Das Gebäude in der Weinstraße Nord Nr. 54 ist eine prachtvolle Villa im Stil des Historismus. Das zweigeschossige Gebäude aus rotem Sandstein besitzt Anklänge an die italienische Renaissance, an den Klassizismus und an barocke Formen. Eine solche Mischung verschiedener Stilelemente ist typisch für die Gründerzeit.
Die Fabrikantenvilla des Franz Ullrich steht auf einem Gelände, das einst parkartig angelegt war. Der Zugang zu dem Grundstück erfolgt durch ein schmiedeeisernes Tor, das sich zwischen zwei Sandsteinpfeilern befindet. Der ehemals weiträumige Garten ist heute größtenteils mit Gebäuden aus dem 20. Jahrhundert bebaut.
Baubeschreibung Der Eingang zum Gebäude ist auf dessen Südseite seitlich zur Zufahrt zu finden. Es handelt sich um ein opulent ausgestattetes Neu(Neo)renaissance-Portal mit jeweils einem Pilaster an der Seite und weist eine reichhaltige Ausstattung mit verschiedenartigen Zierelementen auf. Auf der Nordseite des Gebäudes ist ein Vorbau angesetzt, der im Erdgeschoss als überdachte Terrasse und im ersten Stockwerk als Balkon dient. Der Balkon wird von vier Säulen getragen, deren Fortsetzung in der Brüstung des Balkons angedeutet wird. In der Mitte der Brüstung ist das Wappen der Familie mit den Siglen F(ranz) U(llrich) ausgeformt. Die Brüstungsteile zwischen den angedeuteten Säulenfortsätzen sind mit Blattfriesen (stilisierten Blättern in fortlaufender Reihung) ausgestattet. Zu den weiteren Gestaltelementen an dem Anbau gehören auch stilisierte Leuchter. Der Ausblick vom Anbau war bis ins 20. Jahrhundert frei von Bebauung und reichte bis zur Maxburg (Kastanienburg), dem heutigen Hambacher Schloss.
Der Sockel und die Ecken des Gebäudes werden mit gebossten (durch Schläge bearbeiteten) Sandsteinblöcken betont. Im Erdgeschoss lässt sich dieses Gestaltelement bandförmig auch an Gesimsen wiederfinden, die in drei Bändern um das gesamte Geschoss gezogen sind. Unterbrochen werden diese durch die vier Fensterachsen (nach Westen) und je drei Achsen auf der Nord- und Südseite. Die Seite zur Straße (Westen) ist mit einem „schwachen“ Mittelrisalit (mittig hervorspringenden Gebäudeteil) betont. Auch im Obergeschoss sind Gesimse angesetzt, sie wurden allerdings filigraner ausgestaltet. Ähnlich sind die Bedachungen der Fensterlaibungen angelegt. Im Erdgeschoss wurden diese kräftig und voluminös über jedem Fenster ausgestaltet, im Obergeschoss sind die Bedachungen filigraner und in Anlehnung an den Klassizismus aufgesetzt. Zwischen den Geschossen verlaufen Bänder, deren unterer Abschluss zu den Bedachungen der Fenster gehören und deren oberer Abschluss für die Fenster als Fensterbänke ausgeformt sind. Die Elemente bewirken für das gesamte Gebäude einen plastischen Fassadeneindruck.
Im Mittelrisalit ist unterhalb des Daches das Erbauungsdatum in lateinischen Zahlenwerten in einer barockisierenden Kartusche angegeben: MDCCCLXXXVII, was wie folgt zu lesen ist, 1000 500 300 (3x 100) 50 30 5 2, und zusammengefasst als 1887 zu erkennen ist. Das Erbauungsjahr war also das Jahr 1887.
Das Gebäude ist mit einem Walmdach ausgestattet. Oberhalb des ersten Obergeschosses verläuft ein Gesimsband mit Fenstern, das mit den Zierelementen unterhalb des Daches an die italienische Renaissance erinnert.
Im nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler für den Kreis Südliche Weinstraße ist vermerkt: „Weinstraße Nord 54 Weingut; herrschaftlicher gründerzeitlicher Walmdachbau, Neurenaissance, bez. 1887“ (GDKE 2017, S. 34).
Erbauer Der Erbauer des Hauses war der Kaufmann und Fabrikant Franz Ullrich. Er war der Mitbegründer der Emailfabrik in Maikammer. Franz Ullrich (1830-1891) war verheiratet mit Eva Katharina Schmitt (1831-1906). Aus der Ehe gingen 8 Kinder hervor. Ein Sohn, Franz Gustav Ullrich (1860-1938), war der Gründer der Maßstabsfabrik in Annweiler am Trifels (Schäfer/Stöckl 2015, S. 843).
(Matthias C.S. Dreyer, Club Sellemols (Historienfreunde Maikammer-Alsterwieler) 2020)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Südliche Weinstraße. Denkmalverzeichnis Kreis Südliche Weinstraße, 23. Mai 2023. Mainz. Online verfügbar: http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Suedliche Weinstrasse, abgerufen am 16.06.2023
Leonhardt, Johannes (1928)
Geschichte von Maikammer=Alsterweiler. S. 199-201, Maikammer.
Schäfer, Günter; Stöckl, Martina (2015)
Ortsfamilienbuch Maikammer-Alsterweiler. Band 1 und Band 2 (OFB 2015). Neustadt an der Weinstraße.
Stöckl, Martina; Schäfer, Günter (2019)
Ortsfamilienbuch Kirrweiler (Manuskript zum OFB 2019). o. O.
Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger, Übernahme aus externer Fachdatenbank, Bauaufnahme
Historischer Zeitraum
Beginn 1887
Empfohlene Zitierweise
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(Matthias C.S. Dreyer, Club Sellemols (Historienfreunde Maikammer-Alsterwieler) 2020): „Gründerzeitvilla Weinstraße Nord 54 in Maikammer”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-305431 (Abgerufen: 6. Dezember 2024)
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