Matronenheiligtum in Zingsheim

Vor Hirschberg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie
Gemeinde(n): Nettersheim
Kreis(e): Euskirchen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 30′ 9,13″ N: 6° 39′ 6,89″ O 50,50254°N: 6,65191°O
Koordinate UTM 32.333.488,98 m: 5.597.140,94 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.546.294,23 m: 5.596.510,46 m
  • Matronenheiligtum in Zingsheim (2019)

    Matronenheiligtum in Zingsheim (2019)

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    Zanjani, Marcel / LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
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    Marcel Zanjani
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  • Matronenheiligtum in Zingsheim (2019), Weihestein der Matronae Fachinehae

    Matronenheiligtum in Zingsheim (2019), Weihestein der Matronae Fachinehae

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    Matronenheiligtum in Zingsheim (2019)

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Auf der Parzelle „Vor Hirschberg“ unweit der Straße von Zingsheim nach Nettersheim finden sich rekonstruierte Relikte eines römischen Umgangstempels.

Erste Hinwese auf römische Heiligtümer in dieser Region sind bereits seit dem späten 19. Jahrhundert bekannt. Damals waren Bauern beim Ackern auf frühmittelalterliche Steinplattengräber gestoßen, in denen Weihesteine in Zweitverwendung verbaut worden waren. Auf den Weihesteinen wurden die Matronae Fachinehae verehrt.
In den 1960er Jahren gab es dann Hinweise auf den Standort des Heiligtums. Ein bis zur Flurbereinigung offener Bachlauf floss wenige Meter südöstlich des Tempels in Richtung Südwesten. Direkt neben dem Bau befanden sich keine weiteren Gebäude. Auf die Spuren römischer Mauern war man allerdings schon in den 1960er Jahren in einiger Entfernung zum Tempel gestoßen. Ausgrabungen fanden dort 1963 statt.

Ausgrabungen
Der zentrale Bau des Tempels, die Cella, besitzt einen Innenraum von 4,50 mal 3,70 Meter Größe. Die Mauern aus Grauwacken und Kalkbruchsteinen waren 0,55 Meter stark. Sie wird von einem nahezu quadratischen Umgang in der Größe von 9,50 mal 8,45 bis 8,95 Metern umgeben. Das ziegelgedeckte Dach wurde von Holzpfosten getragen. Der Eingang konnte nicht zweifelsfrei nachgeweisen werden, der heutige Zugang ist somit nicht belegt. Der Umgang diente dazu, dem eigentlichen Heiligtum näher zu kommen und Weihegaben abzulegen.
Die Funde datieren vorwiegend in das 3. und 4. Jahrhundert, wenige auch in das 2. Jahrhundert. Sie enden gegen Ende des 4. Jahrhunderts. Damit ist auch die Aufgabe des Heiligtums datiert.

Matronenheiligtum
In einem Matronenheiligtum brachten die Bewohner der Region den mütterlichen Göttinnen Opfer dar und erhofften sich von ihnen Schutz, Wohlergehen und gutes Gelingen. Wurden die Bitten erhört, so stellte man in Erfüllung seines Gelübdes Weihesteine im Heiligtum auf. Auf den für Zingsheim überlieferten Weihesteinen werden stets die fachinehischen Matronen genannt. Die Herleitung ihres Namens ist nicht eindeutig geklärt. Die jüngere Forschung spricht den besonders zahlreich in der ehemaligen römischen Provinz Niedergermanien überlieferten Beinamen der Matronen in erster Linie topischen Charakter zu, also eine Örtlichkeit beschreibend. Der Name der Fachinehae wird von einem germanischen Hydronym (Gewässernamen) mit der Bedeutung „Fluss mit Fischwehren“ abgeleitet. Die auf den Weihesteinen genannten Anhänger*innen des Kultes der fachinehischen Matronen tragen in einigen Fällen germanische Namen und es liegen sprachwissenschaftliche Hinweise vor, diesen Kult als indigen zu bezeichnen. Der archäologisch nachgewiesene Tempel und das Setzen von Weihesteinen zeigen, dass der Ritus vor Ort römisch interpretiert wurde. In den nahen Matronenheiligtümern „Heidentempel“ bei Bad Münstereifel-Nöthen und „Görresburg“ im Archäologischen Landschaftspark Nettersheim ließ sich der Wandel des Ritus auch am archäologischen Befund nachvollziehen. Dass die Anhänger*innen des Kults in Zingsheim durchaus vermögend waren, dafür sprechen die Qualität mancher Weihungen und die teilweise feine Ausarbeitung der in Fragmenten erhaltenen Plastiken.

Heutiger Zustand
Die Anlage wurde in den Jahren 1975 bis 1976 restauriert. Vor dem Grundriss sind Kopien zweier Weihesteine aufgestellt, die im fränkischen Gräberfeld am Gleisinger Heck gefunden wurden.

(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2019)

Hinweise
Das Matronenheiligtum ist eingetragenes Bodendenkmal (LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, Nr. EU 31) und war Station der Archäologietour Nordeifel 2019.

Literatur

Horn, Heinz Günter (1987)
Die Römer in Nordrhein-Westfalen. S. 579-580, Stuttgart.
Jürgens, Antonius (1978)
Das Matronenheiligtum bei Zingsheim. In: Ausgrabungen im Rheinland '77. Das Rheinische Landesmuseum Bonn, Sonderheft 1978, S. 152-153. o. O.
Petrikovits, Harald von (1965)
Ein Mädchenkopf und andere Plastiken aus dem heiligen Bezirk in Zingsheim. In: Bonner Jahrbücher 165, Kevelaer.
Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hrsg.) (1974)
Nordöstliches Eifelvorland. Euskirchen. Zülpich. Bad Münstereifel. Blankenheim, Teil 2: Exkursionen. (Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Band 26.) S. 86-87, Mainz.
Sage, Walter (1964)
Ein neues Matronenheiligtum bei Zingsheim, Kreis Schleiden. In: Bonner Jahrbücher 164, S. 297–302. Kevelaer.

Matronenheiligtum in Zingsheim

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Auf der Heide
Ort
53947 Nettersheim - Zingsheim
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Bodendenkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Archäologische Grabung, Archäologische Prospektion
Historischer Zeitraum
Beginn 150 bis 200, Ende 400

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„Matronenheiligtum in Zingsheim”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-297025 (Abgerufen: 10. Oktober 2024)
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