Erdener Prälat

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Erden, Ürzig
Kreis(e): Bernkastel-Wittlich
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 58′ 54,8″ N: 7° 01′ 17,16″ O 49,98189°N: 7,02143°O
Koordinate UTM 32.358.153,54 m: 5.538.493,08 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.573.303,44 m: 5.538.894,60 m
  • Video zum Leuchtpunkt Erdener Prälat

    Video zum Leuchtpunkt Erdener Prälat

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  • Weinbau an der Mosel: reife Trauben kurz vor der Ernte (2003 bei Traben-Trarbach).

    Weinbau an der Mosel: reife Trauben kurz vor der Ernte (2003 bei Traben-Trarbach).

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  • Weinernte und Traubenauslese

    Weinernte und Traubenauslese

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    Weinlage bei Ürzig

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    Blick auf Ürzig

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    Ürziger Sonnenuhr

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    Weinberge bei Erden

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    Ürziger Sonnenuhr im Winter

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    Erdener Prälat

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Der Erdener Prälat mit den benachbarten Erdener Treppchen und Ürziger Gewürzgarten sind sehr berühmte Weinlagen am Steilhang der Mittelmosel: hier wachsen Spitzenweine. Am Fuß des Weinbergs auf etwa 100 Meter Meereshöhe befindet sich eine restaurierte Kelteranlage aus römischer Zeit. Sie belegt, dass bereits vor 2000 Jahren hier Reben kultiviert wurden. Etwas westlich davon wurde um 1800 die vermutlich älteste Sonnenuhr der Mosel an den Überresten einer mittelalterlichen Burgruine gebaut. Zur Erleichterung der Arbeit im Steilhang gibt es neben Metallleitern eine Monorackbahn, das ist eine Zahnradbahn auf nur einer Schiene.
Das Bild der regelmäßig in Zeilen angeordneten Rebstöcke wird durch urwüchsige Schieferfelsen aufgelockert. Hier leben wärmeliebende Pflanzen und Tiere. Hangaufwärts schließt sich der bewaldete Borberg an (360 Meter Meereshöhe), auf dem die Kelten einst eine Wallanlage errichteten. Die Weinlagen sind für Wanderer und Naturliebhaber durch den „Kletterweg Erdener Treppchen“ und den (W)Ürziger Bergpfad erschlossen. Trittsicherheit ist erforderlich.

Landschaftsbild
Ausgedehnte steile Südlagen sind an der Mittelmosel selten; der sehr steile Prallhangabschnitt gegenüber Erden gehört dazu. Die Weinberge hier besitzen eine Neigung von über 50 Prozent und sind überwiegend nach Süden ausgerichtet. Auch die steilen Felsen mit den zahlreichen Vorsprüngen, Felsnasen und -spalten sind südexponiert und bieten der Lebewelt trocken-heiße Lebensbedingungen. Schatten gibt es in den Felsgebüschen und im Wald rund um den Borberg (360 m ü. NN).
Die Reblandschaft ist durch Felsen, Mauern und Treppen in meist kleine Parzellen gegliedert. Man sieht noch viele in Handarbeit angelegte Trockenmauern und Steintreppen. Und über Generationen wurden alle Einrichtungen im Weinberg instand gehalten, repariert und erneuert. Landschaftsbildprägend ist die große, senkrecht an altem Mauerwerk errichtet Ürziger Sonnenuhr, die weithin sichtbar ist.

