Die Schwanenburg ist das unbestreitbare Wahrzeichen der Stadt Kleve. Das liegt nicht nur an ihrer historischen Bedeutung als Residenz der Grafen und Herzöge von Kleve, sondern auch und vor allem an ihrem markanten Erscheinungsbild, das vom mächtigen Schwanenturm geprägt wird. Bekrönt wird dieser von einem vergoldeten Schwan als Windfahne, der ihm den Namen gab. Entstanden ist der Schwanenturm zwischen 1439 und 1442, als ein anderer Turm an dieser Stelle eingestürzt war. Wahrscheinlich schon Ende des 11. Jahrhunderts hatten die Grafen von Kleve auf dem etwa 40 m hohen Ausläufer eines eiszeitlichen Höhenrückens begonnen, eine der wenigen Höhenburgen des Niederrheins zu errichten. Neben dem archäologisch nachgewiesenen Vorgängerturm des Schwanenturms war die Burganlage von einem stattlichen Palasbau geprägt, der in das 13. Jh. datiert werden kann. Der Palas wurde wegen Baufälligkeit bereits 1771 niedergelegt. Bedeutende Reste der Bauzierde haben sich jedoch erhalten. Im 15. Jahrhundert erlebte die Klever Burg einen großzügigen Ausbau zu einer zeitgemäßen fürstlichen Residenz, wobei das Motiv des Schwans in der Ausstattung eine besondere Stellung einnahm.
Der Schwan spielte in der höfischen Kultur des Mittelalters eine herausgehobene Rolle. Einerseits war er eine Delikatesse auf den damaligen Festtafeln, andererseits verband sich mit dem majestätischen Vogel die Geschichte vom Schwanenritter Elias, die u.a. im 19. Jahrhundert in Richard Wagners Oper Lohengrin weiterlebte. Der Kern der Legende erzählt, dass ein Ritter einer bedrängten Fürstin in einem Boot zur Hilfe eilte, das von einem Schwan gezogenen wurde. Er heiratete sie, verlangte aber, dass seine Herkunft auf immer verborgen bleibe; würde danach gefragt, würde er wieder davonziehen. Nach vielen Jahren stellte die Ehefrau tatsächlich die verhängnisvolle Frage, woraufhin der Schwanenritter auf Nimmerwiedersehen verschwand. Die Grafen von Kleve leiteten ihre Herkunft von dem Schwanenritter Elias ab. In Chroniken ist seit dem 15. Jahrhundert diese Bezugnahme nachweisbar, sie reicht aber bis weit ins Mittelalter zurück. Mit dem spätmittelalterlichen Ausbau der Klever Burg zur „Schwanenburg“, zur Burg des Schwanenritters, wurde ein Ort geschaffen, an dem sich der über das Mittelalter hinweg tradierte Gründungsmythos des klevischen Herzogsgeschlechts manifestierte. Das Verschwinden der einstigen Ausstattung in den Wirren des jülich-klevischen Erbfolgestreites nach 1609, die massiven Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und die heutige profane Nutzung der Burg als Amts- und Landgericht lassen kaum Raum für die Erinnerung an den Glanz der Hofhaltung der Klever Herzöge an dieser Stelle. Im Schwanenturm ist ein kleines geologisches Museum eingerichtet. Dadurch ist eine Besteigung des Turms möglich, von dem man einen weiten Blick über das Klever Land hat.
(Guido von Büren, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V., 2015)
Literatur
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.) (2015)
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