Kropsburg bei Sankt Martin

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Fachsicht(en): Landeskunde, Architekturgeschichte
Gemeinde(n): Sankt Martin
Kreis(e): Südliche Weinstraße
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 17′ 46,42″ N: 8° 05′ 45,78″ O 49,29623°N: 8,09605°O
Koordinate UTM 32.434.276,16 m: 5.460.779,94 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.434.325,33 m: 5.462.525,25 m
Die vermutlich um das Jahr 1200 erbaute Kropsburg liegt auf ca. 342 m ü. NN am Rand der oberen Haardt, auf der östlichen Bergzunge des Hochbergs südlich der Ortsgemeinde Sankt Martin.
Im Volksmund wird sie auch „Kropsegg“ genannt.

Geschichte
Die zu Beginn des 13. Jahrhunderts gemeinsam mit anderen Burgen in der Umgebung zum Schutze des Trifels erbaute Kropsburg, konnte aufgrund ihrer Höhenlage den darunterliegenden Weg im Tal gen Westen kontrollieren.
Das Geschlecht der Herren von Kropsburg war seit der Erbauungszeit mit der Burganlage verbunden (benannten sich nach der Burg) und dienten dort als Reichsministeralien. Der erste urkundliche Nachweis der Kropsburg ist auf 1234 / 1236 zurückzuführen, als die Burg Sitz der Herren von Kropsburg war. Allerdings sind weder das genaue Gründungsdatum noch die Gründer der Burganlage bekannt.
Im Laufe des 13. Jahrhunderts entwickelte sich die Burganlage zur Garnerbenburg und diente zudem in Kriegszeiten als Zufluchtsstätte für adelige Familien. Zu den oftmals miteinander verwandten oder verschwägerten Gemeinern zählten u.a. Merkel Mursel von Kropsburg, die Herren von Lichtenstein, die Herren von Hohenecken, die Herren von Odenbach sowie die Herren von Friesenheim, die Herren von Ochsenstein und die Herren von Altdorf. Ab 1294 war ein Teil der Burg vermutlich als Lehen in Hand der speyerischen Hochstiftsministeralienfamilie von Lachen und 1281 erlangten die Bürger von Speyer erstmals das Öffnungsrecht an einer Hälfte der Burg.

Im 14. Jahrhundert war die Burganlage unter den Herren von Dalberg, von Ochsenstein und von Odenbach aufgeteilt. Die Dalberger hatten die östliche, talseitige Burghälfte und die Ochsensteiner und Odenbacher die westliche, bergseitige Burghälfte in ihrem Besitz.
Nachdem Merkel von Kropsburg anfangs des 14. Jahrhunderts Mechtild von Dalberg heiratete, belehnte er in den Folgejahren den Vater seiner Frau (Johann Kämmerer von Dalberg) mit seinem Burganteil. Im Jahr 1345 fiel dieser Burganteil endgültig an die Dalberger, da die Ehe von Merkel und Mechtild keinen Burgnachfolger hervorbrachte. In den Folgejahren gab es zahlreiche weitere Belehnungen von Burganteilen an das Haus Dalberg.
Unter den Herren von Odenbach und Ochsenstein diente die Burganlage zeitweise als Gefängnis, so wurde u.a. im Jahr 1369 Graf Walram von Leiningen auf der Kropsburg festgehalten. Im Jahr 1375 wurde die Burganlage bei einer Fehde des Grafen Emich von Leiningen mit den Städten Mainz, Worms und Speyer erstmals beschädigt.

