Kurort Bad Cleve

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Kleve (Nordrhein-Westfalen)
Kreis(e): Kleve (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 47′ 44,79″ N: 6° 07′ 32,88″ O 51,79578°N: 6,1258°O
Koordinate UTM 32.301.807,48 m: 5.742.231,92 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.508.722,12 m: 5.740.187,52 m
  • Blick vom Tiergarten über den Prinz-Moritz-Kanal bei Kleve (2012).

    Blick vom Tiergarten über den Prinz-Moritz-Kanal bei Kleve (2012).

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    Burggraaff, Peter
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    Burggraaff, Peter
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Kleve liegt am linken Niederrhein an und auf dem im niederrheinischen Tiefland etwa 80 Meter aufragenden Klever Berg. Keimzelle ist die im 10. Jahrhundert auf dem Berg entstandene Burg, die Schwanenburg. Die benachbarte Siedlung erhielt 1242 Stadtrechte. Durch politisches Geschick stärkten die Grafen von Kleve ihre Position, so dass sie Anfang des 15. Jahrhunderts die Herzogwürde erwarben. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ließ Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679), den der Große Kurfürst am Niederrhein als Statthalter eingesetzt hatte, die Schwanenburg ausbauen, den Prinzenhof errichten und ab 1647 nach Plänen des Gartenarchitekten Jakob van Campen als eine weitläufige Kunstlandschaft den Alten und den Neuen Tiergarten (ab 1646 und ab 1653) im Umkreis der Stadt anlegen.

Die Entdeckung einer eisenhaltigen Mineralquelle, eines Sauerbrunnens, 1741 durch den Klever Arzt und Magister Johannes Blanckenhorn in den Parkanlagen am Springenberg, unterhalb des kleinen Amphitheaters, leitete mit der Gründung eines Kurbetriebes durch den von der Berliner Regierung beauftragten Brunnenarzt Dr. Johann Heinrich Schütte aus Soest eine neue Phase der Ortsgeschichte, geprägt durch das Kurwesen, in Kleve ein. Ergänzend zur Trinkkur - nach Fassung der Quelle und Leitung des heilenden Wassers in eine Brunnenstube - eignete sich das Wasser einer zweiten durch Schütte 1742 entdeckten Quelle auf Grund der Wasserqualität zur Badekur. Damit war eine gute Grundlage für einen breitgefächerten Kuraufenthalt gelegt. Abgerundet wurde dieser durch Spaziergänge im Wandelgang am Amphitheater, durch Wasserpromenaden in Form von Kahnfahrten auf dem Kermisdahl und durch Ausflüge in die reizvolle Umgebung mit Schokoladen- und Kaffeetrinken im kleinen Lusthaus am Butterberg als krönendem Abschluss.

Der Tiergarten war jetzt Kurpark, und für die Kurgäste entstanden rundum nach und nach Unterkünfte und Lokale. Doch die Pläne zum Bau eines Kurhauses scheiterten zunächst, auch von der geplanten Wandel- und Trinkhalle konnte 1754 nur ein Eckpavillon realisiert werden. Doch auf der östlichen Insel im Prinz-Moritz-Kanal lag seit 1747 zumindest ein Wirts- und Badehaus. In den 1780er Jahren veranlasste Kammerpräsident Julius Ernst von Buggenhagen vis-à-vis des alten Brunnenhauses am Fuß des Amphitheaters, östlich des Kanals, die Anlage eines Kurparks, der Neuen Plantage, 1822 als Forstgarten durch den Düsseldorfer Hofgärtner Maximilian Friedrich Weyhe umgestaltet. Mit Beginn der französischen Zeit ab 1794 fielen die Kuranlagen mutwilliger Zerstörung zum Opfer. Als dann auch noch 1799 das Quellwasser versiegte, kam der Bade- und Gästebetrieb für einige Jahrzehnte vollends zum Erliegen.

