Der früheste Nachweis eines Fährbetriebs von Linz zum gegenüberliegenden Ufer stammt aus dem Jahr 1409, die Verbindung bestand aber vermutlich bereits länger. So deutet die Bezeichnung „anme stade“ (Am Gestade) aus dem Jahr 1261 auf ein befestigtes Ufer hin, an dem Boote und Schiffe anlegen konnten.
Das Besitz- und Nutzungsrecht an der Überfahrt zwischen den beiden Rheinufern lag über Jahrhunderte alleine bei der Stadt Linz. Die linksrheinischen Städte Remagen und Sinzig hatten hier kein Fährrecht. Ein geregelter Fährbetrieb wird erstmals 1409 urkundlich erwähnt , die seit 1443 erhaltenen Pachtbriefe geben Auskunft über die Modalitäten. Eine erste Gebührenordnung liegt schon aus dem Jahr 1564 vor. Die Fährpacht zählte zu den wenigen Einnahmeposten, die den schmalen städtischen Etat bildeten. Und natürlich brachten auch die Durchreisenden Geld in die Stadt. Dementsprechend alarmiert reagierten die Linzer Stadtoberen auf drohende Konkurrenz. Ein von der Stadt Linz angestrengter Prozess wegen einer neuen Rheinfähre bei Erpel trug man 1578 bis vor das Reichskammergericht in Speyer. Und als 1706 plötzlich die Regierung des Herzogtums Jülich, zu dem die gegenüberliegende Rheinseite gehörte, Anspruch auf das Fährrecht erhob und die Rheinüberfahrt an den Remagener Bürger Christian Unkel verpachtete, wurde dieser am Linzer Ufer prompt festgesetzt. Der Sinziger Vogt ließ daraufhin das linksrheinische Eigentum der Linzer beschlagnahmen. Erst 1730 wurde der Streit mit einem Vergleich beigelegt.
Gut 100 Jahre später jedoch verzichtete die Stadt Linz vollständig auf das Fährrecht und trat alle Ansprüche an den preußischen Staat ab. Bürgermeister Franz Kerp unterzeichnete am 15. Oktober 1832 den entsprechenden Vertrag. Eine wirtschaftliche Notlage zwang die Stadtoberen zu diesem radikalen Schritt, wie Kerp in einem langen Schreiben an die Königliche Regierung vom Juni 1831 klagte. Diesem Übel werde nur durch eine bessere Verkehrsverbindung mit der Nachbarschaft auf dem anderen Rheinufer abzuhelfen sein. Die Anschaffung einer modernen, leistungsfähigen Ponte jedoch konnten Stadt und Pächter finanziell nicht stemmen. Bis dato wurde mit hölzernen Nachen und einer Schalde übergesetzt, also relativ kleinen Booten. Jetzt hatte sich also der Staat verpflichtet, eine hölzerne Gierponte als „fliegende Brücke“ anzuschaffen, die am 3. November 1834 in Betrieb genommen wurde. Die Fähre hing an einer in der Ahrmündung verankerten Kette, die über sogenannte Buchtnachen geführt und im Kripper Volksmund „de Roosekranz“ genannt wurde. 1893 schaffte die Pächterin Witwe Lurz aus Linzhausen eine eiserne Gierponte an. Dennoch verlief der Fährbetrieb weiterhin unbefriedigend. Am 24. September 1919 trafen sich daher auf dem Bürgermeisteramt in Remagen Beigeordnete der Städte Linz und Remagen zu einer Besprechung. Die beiden Städte entschlossen sich, gemeinsam das Fährrecht zu pachten. Nach mehrmonatigen Verhandlungen unterzeichneten am 29. April 1920 in der Villa Nagel in Kripp der Linzer Bürgermeister Dr. Paul Pieper und sein Remagener Amtskollege Josef Froitzheim den Gründungsvertrag der Rheinfähre Linz-Kripp GmbH.
Durch die Gründung der Fährgesellschaft besserte sich der Fährbetrieb schon bald. Im Oktober 1926 wurde an Stelle des bisherigen Gierseiles der Fährbetrieb mit Querseil eingerichtet. Seit 1925 gab es außerdem regelmässige Fahrten nach Remagen und seit Bestehen des Strandbades Sinzig eine ständige Verbindung nach Leubsdorf und der gegenüberliegenden Badeanstalt. 1937 konnte man die freifahrende Motorfähre „Franziska“ günstig erwerben, die jedoch am 9. Februar 1945 durch einen Bombenangriff versenkt wurde, bei dem auch der Fährmeister Peter Valentin und seine Ehefrau ums Leben kamen. Ab dem 1. April 1949 schließlich setzte die erste eigene Motorfähre der Fährgesellschaft mit dem Namen „Linz-Bad Kripp“ über, ab dem 30. Dezember 1953 außerdem die „Finte“. Doch für den wachsenden Autoverkehr wurden diese Fähren schnell zu klein. Bereits ab Juni 1960 wurde daher die neue Autofähre „St. Johannes“ eingesetzt, am 8. Mai 1971 nahm die „Stadt Linz“ den Betrieb auf, die seinerzeit größte Auto- und Personenfähre zwischen Basel und Rotterdam. Für den Personenverkehr zwischen Remagen und Erpel schaffte die Gesellschaft im September 1973 zusätzlich die kleine „Nixe“ an.
1974 strukturierte die Rheinfähre Linz-Kripp GmbH ihre Verwaltung um. Mit der allgemeinen kaufmännischen Betreuung wurde mit Vertrag vom 8. März 1974 die Energieversorgung Mittelrhein (EVM) betraut, in deren Händen sie bis heute liegt. . Am 14. Oktober 1987 wurde die neue Autogroßfähre auf den Namen „Linz-Remagen“ (I) getauft, bereits zehn Jahre später abgelöst durch die „Linz-Remagen“ (II). Die bis dato letzte Neuanschaffung ist die seit 2014 betriebene Auto- und Personenfähre „Linz-Remagen“ (III). Die Rheinfähre Linz-Kripp GmbH ist heute eine der größten am Rhein, denn nur wenige der verbliebenen Gesellschaften besitzen mehr als eine Autofähre und noch weniger fahren fast rund um die Uhr. Die eingesetzten Fährschiffe sind durch ihre Ausstattung völlig wetterunabhängig und fahren sprichwörtlich auch bei Nacht und Nebel. Nur extremes Hoch- oder Niedrigwasser kann sie aufhalten.
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