Entstehung und Geologie
Die Felsen am Moselhang gegenüber Erden sind aus zu Stein gewordene ozeanische Ablagerungen. Vor rund 400 Millionen Jahren (im Erdzeitalter des Devon) gab es hier ein riesiges Flachmeer. Je mächtiger die Sedimente wurden, desto kompakter und härter wurden sie: aus dem Meeresschlamm wurde durch Druck und Hitze ein Gestein, der Schiefer. Er zeichnet sich durch die besondere Eigenschaft aus, dass er sich in dünne Platten zerlegen lässt. Der Schiefer im Gebiet der Mittelmosel enthält viel Ton, man bezeichnet ihn daher als Tonschiefer.
Das Rheinische Schiefergebirge, zu dem das Moselgebiet gehört, entstand vor etwa 350 Millionen Jahren. Der Rheingraben, die Eifelvulkane und auch das Moseltal entwickelten sich deutlich später, „erst“ vor 50 bis 60 Millionen Jahren. Im Laufe der Jahrmillionen hob und senkte sich der Landschaftsraum mehrfach und die Mosel verlegte ihr Bett immer wieder. Im derzeitigen Bett strömt sie seit rund 10.000 Jahren zum Rhein.
Die Felsen am Moselhang gegenüber Erden sind aus zu Stein gewordene ozeanische Ablagerungen. Vor rund 400 Millionen Jahren (im Erdzeitalter des Devon) gab es hier ein riesiges Flachmeer. Je mächtiger die Sedimente wurden, desto kompakter und härter wurden sie: aus dem Meeresschlamm wurde durch Druck und Hitze ein Gestein, der Schiefer. Er zeichnet sich durch die besondere Eigenschaft aus, dass er sich in dünne Platten zerlegen lässt. Der Schiefer im Gebiet der Mittelmosel enthält viel Ton, man bezeichnet ihn daher als Tonschiefer.
Das Rheinische Schiefergebirge, zu dem das Moselgebiet gehört, entstand vor etwa 350 Millionen Jahren. Der Rheingraben, die Eifelvulkane und auch das Moseltal entwickelten sich deutlich später, „erst“ vor 50 bis 60 Millionen Jahren. Im Laufe der Jahrmillionen hob und senkte sich der Landschaftsraum mehrfach und die Mosel verlegte ihr Bett immer wieder. Im derzeitigen Bett strömt sie seit rund 10.000 Jahren zum Rhein.
Schiefer ist nicht immer schwarz-grau. Besonders beim Untergrund des Erdener Treppchens fallen unterschiedliche Farbschattierungen des Schiefers auf. Es gibt ihn in blau, braun, gelblich und rötlich. Ursache für die Farbunterschiede sind die unterschiedliche mineralische Zusammensetzung und die chemische Verwitterung. Manche Schiefer besitzen einen silbrigen Glanz, der kommt von hohen Anteilen an Glimmer.
Die Bodenschicht im Erdener Weinberg ist sehr dünn und meist liegen die Schieferplättchen auch zwischen den Reben auf dem Boden. Dadurch erwärmt sich der Boden besser und kühlt nachts nicht so schnell aus.
Die kleinräumig unterschiedliche mineralische Zusammensetzung des Bodens spiegelt sich auch im Aroma des Weins wieder. In der direkt benachbarten Weinlage des Ürziger Würzgartens besteht vor allem in den oberen Hangbereichen der Untergrund aus eisenreichem Ryolith der nahe gelegenen Wittlicher Senke. Den Weinreben steht hier eine tiefere Bodenschicht zur Verfügung als in der Erdener Weinlagen. Ein Glas Ürziger Würzgarten schmeckt anders als ein Erdener Treppchen ...

Klima
Die Reben an den Ürziger und Erdener Steilhängen werden von der vollen Südsonne verwöhnt. Die jährliche Regenmenge, die den Trauben zur Verfügung steht, liegt meist unter 700 mm und in einem für das Wachstum der Rieslingtraube günstigen Bereich. Der Wald auf dem Borberg hält die von der Eifel abfließende Kaltluft weitgehend ab, so dass die Herbst- und Wintermonate relativ mild bleiben.

Flora
Am Erdener und Ürziger Steilhang reifen nicht nur hervorragende Weine heran, hier wachsen auch besondere Wildpflanzen. Die Blühsaison an den Erdener Felsen beginnt im März/April mit dem Goldlack (Erysimum cheiri), der, im Mittelmeerraum beheimatet, unsere Flora seit dem Mittelalter bereichert. Ebenfalls im Frühjahr und auf felsigem Terrain, aber sehr viel unauffälliger als der Goldlack, blüht zitronengelb das Berg-Steinkraut (Alyssum montanum ssp. montanum). Es kommt entlang der Mosel nur am Erdener Steilhang vor. Wermut ist hier dagegen recht häufig und wegen seines aromatischen Dufts und der seidigen Behaarung der Blätter auch auffällig. Bis die goldgelbe Herbstfärbung des Französischen Ahorns am Schieferhang leuchtet, können viele interessante und einige seltene Pflanzenarten am Erdener Steilhang bewundert werden. So die an den Felsen verstreute Echte oder Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum).

