Der Neusser Platz liegt östlich der Zitadelle und außerhalb der Idealstadtanlage des 16. Jahrhunderts. Er grenzt unmittelbar an diese planmäßige Anlage an. Eine Planung aus dem Jahr 1763 sah an dem Standort zusammenhängende Häuserstrukturen vor. Doch der Platz war dann und ist auch heute noch vorwiegend von Solitären mit öffentlichen Funktionen bestimmt; gleichzeitig führt die von Blockrandbebauung begleitete Hauptdurchgangsstraße, die Neusser Straße, in Nord-Süd-Richtung über den Platz.
Nach einer teilweisen Zerstörung des Platzes im Zweiten Weltkrieg war beim Wiederaufbau eine deutlichere städtebauliche Gliederung und auch Anbindung an den umgebenden städtischen Raum geplant. So sollte der Platz mit den Solitären als Gesamtensemble an die durch geschlossene Bauweise und verdichtete Blockrandbebauung betonte Hauptachse städtebaulich angeschlossen werden und in das östlich anschließende Wohngebiet überleiten, was auch teilweise gelang. Im Vergleich mit dem früheren Bestand ist seine Entwicklung, vor allem in der Wechselwirkung von Architektur und Freiflächen, - bezogen auf den Gesamteindruck des Platzes als eigenes städtisches Element -, bemerkenswert. Vor dem Zweiten Weltkrieg bestimmten drei repräsentative öffentliche Solitäre den Platz: das Königliche Gymnasium, das Krankenhaus und die Reichsbank. Alle drei Bauten standen sich als funktionale und architektonische Schwergewichte gegenüber, erhoben in ihrer auf Wirkung ausgerichteten Architektur Anspruch auf den Platz als gestalteten Eingangsbereich und verliehen dem Platz mit Mauern, Baumbestand und Wiesenrondellen den zusammanhängenden Eindruck eines städtischen Schmuckplatzes.
Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg erfolgte der Wiederaufbau aller drei Bauten zwar in Anlehnung an die verlorene Architektursprache, jedoch sehr stark vereinfacht. Es lagen sich jetzt gegenüber: der Eingangsbau zum Krankenhaus St. Elisabeth, das Staatliche Gymnasium Jülich und die Bank Deutscher Länder (später Landeszentralbank, heute Anwaltskanzlei). Krankenhaus und Gymnasium erhielten jeweils rückwärtig große eigenständige Erweiterungen. Nach Abriss des Gymnasiums 1979 entstand an seiner Stelle die heutige Polizeistation Jülich. Polizei und Krankenhaus haben, - in stark reduzierter Form -, zum Platz hin gestaltete Eingangsbereiche. Auch liegt östlich, aus der Flucht der Neusser Straße abgerückt, eine eingefasste ovale Rasenfläche mit einem mittig gepflanzten Baum, der die Platzmitte bestimmt, aber auch den Straßenraum schließt. Der Eindruck der stark befahrenen Durchfahrtsstraße steht in starker Konkurrenz zu dem auf eine Mitte oder auf die architektonische Zwiesprache gerichteten Platzcharakter.
Durch die Lage unmittelbar an der Neusserstraße, der Verlängerung der Großen Rurstraße, die ins Stadtzentrum führt, betont der Platz als eigener städtischer Raum die hier - separat vom Stadtkern - konzentrierten Funktionen (Krankenhaus und Polizei), während auf der gegenüberliegenden Seite die Platzkanten über die Gabelung nach Osten in die Nebenstraße zum beginnenden Wohngebiet überleiten.
(Michael Güsgen und Arwin Yousefein, Studierende der TH Köln, 2020; redaktionelle und inhaltliche Überarbeitung: Elke Janßen-Schnabel, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2020)
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