Thematische Einordnung
„Frh. v. Haacke=Holsriese“ ist ein Ritterstein aus der Kategorie „Holzwirtschaft und Holzflößerei“. Der Begriff „Holzflößerei“ ist allerdings streng genommen nicht zutreffend, denn im Pfälzerwald gab es nie Holzflößerei, sondern nur eine (kleinere) Holztrift. Unter Holztrift ist der ungebundene Transport von rund einem Meter langen Holzscheiten in Fließgewässern zu verstehen.
Die Holzscheite wurden über Jahrhunderte unter Zuhilfenahme von aufgestauten Wogen über die Bäche des Pfälzerwaldes in waldarme Siedlungsbereiche, insbesondere die Rheinebene, „getriftet“, um dort als Brennholz zu dienen. Im Gegensatz zur Holztrift bezieht sich die Holzflößerei auf den Transport von ganzen Baumstämmen, die zu Flößen gebunden, beispielsweise zum Schiffsbau in die Niederlande transportiert wurden. Pfälzerwald-Gewässer besaßen jedoch nie die notwendige Dimension und Wasserkraft, um Baumstammflöße zu transportieren.
Die Holztrift im Pfälzerwald hat eine bis ins Mittelalter zurückreichende Geschichte. Aus heutiger Sicht ist jedoch die Phase der Holztrift im 19. Jahrhundert, als die Pfalz bayrisch regiert wurde, von herausragender Bedeutung. Denn die heute noch vorhandenen Relikte der Holztrift stammen überwiegend aus dem 19. Jahrhundert.
Spezifische Einordnung
Es handelt sich um einen Sandsteinfindling, der am Berghang angelehnt ist. Die Inschrift lautet: FRH.V. / HAACKE= / HOLSRIESE. Links unten ist das Kürzel P.W.V. eingetragen. Es steht für den Pfälzerwald-Verein.
An der Stelle des Rittersteins befand sich eine Holzriese aus der Zeit der Holzflößerei, die unter dem Freiherrn Ludwig Anton von Hacke (1682-1752) angelegt wurde (Eitelmann 2005, S. 97). Ludwig Anton von Hacke (auch Haacke) war kurpfälzischer Oberstforst- und Oberstjägermeister. Er hatte die Herrschaft Trippstadt inne. Auf seine Tätigkeiten verweist ein weiterer Ritterstein Nr. 122 am Riesenbergweg.
Im Geländeverlauf ist dieser „Holzabwurf“ noch zu erahnen. Es handelt sich um eine Rinne (Holzriese). Durch sie wurden die zerkleinerten Baumstämme zum Speyerbach befördert. Das Wort stammt aus dem mittelhochdeutschen „rise“. Es handelt sich um eine „Wasser-, Stein- oder Holzrinne an einem Berg“ (Lexer Bd. 2, Sp. 458 bis 459, woerterbuchnetz.de). Die Schreibweise „Hols“ statt „Holz“ ist eine im pfälzischen Sprachgebrauch nachgewiesene Dialektform (Pfälzisches Wörterbuch, Bd. 3, Sp. 1152 bis 1155, woerterbuchnetz.de).
(Sonja Kasprick und Matthias C.S. Dreyer, ZukunftsRegion Westpfalz, 2019 / Simone Brug, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2020)
Internet
www.woerterbuchnetz. de / Mittelhochdeutsches Handwörterbuch von Mathias Lexer: rise (abgerufen 05.06.2020)
woerterbuchnetz.de / Pfälzisches Wörterbuch: Hols (abgerufen 05.06.2020)