritterstein „Todtermann“ befindet sich nördlich von Ramberg, nördlich der Hochstraße von Heldenstein nach Taubensuhl.
Thematische Einordnung „Todtermann“ ist ein Ritterstein aus der Kategorie „Kriegsschauplätze und Schanzen, Begebenheiten und Legenden“ (Eitelmann 2005).
Spezifische Einordnung Der Stein ist ein aufrecht stehender Sandsteinfindling. Die Inschrift lautet: TODTERMANN. Rechts unter der Eintragung findet sich das Kürzel P.W.V. für den Pfälzerwald-Verein. Der Stein gibt einen Hinweis auf zwei etwa 50 Meter entfernte Sandsteinplatten. Sie sind mit der Legende des toten Mannes verbunden. Beide Steine liegen an der Grenzlinie Roschbach nach Hainfeld nahe dem Gipfel des Sulzgrundkopfes. Die ehemalige Verlauf der alten Hochstraße folgt der Grenze zwischen den beiden Orten und der zweiten und dritten Haingeraiden. Insofern kann davon ausgegangen werden, daß es sich um Grenzsteine handelt. Darauf weisen auch die zahlreichen Eintragungen hin. Es handelt sich, ähnlich wie beim Kanzelfelsen um Daten der Grenzumgänge, Nummerierungen der Grenzsteine für die jeweilige Gemeinde sowie um Personenzeichen. Zudem ist mit den Steinen die Legende des toten Mannes verbunden.
Eine Flurbezeichnung (sie geht aus alten Karten hervor) Todtermann kommt in der Pfalz mehrfach vor. In der Regel werden mit derartigen Namen Stellen eines Unglückes oder eines Verbrechens gekennzeichnet. Schließlich handelt es sich bei der Hochstraße um eine ehemals „verkehrsreiche“ Straße. Für die Einordnung der Steinplatten, die mit dem Ritterstein Todtermann gekennzeichnet werden, können einige Informationen aus Urkunden entnommen werden. „Der Rhodter Schultheiß und Haingeraidenvorsteher Johann Konrad Eberhard benennt die Stelle schon um 1780 in seiner Grenzbeschreibung der dritten Haingeraide. Nach der Aufzählung von einigen Grenzsteinen vom Steigerkopf kommend, schreibt er zwischen dem Hermeskopf und Kieseleckerbild bei Grenzzeichen Nr. 141: “Ein groser feltzen (Felsen) gegen dem Toden Mann, oder greider Jost genanndt„. (Eitelmann 2005, S. 68). In einer Abschrift einer Grenzbeschreibung aus dem Jahr 1602 nennt derselbe Geraidevorsteher “so in den Weg füran, Biß an den Greider Jost (Kräuter-Jost), genannden Todenmann„. (Eitelmann 2005, S. 68).
Eine der beiden Standsteinplatten ist eine 0,30 Meter hohe, im ganzen (mehr oder weniger) viereckige Felsplatte von 1,80 m Länge (Nord-Süd) und bis 1,30 Meter Breite (West-Ost). In der Mitte dieser näher zum Gipfel liegenden Platte ist im Umriß eine menschliche Figur roh aber deutlich und nicht ungeschickt eingehauen. Ihre Länge (Nord-Süd) beträgt etwa 0,75 Meter, die größte Breite am Kopf 0,25 Meter und an den Füßen 0,30 Meter. Die Figur ist dem Betrachter zugewandt. “Der Kopf ist groß, bartlos. Der rechte Arm läuft gerade am Obergewande (Wamms?) nach abwärts. Der linke Arm bildet einen Halbkreis, während die Hand in den Leib eingeschnitten ist. Die Hosen sind durch einen Schlitz angedeutet. Die Füße bedecken ungefüge, weite „Bundschuhe“.„ (Mehlis 1910, S. 238, Abbildung in der Mediengalerie). Die Person wird von Inschriften, Buchstaben und Zeichen umgeben. Deutlich sind die Abkürzungen für Hainfeld und Roschbach erkennbar. Links vom rechten Fuße der Darstellung steht H 40 = Hainfeld Grenzstein Nr. 40, rechts von Kopf der Figur RO 35 für Roschbach Grenzstein Nr. 35. “Auf der östlichen Langseite sind folgende in lateinischen Majuskeln [...] eingehauenen Zeichen zu erkennen: RM V.„ (Mehlis 1910, S. 238). Das Felsbild wurde bei Forstarbeiten 2011 beschädigt und dabei um 90° gedreht (s. Abbildungen in der Mediengalerie)
Auf der westlichen Langseite sind mehrere Buchstaben erkennbar: INW INI.URI. HR. Möglicherweise handelt es sich um lateinische Bezeichnungen (Mehlis 1910, S. 238). Christian Mehlis geht davon aus, daß er eine Grabstelle entdeckt hat. “...direkt unter der Gestalt die zu ihr gehörige Grabinschrift unter der Decke des Mooses in Gegenwart von Herrn Förster Stallmann aufzufinden und festzustellen. Sie besteht aus folgenden Buchstaben, Ziffern und Zeichen: Blume GK1664 +4 X Ueber dem K ist ein blatt- oder blumenähnliches Ornament eingehauen. Die dritte Zahl kann als schlechtes 6 oder O mit einem Beistrich gedeutet werden [...]. Während G K und 1664 den Namen und das Todesjahr des abgebildeten „Todtermann“ darstellen, bekunden die drei Kreuze entweder die Tatsache des Todes von G K an dieser Stelle, oder sie deuten anstatt des Namens des Stifters der Grabplatte die Vertretung in bekannter Manier an. Ob der „Todtermann“ auch hier bestattet liegt, entzieht sich dem Urteil, jedoch ist das unwahrscheinlich, da man ja auf der „‚Hochstraße“ Gelegenheit hatte, die Leiche heimzufahren.„ (Mehlis 1910, S. 238).
“Diese Grabplatte der pfälzischen Bauernkunst aus dem 17. Jahrhundert im Gebiete der Haingeraiden hat unseres Wissens nur ein Gegenstück und zwar in der 3. Haingeraide, am Edenkobener Fronbaum, der 4,5 km nach Osten entfernt an derselben Hochstraße liegt. Dort steht an den „Fünf Steinen“ eine dreieckige Grabplatte mit der Inschrift: RiP requiescat in pace 1671 = anno 1671.„ (Mehlis 1910, S. 238).
(Simone Brug, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd und Club Sellemols (Historienfreunde Maikammer-Alsterweiler), 2020, ergänzt 2024 nach Hinweisen von Rudolf Wild, Annweiler)
Rittersteine im Pfälzerwald. Eine steinerne Geschichtsschreibung. S. 422. S. 68-69, Neustadt an der Weinstraße (5. leicht überarbeitete Auflage mit Wandervorschlägen).
Mehlis, Christian (1910)
Drei Denkmäler aus dem Gebiete der Pfälzischen Haingeraiden. Mit drei Figuren. In: Die Vogesen 1910 (36 u), S. 237. S. 238ff., o. O.
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Empfohlene Zitierweise
Simone Brug, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, Club Sellemols: „Ritterstein „Todtermann“ nördlich von Ramberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-324136 (Abgerufen: 19. April 2024)
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