Fauna
Mit etwas Geduld lassen sich im sonnendurchglühten, steinig-felsigen Hang Tiere beobachten; zum Beispiel Mauereidechsen, die in oder aus Felsspalten und Mauerritzen huschen oder die versteckt lebende Schlingnatter. Aus der Gruppe der Heuschrecken ist hier die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) zu nennen. Sie lebt auf steinigen, trockenen und vegetationsarmen Standorten. Erdener und Ürziger Steilhang gehören zum Revier von Uhu und Wanderfalke, beide geschützten Arten benötigen ungestörte Felswände zum Brüten. Auch die Zippammer als Charaktervogel der Moselweinberge kommt hier vor.
Wegen der großen Bedeutung für die Tier- und Pflanzenwelt der Mittelmosel liegt der Leuchtpunkt Erdener Prälat /Treppchen & Ürziger Sonnenuhr überwiegend im FFH-Gebiet „Moselhänge und Nebentäler der unteren Mosel“ und Vogelschutzgebiet „Wälder zwischen Wittlich und Cochem“.

Wein, Kultur und historische Bauten
Die Ürziger Sonnenuhr zählt zu den klassischsten Sonnenuhren und wird, laut Wikipedia, als die älteste an der Mosel benannt. Man sagt, sie sei um 1800 erbaut. Im Mittelalter standen drei Burgen in Ürzig. An dem Wachtturm einer der Burgen, dessen historische Fassade exakt nach Süden ausgerichtet ist, bot sich ein geeigneter Standort für die Uhr an einem markanter Geländepunkt. Aufgrund ihrer Genauigkeit scheint die Ürziger Sonnenuhr Im Vergleich mit den anderen Großuhren am ehesten geometrisch konstruiert zu sein. Insbesondere aber trägt sie römische Zahlzeichen, während sonstige zeitgenössische Uhren mit arabischen Zahlzeichen ausgestattet sind.
Die Ürziger Sonnenuhr ist eine Vertikalsonnenuhr mit einem ebenen Zifferblatt. In der Mitte des Zifferblattes befindet sich eine Nische, in der die Figur des designierten Erzbischofs von Trier Kuno von Pfullingen, der auf dem Weg in die Bischofsstadt überfallen, auf die Burg Ürzig verschleppt und schließlich ermordet wurde.
1992 wurde in der Weinlage Erdener Treppchen bei Bauarbeiten der Flurbereinigung ein römisches Kelterhaus gefunden und im Jahr 1993 ausgegraben. Diese Kelteranlage, stammt aus der Mitte des 3. Jahrhundert n. Ch. und ist die bisher besterhaltenste Anlage ihrer Art. Neben dem Fischgrätmauerwerk mit Originalhöhen von über 3m erbrachte die Ausgrabung viele zum Teil neue Nachweise des Lebens und Arbeitens während und nach der Römerzeit. Beim Bau eines Parkplatzes im Jahr 1998 wurde unweit der ersten Anlage eine weitere Kelteranlage gefunden. Sie ist ca. 100 Jahre älter und bildet zurzeit den ältesten Nachweis römischen Weinbaus an der Mosel.
Mit dem Bremer Ratskeller wurde die älteste und renommierteste Weinhandlung in Deutschland als Sponsor gewonnen, um die notwenigen Sicherungsmaßnahmen für die zweite Kelteranlage zu finanzieren. Aus dem oberhalb gelegenen Weinberg wird der Wein als „Bremer Senatswein“ in der Hansestadt vermarktet und daraus die Sanierung und Überdachung finanziert. Die Vermarktung erfolgt über den Martinshof, einem Eigenbetrieb der Stadt Bremen, der zahlreichen Menschen mit Behinderung individuelle berufliche Bildung und Beschäftigung bietet. Darüber hinaus gibt es gemeinsame Aktivitäten mit vergleichbaren Einrichtungen im Moselgebiet.
Oberhalb des Leuchtpunktes verläuft der Premiumwanderweg „Moselsteig“. Über den „Kletterweg Erdener Treppchen“ gelangt man von Erden, Lösnich oder Kinheim zum Leuchtpunkt. Von Ürzig führt der (W)Ürziger Bergpfad dorthin. Beide Wege treffen auf Höhe des Erdener Prälats aufeinander, sodass sie auch kombiniert begangen werden können. Etwas oberhalb im Bereich der Weinlage Ürziger Würzgartens befindet sich noch der Themenweg „Felsenwelten“.

(Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel, Bernkastel-Kues, 2024)

Erdener Prälat

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Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel: „Erdener Prälat”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-296851 (Abgerufen: 27. März 2025)
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