Fliegerhorst Venlo-Herongen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Nettetal, Straelen, Venlo
Provinz(en): Limburg
Kreis(e): Kleve (Nordrhein-Westfalen), Viersen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 21′ 5,22″ N: 6° 13′ 39,39″ O 51,35145°N: 6,22761°O
Koordinate UTM 32.306.952,24 m: 5.692.557,65 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.515.900,08 m: 5.690.770,07 m
  • Das Baudenkmal Rundbogenhalle am Standort Fliegerhorst Venlo-Herongen (2005).

    Das Baudenkmal Rundbogenhalle am Standort Fliegerhorst Venlo-Herongen (2005).

    Copyright-Hinweis:
    Frank Ulbrich, CC-BY
    Fotograf/Urheber:
    Frank Ulbrich
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Das Baudenkmal Flugleitungsturm am Standort Fliegerhorst Venlo-Herongen (2005).

    Das Baudenkmal Flugleitungsturm am Standort Fliegerhorst Venlo-Herongen (2005).

    Copyright-Hinweis:
    Frank Ulbrich, CC-BY
    Fotograf/Urheber:
    Frank Ulbrich
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Eine Heinkel He 219 mit Antennenanlage FuG 220 Lichtenstein SN-2, Typ Nachtjäger. Solche Flugzeuge starteten im Zweiten Weltkrieg vom Fliegerhorst Venlo-Herongen.

    Eine Heinkel He 219 mit Antennenanlage FuG 220 Lichtenstein SN-2, Typ Nachtjäger. Solche Flugzeuge starteten im Zweiten Weltkrieg vom Fliegerhorst Venlo-Herongen.

    Copyright-Hinweis:
    Bundesarchiv, Bild 146-1972-004-32 / CC-BY-SA 3.0
    Fotograf/Urheber:
    Unbekannt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Der ehemalige Fliegerhorst Venlo-Herongen liegt auf den Stadtgebieten von Stralen-Herongen, Nettetal-Leuth und Venlo. Damit liegt das Gelände auf der Grenze der beiden Staaten Deutschland und Niederlande. Das Gelände ist ca. 1800 Hektar groß und liegt auf dem Gebiet des heutigen Naturparks-Schwalm-Nette.

Vorkriegszeit
Ein Teil des Geländes „Groote Heide“ wurde schon seit der Mitte des 19. Jahrhunderts von der niederländischen Armee als Truppenübungsgelände verwendet. Dabei fanden hauptsächlich Schießübungen statt. Im Jahr 1913 wurde die „Koninklijke Luchtmacht“, also die Luftstreitkräfte des niederländischen Königreichs gegründet. Zu dieser Zeit gab es noch nicht viele nutzbare Start- und Landeflächen für militärische Übungen. Daher wurde auf dem Gelände ein Hilfslandeplatz eingerichtet. Dieser hatte nur eine sehr geringe militärische Bedeutung, vor allem aufgrund der Nähe zur deutschen Grenze. In der Bevölkerung war der Flugplatz sehr bekannt, da dort auch öffentliche Flugvorführungen und Flugzeugausstellungen dargeboten wurden. Der Höhepunkt dieser Vorführungen war der Besuch des Luftschiffes „Graf Zeppelin“ im November 1930.

Im Zweiten Weltkrieg
Im Mai 1940, während des Einmarsches deutscher Truppen in die neutralen Niederlande, blieb der Flugplatz von Kämpfen und Gefechten verschont. Die niederländische Armee zog sich auf die andere Seite der Maas zurück, um nicht mit dem Rücken zum Fluss kämpfen zu müssen. Zusätzlich wurden die Brücken bei Venlo gesprengt, um den Einmarsch der deutschen Truppen zu verlangsamen. Dennoch wurde die Stadt Venlo am 11. Mai 1940 vollständig besetzt.
Daraufhin kam dem Flugplatz eine neue Bedeutung zu und er wurde zu einem Fliegerhorst ausgebaut. Beim Bau waren hauptsächlich niederländische Firmen und Arbeiter beteiligt. Der Fliegerhorst wurde daraufhin zu einem wichtigen Punkt der Nachtjägerverbände der deutschen Luftwaffe. Diese Einheit der Nachtjäger stand unter der Führung von Hauptmann Werner Streib (1911-1986). Die Nachtjäger waren hier stationiert, um einen Anschnitt der sogenannten Kammhuberlinie zu verteidigen. Diese Verteidigungslinie bestand aus einem Gürtel aus Flakscheinwerfern und Nachtjagdflughäfen und erstreckte sich ungefähr von Kiel nach Saint-Dizier in Frankreich. Die Angriffe der Nachtjäger wurden aber erst richtig erfolgreich, als sich die Unterstützung durch Radartechnik etablieren konnte. Vor allem während der britischen Luftangriffe im März 1943 waren die Nachtluftjäger aus Venlo viel im Einsatz. Als die Airforce (zu Deutsch: Luftwaffe) der Vereinigten Staaten von Amerika in den Kampf eintraten, verschlechterte sich die Lage der deutschen Luftwaffe und die Erfolge wurden geringer. Um Bombardements durch die Gegner zu verhindern, wurde acht Kilometer nördlich von Venlo ein Scheinflugplatz mit Landebahn in der Gemeinde Schandelo errichtet. Dieser war permanent hell erleuchtet, während der Fliegerhorst in Venlo nur zeitweise beleuchtet wurde.

