Der Niedergang der Korbweidenwirtschaft ab Mitte des 20. Jahrhunderts hatte nicht nur das Verschwinden der Korbweidenanbauflächen zur Folge, auch das Wissen um die Techniken, Formen und Fertigkeiten der Korbmacherei drohten, verloren zu gehen. Diesem schleichenden Verlust wirkt das Korbmachermuseum Hilfarth engagiert entgegen.
Dort erfährt man in liebevoll gestalteten Räumen Wissenswertes, aber auch Unterhaltsames über den Korbweidenanbau, die einzelnen Arbeitsschritte und vielseitigen Techniken zur Herstellung unterschiedlichster Weidenerzeugnisse sowie deren mühsamen Vertrieb, der zum Teil die ganze Familie von Frühjahr bis Herbst mit dem Pferdewagen durch halb Deutschland führte. Unter den im Museum ausgestellten Korbwaren, die von einfachen aber praktischen Einkaufskörben, bis zu einem erstaunlich fein geflochtenen Damenhut reichen, erkennt so manche Besucher*in den alten Wäschekorb der Großmutter oder den Holzkorb wieder, der früher oft vor dem Kamin stand.
Die Idee einen Verein zu gründen, um die Tradition des Korbmacherhandwerks zu bewahren und in einem Museum für die Nachwelt zu erhalten, war 1996 entstanden, als sich die wenigen verbliebenen und ehemaligen Korbmacher zur Fertigung eines überdimensionalen Weidenkorbs für einen Kreisverkehr zusammengetan hatten. Die Mitglieder des Rurtal-Korbmacher Historischer Verein e.V. 1999, darunter mittlerweile 40 gelernte Korbmacher bzw. sechs Meister und eine Meisterin, renovierten den heute von der katholischen Pfarrgemeinde St. Leonhard Hilfarth gemieteten, landwirtschaftlichen Teil des ehemaligen Franziskanerinnen-Klosters in engagierter Eigenleistung selbst. Die Neueröffnung des Korbmachermuseums Hilfarth wurde am 27. April 2008 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung gefeiert.
Heute, in Zeiten von Plastikvermeidung und Nachhaltigkeit, ist auch das Interesse und die Nachfrage an natürlichen und regionalen Erzeugnissen wieder gestiegen und so konnte etwa der Verkauf von Hilfarther Korbwaren auf dem Bauernmarkt im Kölner Zoo im Mai 2019 als voller Erfolg verbucht werden. Bei einer Führung durch das Museum erhält man außerdem die Möglichkeit, einem Korbmacher „auf der Plank“ sitzend, also bei der Arbeit, über die Schulter zu schauen und auch selbst einmal Hand anzulegen. Wie die dafür benötigten Korbweiden angebaut und geerntet wurden, zeigt auch ein Film des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte über die Korbmacher in der Rurniederung, in dem der Korbweidenanbau mit ehemaligen Korbmachern authentisch nachgestellt wurde (youtube.com).
Baudenkmal Das Gebäude, in dem sich das „Korbmachermuseum Hilfarth“ befindet, ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Datenbank-Nr. 42312 / Denkmalliste Hückelhoven, Eintragung vom 11.07.1988, laufende Nr. 229): „Wohnhaus in Hilfarth, Dreiflügelige Backstein-Hofanlage, weiß geschlämmt, Satteldächer, z.T. noch Holzblockrahmen; 18./19. Jahrhundert (Kern älter). (Ehemaliges Franziskanerinnenkloster St. Leonhard wurde 1802 aufgelöst).“
Internet www.rurtal-korbmacher.de: Rurtal Korbmacher (abgerufen 06.09.2019) youtube.com: Die Korbmacher in der Rurniederung. Korbweidenanbau. LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, 1974 (abgerufen 30.08.2019) www.limburg-bernd.de: Denkmale in der Stadt Hückelhoven, Wohnhaus in Hilfarth, lfd. Nr. 229 (abgerufen 16.09.2019)
Literatur
Abels, Hermann (Hrsg.) Korbmacher-Museum Hilfarth (Hrsg.) (2018)
Hilfarth an der Rur. Ein Ort und seine Menschen: Berichte, Dokumente, Geschichten, Lieder, Fotos und Anekdoten. Hückelhoven (3. Auflage).
Reiners, Herbert (1961)
Agrarstruktur und Korbweidenwirtschaft in der Rur-Wurm-Niederung. (Forschungen zur Deutschen Landeskunde, Band 129.) Bad Godesberg.
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