Geschichte
Baubeschreibung
Geniza Odenbach
Kulturdenkmal
Internet, Literatur
Geschichte
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wurden im Jahr 1627 erstmals jüdische Mitbürger in Odenbach urkundlich erwähnt. Im Jahr 1752 zählte das Dorf bereits 59 Mitglieder der jüdischen Gemeinde. Im gleichen Jahr wurde auch die Synagoge erbaut. Diese war zunächst im privaten Besitz einer jüdischen Familie. Erst etwa fünfzig Jahre später ging die Synagoge in den Besitz der Kultusgemeinde über. Weitere einhundert Jahre später war die jüdische Gemeinde in Odenbach auf 139 Mitglieder angewachsen. Im Jahr 1854 wurde sie zur größten jüdischen Gemeinde im damaligen Landkreis Kusel. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlor die Gemeinde viele Mitglieder auf Grund von Auswanderung und Wegzug in größere Städte. So waren deshalb im Jahr 1900 nur noch 55 jüdische Einwohner gemeldet, deren Anzahl bis 1938 weiter auf 35 Juden sank. In der Reichspogromnacht 1938 blieb das Gebäude der Synagoge erhalten. „SA-Angehörige“ planten die Synagoge in Brand zu stecken, wurden allerdings von den benachbarten Hausbesitzern aufgehalten, da sie fürchteten, dass dabei auch ihre eigenen Häuser im eng bebauten Ortskern zu Schaden kämen (nach anderer Darstellung: „die sogenannte “Reichskristallnacht„ überstand die Synagoge durch vorzeitigen Verkauf“, Kukatzki 1988, S. 81). Der Innenraum der Synagoge wurde jedoch verwüstet. Mit der Zerstörung des Synagogeninneren endete auch die Existenz der jüdischen Gemeinde in Odenbach. Im Jahr 1939 ging die Synagoge an eine ortsansässige Familie über. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wurde das ehemalige Gebetshaus als Lagerraum genutzt und verfiel danach allmählich.
1985 entdeckte der Historiker Bernhard Kukatzki bei seiner Betrachtung der Synagoge barocke Wand- und Deckenmalereien aus dem 18. Jahrhundert. Zwei Jahre später wurde die Synagoge unter Denkmalschutz gestellt. Auf eine Initiative der protestantischen Gemeinde schlossen sich Bürgerinnen und Bürger aus Odenbach und dessen Umgebung zusammen, um im Rahmen eines Vereins die ehemalige Synagoge vor dem endgültigen Verfall zu retten und die Wandmalereien wieder sichtbar zu machen. Die Synagoge wurde durch den neu gegründeten „Förderverein ehemalige Synagoge Odenbach e. V.“ erworben und es wurde mit der Restaurierung begonnen. Mit der Unterstützung durch erhebliche öffentliche Mittel konnte die Synagoge restauriert und die Wandmalereien konserviert werden. Erst 1995 wurden die Maßnahmen am Gebäude abgeschlossen. Heute erstrahlt die Synagoge als künstlerisches Kleinod und repräsentiert ein gutes Beispiel für eine ehemalige Synagoge im ländlichen Raum.
Die Synagoge in Odenbach ist der älteste erhaltene Synagogenbau der Pfalz und bildet zusammen mit der protestantischen Kirche, dem Pfarrhaus, dem Rathaus und der Mühle eine Denkmalzone im Ortskern von Odenbach. Außerhalb von Odenbach in Richtung Adenbach liegt ein kleiner zur ehemaligen jüdischen Gemeinde in Odenbach gehörender Friedhof aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Baubeschreibung
Die 1752 erbaute Synagoge ist von außen betrachtet ein eher unscheinbares Gebäude (vermutlich bestand das Gebäude schon seit 1730 und das Jahr 1752 ist das Datum der Einrichtung, Kukatzki 1998, S. 79) . Es besitzt eine rechteckige Grundfläche und ein Satteldach aus roten Ziegeln. Das einstöckige Haus zeigt Rundbogenfenster und auf der Giebelseite ist Fachwerk zu sehen.