Einen neuen Anstoß gab 1822 der preußische König Friedrich Wilhelm III. zur Instandsetzung und Erweiterung der Anlagen. Sein Nachfolger König Friedrich Wilhelm IV. ließ die Maßnahmen fortsetzen. 1842 erhielt die Quelle eine neue Fassung. Im Frühjahr 1845 begann auf Initiative des Klever Arztes Dr. Wilhelm Arntz der Bau eines Bäderhauses, des Friedrich-Wilhelm-Bades, nach Plänen des Klever Architekten Anton Weinhagen und einer Trinkhalle. Im Anschluss entlang der Straße zum Tiergarten folgte eine Reihe repräsentativer Villen. Ab 1872 erweiterte der Bonner Architekt Karl Friedrich Schubert das Bad stadteinwärts um eine eingeschossige Wandelhalle und ein dreigeschossiges Badehotel mit fast 50 Zimmern. Die Gesamtanlage bildete schließlich im ausgehenden 19. Jahrhundert als Kurhaus eine eindrucksvolle Einheit. Noble Hotelbauten wie Parkhotel Robbers, Hotel Stirim, Hotel Look oder auch Hotel König von Preußen boten den wohlhabenden, vorwiegend preußischen und niederländischen Besuchern einen angenehmen Aufenthalt. Pensionen und Privatlogis, Gasthöfe, Restaurants und Ausflugslokale rundeten das Angebotsspektrum für die jährlich bis zu 16.000 Kurgäste vielfältig ab.

Mit der Einrichtung einer Kaltwasser-Heilanstalt auf dem Prinzenhof nach der Kneippmethode erlebte der Kurbetrieb um 1900 noch einmal einen Aufschwung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verschob sich der Schwerpunkt dann zum Erholungs- und Luftkurbetrieb. Doch 1914 beendete der Ausbruch des Ersten Weltkriegs den Kurbetrieb aprubt und die Parkanlagen verwilderten. Schließlich trafen die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg auch zahlreiche der luxuriösen Unterkünften im Tiergartenviertel. Auch mussten in späterer Zeit einzelne der verbliebenen großen Hotelbauten städtebaulichen Neuplanungen weichen. Zwar blieb das Kurhaus vom Abbruch verschont, verfiel jedoch zunehmend und diente ab 1922 der Schuhfabrikantenfamilie Terbuyken als Produktionsstätte. Die Wandelhalle war ab 1946 noch bis zum Firmenkonkurs 1956 Fabrikhalle.

Heute ist das Kurviertel in der städtebaulichen Struktur und in architektonischen Zeugnissen erhalten und immer noch anschaulich nachvollziehbar. Die repräsentative Achse des Kurviertels leitet von der historischen Stadt zum Neuen Tiergarten. Wichtiger Fixpunkt ist das ehemalige Kurhaus, seit 1997 als städtisches Museum „Museum Kurhaus Kleve“ genutzt. Doch das Viertel stützt seine Qualität auch auf die räumliche Nähe zu den außergewöhnlichen Parkanlagen, dem Alten und dem Neuen Tiergarten, mit den weiten Blickachsen und Sichtbezügen in die niederrheinische Ebene.

(Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2020)

Internet
www.archiv.ub.uni-heidelberg.de: Das Museum Kurhaus Kleve (abgerufen 26.06.2020)

Literatur

Diedenhofen, Wilhelm / Städtisches Museum Haus Koekkoek (Hrsg.) (1994)
Klevische Gartenlust. Gartenkunst und Badebauten in Kleve. Ausstellung Klevische Gartenkunst im Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve, vom 4. September bis 6. November 1994. Kleve.
Diedenhofen, Wilhelm A. (1978)
Gärten und Parks in Kleve. (Rheinische Kunststätten, Heft 202.) Köln.
Gebbink, Andreas; Schnütgen, Wiltrud; Thissen, Bert (Hrsg.) Klevischer Verein für Kultur und Geschichte (Hrsg.) (2018)
Kleve. Schlaglichter der Stadtgeschichte. Essen.
Lützenkirchen, Norbert (Hrsg.) Gemeinnütziger Verein der Stadt Kleve (Hrsg.) (1920)
Kreuz und quer durch Kleve. Führer durch Kleve und Umgebung. Kleve.
Schütte, Johann Heinrich (1748)
Amusemens Des Eaux De Cleve, Oder Vergnügungen und Ergötzlichkeiten bey denen Wassern zu Cleve. Zum Nutzen derjenigen, welche die angenehme Gegenden und Merkwürdigkeiten besehen, oder diese Mineral-Wasser gebrauchen wollen. Kleve.
Schütte, Johann Heinrich (1742)
Beschreibung des Clevischen Gesundbrun[n]ens. worinnen von der sehr angenehmen Gegend um diesen Brunnen, vom Ursprung und Erfindung des Gesund-Brunnens, von dessen mineralischen Gehalt ... gehandelt ist. Kleve.

Kurort Bad Cleve

Schlagwörter
Ort
47533 Kleve
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung

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„Kurort Bad Cleve”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-315852 (Abgerufen: 5. November 2024)
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