Kierdorfs private große Leidenschaft war jedoch der Karneval und er war in zahlreichen Karnevalsgesellschaften in Leverkusen und Köln tätig:
- Bei den Leverkusener Altstadtfunken Opladen 1902 e.V. hatte er den Titel des Ehrensenators erworben.
- In der Prinzen-Garde Köln 1906 e.V. war er 36 Jahre lang Mitglied und dort seit 1997 als Generalpostmeister tätig. Später erhielt er den Titel des Ehrenratsherrn.
- Bei der ältesten Karnevalsgesellschaft in Köln, Die Große von 1823 Karnevalsgesellschaft e.V., war er Senator.
- Zudem war er Funkenförderer der Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e.V., dem ältesten Traditionscorps im Kölner Karneval.
Seine Verbundenheit zu der Karnevalstradition des Rheinlandes verkörpert die Bronzestatue des „Möde Funk“ (der müde Funke) auf seinem Grab, die Kierdorfs Gesichtszüge trägt. Von dieser Figur gibt es zwei Anfertigungen des Bildhauers Kurt Arentz (1934-2014). Dieser hatte zunächst eine zum 100-Jährigen Jubiläum der Altstadtfunken Opladen angefertigt, welche in der Leverkusener Fußgängerzone zu finden ist. Für die Authentizität wurde sogar eine echte Karnevalsuniform der Funken in die Gussform gelegt. Kierdorf gehörte damals zu den Sponsoren der Figur und stand bereits hier Modell für deren Gesichtszüge.
Die beiden Statuen unterscheiden sich nicht nur in ihrer Größe – die Grabfigur ist kleiner – sondern auch in zwei weiteren Details: Am Grab ist die Pfeife, die die Funken an ihrer Kopfbedeckung tragen, anders ausgerichtet und die Figur trägt hier keine Brille. Dies war der Wunsch der Kinder Kierdorfs, die ihren Vater in den letzten Jahren ohne Brille erlebt hatten und ihn so in Erinnerung behalten wollen. Kierdorf hatte nach einer Augenoperation keine Brille mehr nötig.
Kierdorfs Grab mit dem „Möde Funk“ ist bereits Teil von Friedhofsführungen und es kann vorkommen, dass hier – zwar verhalten, aber „met Jeföhl“ – Karnevalslieder angestimmt werden. Das Grab liegt dazu in guter Nachbarschaft. Auf der anderen Seite des Weges befindet sich das Familiengrab eines ehemaligen Kölner Karnevalssitzungspräsidenten. Auch dort steht eine Bronzestatur: Der „Lappenclown“.
Auf Kierdorfs Grab befindet sich kein gewöhnliches Grablicht, sondern eine alte Karbidlampe, die mit seinem zweiten großen Hobby, der Eisenbahn, in Verbindung steht. Diese erklärt auch den auf seinem Grabstein eingravierten Titel als Ehrenlokführer bei der Deutschen Bahn AG.
Hans Gert Kierdorf verstarb am 6. November 2014 und wurde am 15. November seinem Wunsch entsprechend auf dem Kölner Melatenfriedhof beigesetzt. Kierdorfs Familie erklärt die Bestattung des gebürtigen Leverkuseners in Köln mit dem schlichten Wunsch des Vaters, auf dem historischen Friedhof seine letzte Ruhestätte zu finden. Dies war möglich, da das Ehepaar Hans-Gert und Elisabeth Kierdorf neben ihrem Wohnsitz in Leverkusen eine Stadtwohnung in Köln erworben hatte (nur Kölner Bürgerinnen und Bürger können eine der begehrten Grabstellen auf dem historischen Friedhof erwerben).
Sein Grab befindet sich auf der so genannten „Millionenallee“ HWG / OW an der Ecke K /O (vgl. Friedhofsplan unter www.stadt-koeln.de).
(Katharina Grünwald, LVR-Redaktion KuLaDig, 2020)
Internet
www.prinzen-garde.de: Hans-Gert Kierdorf verstorben (abgerufen 06.05.2020)
www.dvz.de: Nachtexpress-Gründer Hans-Gert Kierdorf verstorben (abgerufen 06.05.2020)
www.bilderbuch-koeln.de: Abschied von der Prinzengarde (abgerufen 06.05.2020, Inhalt nicht mehr verfügbar 20.10.2020)
rp-online.de: „Karnevalslieder am Möde-Funk-Grab“ (rp-online.de vom 07.07.2015, abgerufen 06.05.2020)
www.stadt-koeln.de: Friedhof Melaten (abgerufen 06.05.2020)
www.stadt-koeln.de: Friedhofsplan (PDF-Datei, 313 kB, abgerufen 06.05.2020)