Orden: Benediktinerabtei.
Geschichte (Gründung und Entwicklung bis um 1200):
Der Diakon Adalgisel-Grimo errichtete 634 auf seinem aus der Römerzeit stammenden Besitz eine Eigenkirche, die der Trierer Bischof Modoald einweihte und mit Klerikern beschickte. Laut Franz Staab stammten die ersten Kleriker nicht aus Trier, sondern aus Verdun. Der Stifter selbst überwies das zugehörige „monasterium“ dem Bischof von Verdun aus Dankbarkeit für die von diesem erfahrene Erziehung.
Da die Kirche später auch als Pfarrkirche des Ortes fungierte, wird in Erwägung gezogen, dass in Tholey zunächst eine Klerikergemeinschaft vorhanden war; die Bezeichnung „monasterium“ würde dem nicht widersprechen. Allerdings kann auch eine Mönchsgemeinschaft, welcher Observanz auch immer, von Anfang an nicht einfach ausgeschlossen werden.
Ein weiteres Problem war die Abhängigkeit von zwei Bischöfen; der Bischof von Verdun als Besitzer von Kirche und Kloster konnte jährliche Abgaben erheben, während dem Trierer als Diözesanbischof die geistliche Aufsicht oblag, die Gewicht hatte, zumal der Abt die Funktionen des Ortspfarrers ausübte, auch noch nachdem zu Anfang des 13. Jahrhunderts die Pfarrechte auf die neue Johanneskirche in der Nachbarschaft übergegangen waren. Hinzu kam, dass Tholey an der Wende zum 10. Jahrhundert Sitz eines Trierer Archidiakons geworden sein muß.
Nur mit Wahrscheinlich erschließen läßt sich, dass in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts im Zuge einer von Bischof Bernhard von Verdun († 879) betriebenen Reform die Benediktregel eingeführt wurde. 916/17 wird sie erwähnt. Die Beziehungen Tholeys zum Bischof von Verdun lockerten sich seit dem 12. Jahrhundert, in gleichem Maße nahm der Einfluß Triers auf das Kloster zu; die letzte Belehnung des Abtes durch den Bischof von Verdun erfolgte 1236 (Engels 2006).
Name / Patrozinium: – / Mauritius und diverse Patrone.
Orden: Benediktiner.
Gründung: um 620.
Aufhebung: 1793 (Bönnen / Hirschmann 2006).
Architektur
„Der hochgotische Bau der Abteikirche in Tholey zählt zu den wichtigsten Kirchenbauten des 13. Jh. im Bistum Trier. Die hier verwendete Skulptur steht im Spannungsfeld zwischen dem Metzer Dom und der Trierer Liebfrauenkirche, dennoch sind die Formen sehr eigenständig. Besonders für die nicht allzu weit entfernten Kirchen von St. Arnual bei Saarbrücken oder Homburg-Haut in Lothringen hatte die Architektur der Abtei Vorbildwikung.“ (Klosterführer Rheinland, S. 141f.).
Jüngere Geschichte seit der Aufhebung
Die Aufhebung der Abtei 1793/94 ging mit erheblichen Zerstörungen und Plünderungen einher. Die Abteigebäude wurden 1798 versteigert und zu großen Teilen abgerissen. Der Ostflügel der ehemaligen Klausur konnte erhalten werden und die vormalige Abteikirche wurde ab 1806 wieder als Pfarrkirche genutzt.
Erst 1949 wurde die Abtei durch Papst Pius XII. kanonisch wiedererrichtet und im Folgejahr durch Mönche aus der Trierer Benediktinerabtei St. Matthias wiederbesiedelt (LexMA und Klosterführer Rheinland).
Der heutige Pfortenbau der Abtei wurde 1954 errichtet. Die Renovierung der Kirche erfolgte 1957-1963 Unterstützung der Regierung des Saarlandes und des Bistums Trier.
Im Jahr 2008 stand die Abtei kurz vor dem finanziellen Ruin, konnte aber durch den Verkauf Land und die Unterstützung durch einen Förderverein, Spenden und Finanzmitteln des Saarlandes und der EU wirtschaftlich konsolidiert werden und in der Folge sogar Bau- und Renovierungsmaßnahmen in Angriff nehmen. Der Konvent von aktuell 11 Mönchen (2019) ist seelsorgerisch tätig und betreibt eine Gastwirtschaft und ein Gästehaus (Schaffer 2008).
Richter-Fenster
Am 17. September 2020 wurden die von Gerhard Richter (*1932) gestalteten und gestifteten neuen Hauptchorfenster der Abteikirche in Abwesenheit des Künstlers der Öffentlichkeit vorgestellt. Die drei jeweils 9,30 Meter hohen und 1,95 Meter breiten Chorfenster wurden von Richter bereits vor 2019 als abstrakte Motive entworfen und dann in der Münchener Glaswerkstätte Gustav van Treeck mittels Ätz-, Druck- und Klebetechnik umgesetzt.
Neben dem 2007 eingeweihten Richter-Fenster im Kölner Dom handelt es sich um die einzigen Kirchenfenster, die auf Gerhard Richter zurückgehen. Der als einer der weltweit bedeutendsten Künstler der Gegenwart geltende Richter bezeichnet die drei Tholeyer Fenster selbst als sein letztes Großwerk.
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2020/2022)
Internet
www.abtei-tholey.de: Benediktinerabtei St. Mauritius Tholey (abgerufen 28.08.2020 und 28.02.2022)