Im 15. Jahrhundert schlossen die Burgherren von Dalberg und von Odenbach einen Burgfrieden. Nach dem kinderlosen Tod des Hans von Odenbach konnten die Dalberger schließlich, mit Erlaubnis des Bischofs von Speyer, deren Burganteile übernehmen. So war die Kropsburg ab Mitte des 15. Jahrhunderts bis zu ihrer endgültigen Zerstörung Sitz der Ritter von Dalberg. In den Jahren 1461 und 1471 wurde die Burganlage bei einer Fehde zwischen Pfalzgraf Friedrich I. und Herzog Ludwig I. von Pfalz-Zweibrücken (der „Schwarze“ genannt) belagert.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts folgte zunächst die Aufteilung der Kropsburg an zwei Linien des Hauses Dalberg.
Während des Bauernkrieges im Jahr 1525 drang der Nußdorfer Bauernhaufen in die Burganlage ein, es entstanden jedoch keine größeren Schäden. Im Jahr 1552 wurde die Kropsburg von Soldaten des Markgrafen Albrecht von Brandenburg kurzzeitig besetzt. Es ist anzunehmen, dass es im Zuge der Besatzung zur Beschädigung der Burganlage kam, da in den Folgejahren einige Neubauten errichtet wurden. Dazu zählen u.a. die Errichtung von schlossähnlichen Bauten in der Unterburg sowie der Bau der Vorburg inklusive Zwinger und Zeughaus.
Auch während des 17. Jahrhunderts diente die Burganlage weiterhin den Herren von Dalberg als Wohnsitz. Während des 30-jährigen Krieges wurde die Kropsburg beschädigt. Die endgültige Zerstörung folgte 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch französische Truppen. Dabei wurde die komplette Burganlage, bis auf die Burgkapelle und einen Saalbau, komplett zerstört. Zwar erfolgte nach und nach der Wiederaufbau der Burganlage, der bisherige 300 Jahre vorherrschende Residenzcharakter ging allerdings verloren. In den Jahren nach der Zerstörung siedelten sich einige ehemalige Bedienstete der Dalberger Herren in einfachen Steinhütten innerhalb des Burgareals an, so dass die Burganlage wieder bis zu 100 Bewohner zählte.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden auf der Ostseite der Unterburg neben einem Wohnhaus auch diverse andere kleine Gebäude errichtet. Schließlich folgte ab 1794 der Niedergang der Burganlage und sie wechselte in den Folgejahren mehrfach den Besitzer.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verkauften die Herren von Dalberg die Kropsburg. In der Folge wurden die verbliebenen Türme abgerissen und die Steine zum Bau der Festung nach Germersheim verkauft. Gegen Ende des 19.Jahrhunderts wurde die erste Gastwirtschaft im Burgareal eingerichtet.

Ab Anfang des 20. Jahrhunderts folgten erneut diverse Besitzerwechsel. Seit 1971 ist die Kropsburg schließlich in Privatbesitz und wird in Teilen bewohnt. Einige kleinere Gebäude, ein Gasthaus und ein Kiosk innerhalb der Vorburg werden bewirtschaftet und sind der Öffentlichkeit zugänglich.

Baubeschreibung der Anlage
Die Kropsburg wurde als Höhenburg unter Einbezug der natürlichen Geländeformation, in Spornlage errichtet und war somit nur von der Bergseite aus angreifbar.
Zum ursprünglichen bzw. spätmittelalterlichen Aussehen der Burganlage gibt es nur wenige Belege – die heute vorhandene Bausubstanz setzt sich mehrheitlich aus „neueren“ Bauten ab dem 18. Jahrhundert (sukzessiver Wiederaufbau nach der Zerstörung im 30-jährigen Krieg) zusammen.

Die Gesamtanlage bestand aus einer rechteckigen Kernanlage (Ober- und Unterburg), einer Vorburg (Westen), einer Zwingeranlage (Süd-, Ost- und Nordseite) sowie einer umlau-fenden Ringmauer.

Die Oberburg lag im Zentrum der Anlage und stellt zugleich das älteste Bauteil der Anlage dar. Sie weist einen nahezu quadratischen Grundriss (ca. 36 m x 32 m) auf und wurde auf einer felsigen Erhebung gegründet. Der ursprüngliche Zugang erfolgte vermutlich aus südöstlicher Richtung von der Unterburg aus, wurde jedoch im Laufe der Jahrhunderte auf deren Westseite verlegt. Der rechteckige, aus Buckelquader bestehende Bergfried lag erhöht auf dem Zentralfelsen der Oberburg und hatte vermutlich einen Grundriss von ca. 9,70 m x 8 m. Südlich des Bergfrieds befand sich ein Wohngebäude (Palas) und vermutlich war die Oberburg im Nordosten mit mindestens einem weiteren Wohngebäude bebaut. Ab dem Jahr 1345 befand sich wohl auch eine Burgkapelle (St. Aegidien) innerhalb der Oberburg. Von der ursprünglichen Oberburg ist fast nichts mehr erhalten, da diese zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Rahmen von Umbaumaßnahmen verändert, größtenteils abgetragen und die Steine für den Festungsbau in Germersheim genutzt wurden.

Die rechteckige Unterburg schloss sich südlich/südöstlich an die Oberburg an und maß ca. 40 m x ca. 20-25 m. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden teilweise neue Gebäude errichtet, darunter u.a. ein achtseitiger, 5-geschossiger Treppenturm am westlichen Toreingang (sog. „Hexenturm“), ein innerer Torbau mit zwei Pilasterportalen sowie Wohngebäude. Der Zugang zur Unterburg erfolgte von Westen über einen 3-geschossigen Torbau mit Zeltdach. Der „Hexenturm“ diente ursprünglich wohl als Flankierungsturm und wurde zur Sicherung des inneren Tors errichtet. Er lehnte sich mit den beiden unteren Geschossen an die Außenmauer der Kernanlage an und war in den darüber liegenden Geschossen über eine Fallbrücke mit der Oberburg verbunden. Heute wird der Hexenturm als Wohnturm genutzt. Nach 1550 wurden einige schlossähnliche Bauten in der Unterburg errichtet.
Die Kernanlage wurde gegen Ende des 14. Jahrhunderts bzw. zu Anfang des 15. Jahrhunderts von einer Außenmauer (teilweise) mit Wehrgang bewehrt. Darüber hinaus hatte sie vermutlich keine sonderlichen Defensivvorrichtungen und fungierte vielmehr als Schildmauer.

