Das Gebäude
Bei dem Bürgermeisteramt in Bobenthal handelt es sich um ein eineinhalb geschossiges Gebäude auf rechteckigem Grundriss, das mit einem Satteldach gedeckt ist, in dem seitlich jeweils zwei Dachgauben eingelassen sind.
Das Haus präsentiert sich aufgrund einer Renovierungsmaßnahme durch die Besitzer in einem guten Zustand. Der Fachwerkbau ist sandfarben überputzt, die Fensterrahmen sind dunkelbraun akzentuiert, während die Fensterläden in einem markanten Blauton hervorstechen.
Zur Funktion des Gebäudes
Es ist kaum vorstellbar, dass dieses kleine Haus lange Zeit als Bürgermeisteramt und administratives Zentrum Bobenthals diente. Im Erdgeschoss befanden sich das Bürgermeisterzimmer und der Sitzungsraum, in dem der Bürgermeister und der Gemeinderat regelmäßig tagten. Der Gemeindeschreiber wohnte mit seiner Familie im oberen Stockwerk des kleinen Hauses und hatte dort seine Dienststube. Als Gemeindeschreiber führte er Protokoll bei den Sitzungen und war für den gesamten Schriftverkehr Bobenthals zuständig. Damals war Bobenthal noch nicht Teil einer Verbandsgemeinde. Der Gemeindeschreiber musste auch für die Dörfer Niederschlettenbach und Erlenbach den Schriftverkehr bewältigen, die als eigenständige Gemeinden nicht über einen eigenen Gemeindeschreiber verfügten. Des Weiteren hielt der Steuereinnehmer alle 14 Tage eine Sprechstunde im Bürgermeisteramt ab. Bei ihm wurden die Steuern in Form von Bargeld abgegeben und auf einem Dokument quittiert. Der Gemeindediener lief mit der Glocke durch das Dorf und forderte die Dorfbewohner Bobenthals dazu auf, ihre Steuern zu entrichten.
Mit der Gründung der Verbandsgemeinde im Jahre 1974 verlor das Haus seine ursprüngliche Funktion. Kurzzeitig wurden die Räumlichkeiten des Bürgermeisteramts für Konzerte und durch die Feuerwehr zu Unterrichtszwecken genutzt. Mittlerweile befindet sich das ehemalige Bürgermeisteramt in Privatbesitz.
(Julia Müller, Universität Koblenz-Landau, 2019 / Mit freundlichen Hinweisen von Herrn Hubert Keller)