Über ausgetretene Stufen einer Sandsteintreppe (Haupteingang) gelangt man in das Innere der Synagoge. Hierfür ist zwischen zwei Eingangstüren zu wählen. Die rechte Tür war der Haupteingang für Männer und ihre älteren Söhne. Die linke Tür führte zur Frauenempore. Grund dafür war, dass Männer der jüdischen Gemeinde den Sabbat im rechten größeren Teil des Raumes feierten. Frauen und Kinder hingegen mussten dem Ablauf hinter einer durchlässigen Wand folgen. Als die jüdische Gemeinde Mitte des 19. Jahrhunderts stark wuchs, wurde 1835 im Obergeschoss die zuvor genannte Frauenempore um einen Aufgang von außen ergänzt. Zur gleichen Zeit wurden weitere Umbaumaßnahmen sowie neue Ausmalungen vorgenommen.
Über dem Haupteingang im gewölbten Türsturz der Synagoge sind Worte in hebräischer Schrift eingemeißelt. Diese waren ursprünglich die Psalmworte „Dies ist das Tor des Herrn, Gerechte gehen dort hinein (die Gerechten werden dort einziehen)“ (Psalm 118, 20) sowie die Jahreszahl „5512“ (entspricht 1752). Die Inschrift wird von rechts nach links gelesen, wobei der zweite Textteil stark verwittert ist. (Kukatzki 1988, S. 80). Es handelt sich um einen beliebten „Vers, der über zahlreichen Synagogenportalen zu finden war“ (Kukatzki 1988, S. 81).
Das Innere der Synagoge erscheint überraschend farbenprächtig. An den Wänden und der Decke sind heute wieder bunte Malereien zu sehen, die über Jahrhunderte unter mehreren Farbschichten verborgen waren. Diese stammen vermutlich von einem Schüler des bekannten polnischen Synagogenmalers Elieser Sussmann (Lebensdaten nicht bekannt) (Schüler-Beigang 1999, S. 198) aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es handelt sich um Rankenwerk, „das eingebunden in eine architektonische Gliederung freie Felder umgibt, die wohl ursprünglich mit hebräischem Texten ausgefüllt waren (Schüler-Beigang, 1999, S. 198).
Geniza Odenbach
Bei Renovierungsarbeiten wurde außerdem eine Geniza entdeckt. Eine Geniza (von hebräisch גניזה = Depot, Speicher, Lager; deutsch meist Genisa, plur. Genizoth) ist ein – manchmal auch vermauerter – Hohlraum, in dem Juden nicht mehr benutzte liturgische Schriften verschlossen ablegen. Solche Texte dürfen nicht weggeworfen werden, sofern sie etwa den Eigennamen Gottes, das Tetragrammaton JHWH enthalten. Entsprechende Schriftstücke wurden daher in Hohlräumen in Synagogen oder auch auf jüdischen Friedhöfen feierlich beerdigt.
Die in einem vermauerten Hohlraum entdeckten Schriften sind nach ihrer Restaurierung heute in Schauvitrinen ausgestellt. Des Weiteren wurden in der Synagoge zahlreiche Wimpel-Fragmente gefunden, die zum Teil aus dem beginnenden 19. Jahrhundert stammen. Zu den Fundstücken gehörten außerdem alte Urkunden zu Verlobung und Heirat.
Kulturdenkmal
Die Synagoge in der Kirchhofstraße 19 in Odenbach ist im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Kusel wie folgt aufgeführt: “Ehem. Synagoge, eingeschossiger Putzbau mit Fachwerkgiebeln, bez. 512 (= 1752); Frauenempore 1835, spätbarocke Ausmalung„ (GDKE 2017).
(Sonja Kasprick, ZukunftsRegion Westpfalz, 2019)
Internet
www.jüdische-gemeinden.de: Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum - Odenbach/Glan (Rheinland-Pfalz) (abgerufen 10.09.2019)
www.ehemalige-synagoge-odenbach.de: Geschichte der Synagoge Odenbach (abgerufen 10.09.2019)