Die Vorburg lag westlich der Kernanlage und diente überwiegend der Unterbringung von einfachen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden. Der Zugang zur Burganlage erfolgte von Westen her. Das äußere Tor wurde durch einen quadratischen, 3-geschossigen Eckturm flankiert. Im Osten wurde die Vorburg durch eine halbrunde Bastion geschützt, die aus der Außenmauer der Oberburg (Westseite) hervortrat.
Zur Verteidigung war die Burganlage von einer Ringmauer umgeben, die im Süden mit mehreren halbrunden Flankierungstürmen verstärkt war. Ab ca. 1575 wurde die Burganlage durch den Bau einer Zwingeranlage zwischen Ringmauer und Kernanlage verstärkt.

Die Wasserversorgung der Burganlage erfolgte über einen in den Zentralfelsen geschlagenen Brunnen in der Oberburg, der im Jahr 1787 durch einen ca. 12 m langen „Reinigungsstollen“ erweitert wurde. Der ursprüngliche Brunnen führte zu dieser Zeit aber bereits kein Wasser mehr und wurde wieder verfüllt. Darüber hinaus erfolgte die weitere Wasserversorgung über Zisternen und antransportiertes Wasser.

Renovierung und Erhaltung
Die Ruine der Kropsburg ist ein gemäß § 8 DSchG Rheinland-Pfalz eingetragenes Kulturdenkmal (Denkmalverzeichnis Kreis Südliche Weinstraße). Im Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Südliche Weinstraße ist Folgendes angegeben:
„Anfang 13. Jh. gegründet, 1689 zerstört; Überreste: Ringmauer mit Schalentürmen; Torbogen (1583); Eckturm (Gartenhaus), die Tür bez. 1612; Unterburg, 2. Hälfte 16. Jh.: Treppenturm, Torbau, Renaissance-Portale, über einem Portal Werksteine bez. 1560, 1584: Oberburg: Umfassungsmauer, Bergfried mit Buckelquadern“ (GDKE, Seite 88).

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden unter Aufsicht des Bayerischen Denkmalamtes die ersten Auf- und Ausbaumaßnahmen durchgeführt. Seit einigen Jahren kümmert sich der Förderverein „Freunde der Kropsburg“ um den Erhalt der historischen Stätte.
Von der ursprünglichen Burganlage sind Teile der Unter- und Oberburg erhalten, darunter Reste der nordwestlichen Außenmauer der Oberburg, Reste des Bergfrieds (Überreste haben noch eine Höhe von ca. 10 m) und des Palas. Darüber hinaus ist auf der Südseite der Vorburg die Ringmauer auf ca. 150 m Länge erhalten.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit
Die Burgruine liegt ca. 600 m Luftlinie südlich der Ortsgemeinde Sankt Martin und ist von dort nur über einen Fußweg erreichbar. Von der Nachbargemeinde Edenkoben ist die Anfahrt über eine öffentliche Straße möglich.
Die Burgruine befindet sich in Privatbesitz, daher ist die Kernanlage der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Lediglich die Vorburg ist begehbar – dort befinden sich u.a. die Gaststätte „Burgschänke Kropsburg“ sowie ein Kiosk.

(Barbara Hillers, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2020)

Internet
ebidat.de: Eintrag in der Burgendatenbank ebidat zur Kropsburg (abgerufen am 27.02.2025)
www.stmartin.de: Sehenswürdigkeiten (abgerufen 14.10.2020)
www.alleburgen.de: Landkreis Südliche Weisntraße - Kropsburg (abgerufen 15.10.2020)

Literatur

Keddigkeit, Jürgen; Übel, Rolf / Burkhart, U. (Hrsg.) (2005)
Pfälzisches Burgenlexikon. Band 3. I-N. Seiten 237-256, Kaiserslautern.

Kropsburg bei Sankt Martin

Schlagwörter
Ort
67487 Sankt Martin
Fachsicht(en)
Landeskunde, Architekturgeschichte
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung

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Barbara Hillers: „Kropsburg bei Sankt Martin”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-324074 (Abgerufen: 24. März 2025)
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