Der Schwanenteich besteht schon seit Jahrhunderten. Seine Geschichte geht weit zurück, genauso wie die der Stadt Jülich selbst. Der Teich war ein Tümpel natürlicher Herkunft, da das Gebiet sumpfig und wasserreich war. Es handelt sich demnach nicht um eine künstliche Anlage. Die in der Nähe gelegene Bastion musste aus diesem Grund auch auf Pfählen errichtet werden. Der Schwanenteich lag damals noch vor den Toren der Stadt. Er rückte nach und nach in das Zentrum der Stadt und veränderte sein Aussehen. Als Teil des ehemaligen Festungsgrabens besaß er die Funktion der Stadtumwehrung, wurde jedoch nicht aus fortifikatorischen Gründen angelegt. Dennoch hatte der Teich einen strategischen Nutzen. Die Befestigung bestand aus Bastionen, Freiflächen und einer Vielzahl von Wasserflächen. Ein kleiner Teich in unmittelbarer Nähe zeugt heute ebenfalls noch von dem Graben.
In der Zeit der Jülicher Grafen wurde er in einen klaren und fischreichen Teich umgewandelt. Das Anlegen dieses Fischweihers vor der Stadt war das Werk der Grafen in Jülich, weshalb er den Namen „Grafenweiher“ trug. Dies ist die älteste bekannte Bezeichnung für den Teich. Danach wurde er „Herrenweiher“ genannt. Gespeist wurde dieser schon damals vom Ellebach und dem Mühlenteich, welcher den Zweck hatte, die Fischweiher mit frischem Wasser zu versorgen. In der Grafenzeit wurden wahrscheinlich auch die künstliche Wasserspeisung aus dem nahen Ellebach (früher durch einen offenen Graben, dann über eine Rohrleitung) sowie der Abfluss in den Festungsgraben hergestellt. Im Laufe der Zeit wurde der Teich als Schwemme und Tränke für Pferde inmitten von Wiesen zum Wäschebleichen genutzt. Daraus entwickelte sich die Bezeichnung „Schwemmteich“ oder auch „Drängk“. Sein Name wechselte seit seiner Entstehung häufig und entsprach oft auch seiner Nutzung. Durch die Abnahme der Pferdehaltung in der Stadt verlor der Teich immer mehr an Bedeutung als Pferdeschwemme und -tränke. Infolgedessen kam es erneut zu einer Nutzungsänderung. Um 1879 reichte der „Schwemmteich“ noch bis dicht an die ehemaligen Grünewaldschen Gärten im Süden und bis zur städtischen Bleiche im Nordwesten.
1894/96 wurde das preußische Kreisständehaus bzw. Landratsamt gebaut, welches noch bis zum Zweiten Weltkrieg bestand. Im Zuge dessen musste der Promenadeneingang verlegt werden. Viele Postkarten aus dieser Zeit zeigen das stille Wasser vor dem schmucken Kreishaus. Die Umgebung wurde von Jahr zu Jahr immer mehr bebaut. Sie nahm eine vornehmere Gestalt an und verlor ihren wildromantischen Charakter. Der „Schwemmteich“ wurde aufgewertet. Er bekam eine statische Einfassung und der Bereich wurde bepflanzt. Außerdem wurde eine Fontäne angelegt, die bis zu 30 Meter Höhe erreichen konnte und zuweilen farbig angestrahlt wurde.
Es wurden vier aus Bürgerkreisen gestiftete Schwäne eingesetzt, weshalb er den Namen „Schwanenteich“ erhielt. Dieser wurde nach 1912 gebräuchlich. Es gab im Laufe der Jahre mehrere Versuche, Schwäne, die teilweise von Hamburg bezogen wurden, dort anzusiedeln. Diese schlugen allerdings fehl.
Am 16. November 1944 fiel das Kreisständehaus dem Bombenhagel zum Opfer und wurde zerstört. Die Umgebung des Schwanenteiches wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut. Dem Teich wurde daraufhin eine städtebauliche Funktion zugeschrieben. Er sollte vom großzügigen Villenviertel zwischen Bahnhof- und Kartäuserstraße zur „alten Stadt“ überleiten. Er selbst hatte eine eher repräsentative Aufgabe.
Das Neue Rathaus wurde 1951 bis 1954 gebaut, wobei der Schwanenteich um ein Stück beschnitten wurde. Das Gebäude, das heute mit seiner Schauseite zur Stadt hin gerichtet ist, weist eine eher traditionelle Architektur auf und ist somit unauffälliger. Es ist heute als sachlich-prägnante Raumkante ein völlig anderer Blickfang als das in romantisch anmutendem Stil erbaute Kreishaus. Im Herbst 1952 wurde ebenfalls die Neugestaltung des Schwanenteiches abgeschlossen. Auch das Schwanenhäuschen zeigte sich danach in veränderter Gestalt . Die Jülicher Bevölkerung, die sich lange darauf gefreut hatte, nahm starken Anteil daran. Mit dem Teich und dem neuen Kreishaus erhielt das Stadtbild nach dem Krieg einen weiteren Anziehungspunkt.
2016 kam es zu einer weiteren Umgestaltung, deren Ziel eine größere Naturnähe war. Man wollte eine Rückkehr zu den Ursprüngen erreichen. Da Rückzugs- und Ruhebereiche für die Tiere fehlten, wurde durch Anschütten von Kies und Platzieren von großen Natursteinen eine neue, flachere Uferzone geschaffen, sowie eine Nistinsel und weitere Bepflanzungen am Uferbereich und im Wasser vorgenommen. Der Teich wurde gestalterisch abgerundet.
Der Schwanenteich ist heute ein idyllischer und viel besuchter Zierweiher am Rande der Altstadt. Die kleine Parkanlage mit Wiesen, Bänken und Skulpturen ist eingefasst von den relativ verkehrsreichen Straßen Bahnhofstraße, Große Rurstraße und Kartäuserstraße. Da der Teich außerhalb des früheren Festungsgürtels liegt, besteht heute kein direkter Bezug zur Zitadelle mehr. Seine topographisch gesehen niedrigere Lage hat er jedoch der Zugehörigkeit zum einstigen Festungsgrabens zu verdanken. Damals war er ungefähr 1/3 größer als jetzt, heute beträgt seine Fläche etwa 9.500 m². Die umgebende Bebauung besteht größtenteils aus Wohnhäusern. Das neue Rathaus, die Sparkasse und das Hotel „Kaiserhof“ heben sich als Solitäre ab. Eine Zwiesprache mit den öffentlichen Bauten ist zwar vorhanden, jedoch ist der Teich mittlerweile ein eigenes Element mit Aufenthaltsqualität. Des Weiteren sind noch Teile der hinter dem Neuen Rathaus gelegenen Stadtbastion St. Eleonore erhalten, die 1860 gesprengt wurde. Aus städtebaulicher Sicht stellt dies ein interessantes Zusammenspiel dar. Zukünftig ist nördlich des Teiches das Gastronomieprojekt „Schwan“ geplant.
(Ann-Kristin Heiser und Tamara Rosauer, Studierende der TH Köln, 2020)
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