Ab August 1943 wurde der Flugplatz erweitert. Dazu wurden mehrere hundert Häftlinge aus dem Konzentrationslager Herzogenbusch in den Niederlanden, auch „Camp Vught“ genannt, als Zwangsarbeiter eingesetzt. Im Februar 1944 kam es zum ersten großen Angriff gegen den Flugplatz. Nach zwei weiteren großen Angriffen der Alliierten im August und September 1944 verließ die Luftwaffe das Gelände. Vorher wurde ein Großteil der Anlagen gesprengt und die KZ-Häftlinge wurden mit Viehwaggons in das Konzentrationslanger Sachsenhausen transportiert. Am 1. März 1945 wurde Venlo vollständig von den alliierten Streitkräften befreit. Daraufhin wurde der Flugplatz unter dem Namen „Yankee 55“ von den Alliierten weiterbetrieben, nachdem sie ihn wiederinstandgesetzt hatten. Von hier aus wurden Aufklärer- und Jagdmissionen gestartet, die zur Rheinüberquerung behilflich sein sollten. Zu dieser Zeit wurde der Flugplatz von Königin Wilhelmina der Niederlande (Wilhelmina Helena Pauline Maria von Oranien-Nassau, 1880-1962), US-Präsident Dwight D. Eisenhower (1890-1969) und dem britischen Premierminister Winston Churchill (1874-1965) besucht.

Nach dem Krieg
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Flugplatz von den alliierten Truppen verlassen. Viele Backsteine der Start- und Landebahnen wurden von der Bevölkerung Venlos verwendet, um Kriegsschäden zu beheben. Ein Teil der ehemaligen Start- und Landebahnen wird seit dem Jahr 1946 vom Venloer Segelflugverein benutzt. Der alte Flugleitungsturm wurde 2005 offiziell zum Denkmal erklärt.
Als Teil des Naturparks Schwalm-Nette wird das Gelände heute hauptsächlich von Fußgängern und Fahrradfahrern zur Freizeitbeschäftigung aufgesucht. Einige Spuren, wie eine alte Flughalle, sind durch einen Rundweg gekennzeichnet und können besichtigt werden. Zusätzlich wurde ein Mahnmal der Stille zur Erinnerung an die Opfer errichtet. Das Mahnmal befindet sich genau auf der Grenze jeweils zur Hälfte in den Niederlanden und Deutschland.

Baudenkmal
Das Objekt „Rundbogenhalle“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste Straelen, Baudenkmäler lfd. Nr. 120).
Das Objekt „Verkeerstoren met commandobunker“ ist in der Denkmalliste „Rijksmonumenten in Venlo“ unter der Nr. 524755 eingetragen.

(Lukas Gielen, Geographisches Institut der Universität Bonn, 2019)

Internet
fliegerhorst-venlo.net: Förderverein Ehemaliger Fliegerhorst Venlo e.V. (abgerufen am 13.09.2019)
de.wikipedia.org: Fliegerhorst Venlo-Herongen (abgerufen am 13.09.2019)
rp-online.de: Rheinische Post: Fliegerhorst als unbequemes Denkmal (abgerufen am 16.09.2019)

Literatur

Groß, Manfred; Rohe, Horst; Rolf, Rudi; Wegener, Wolfgang (1998)
Der Westwall. Vom Denkmalwert des Unerfreulichen. (Führer zu archäologischen Denkmälern des Rheinlandes, 2.) Köln u. Bonn (2. Auflage).

Fliegerhorst Venlo-Herongen

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Geldrische Straße 9
Ort
41334 Nettetal
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1940 bis 1941, Ende nach 1945

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY-SA 4.0 (Namensnennung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Fliegerhorst Venlo-Herongen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-298052 (Abgerufen: 26. April 2024)
Seitenanfang