Hahnenhof und Hahnenstraße in Stommelerbusch

Rotteckhof

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Pulheim
Kreis(e): Rhein-Erft-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 02′ 54,06″ N: 6° 46′ 11,56″ O 51,04835°N: 6,76988°O
Koordinate UTM 32.343.684,23 m: 5.657.567,93 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.554.030,68 m: 5.657.307,53 m
  • Hahnenhof in Stommelerbusch (2014)

    Hahnenhof in Stommelerbusch (2014)

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  • Marienfigur am Hahnenhof (2014)

    Marienfigur am Hahnenhof (2014)

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  • Der Hahnengraben ist ein zentraler Entwässerungsgraben in der Feldflur von Stommelerbusch (2014).

    Der Hahnengraben ist ein zentraler Entwässerungsgraben in der Feldflur von Stommelerbusch (2014).

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Siedlungsgeschichtliche Entwicklung
Der Hahnenhof liegt im Kulturlandschaftsbereich Stommeler Busch. Der Wald („Busch“) wurde erst im 19. Jahrhundert gerodet und durch verschiedene Gräben, unter anderem den Hahnengraben entwässert. Er gehört zu den ältesten Gebäuden am Ort (Wißkirchen 1997, S. 152).
Durch den Namen des Hofes wird ein Stück Landschaftsgeschichte deutlich. „Hahnenhof“ leitet sich nämlich nicht etwa vom gleichnamigen Nutztier ab, sondern stammt vom mittelhochdeutschen Wort „Hagen“ ab, das ein eingehegtes oder abgegrenztes Wald- oder Feldstück bezeichnet (Wißkirchen 1997, S. 137). Der Hahnenhof und die durch den Ort führenden Hahnenstraße weisen auf die historische Nutzung des Stommelerbuschs hin: Bis ins 19. Jahrhundert war der Wald gemeinschaftliches Eigentum der sogenannten Walderben, der Besitzer von Hofstellen in der nahen Umgebung. Sie unterteilten den Wald jedes Jahr in einzelne, sogenannte Hane (Wißkirchen 1997, S. 136), abgesteckte Waldbereiche, in denen Bauholz oder Brandholz geschlagen werden durfte.
Das Gelände des Hofes lag ursprünglich im größten zusammenhängenden Feuchtgebiet des Busches, dem sogenannten Langschiff, welches 3,58 km lang und etwa 260 m breit war (Wißkirchen 1997, S. 147).
Erst durch die Rodung und Trockenlegung des Stommeler Busches konnten die Ortschaften und Höfe, wie Stommelerbusch, Gut Kruchenhof oder der Hahnenhof entstehen (Welters 1962, S. 149). Die Prozesse der Landgewinnung und Trockenlegung von Feuchtgebieten wurden im 19. Jahrhundert auch staatlich gefördert. Denn vor dem Hintergrund der Industrialisierung und dem damit verbundenen Wachstum der Bevölkerung sollten neue Acker- und Wohnflächen geschaffen werden, um die Bevölkerung zu versorgen (Wißkirchen 1997, S. 147). Ökologische Bedenken und Naturschutzaspekte spielten zu dieser Zeit noch keine Rolle.
Im Jahr 1908 erwarb der Freiherr von Fürstenberg die drei größten Höfe in Stommelerbusch und ließ sie von Pächtern bewirtschaften. Unter den Höfen war auch der Hahnenhof (Wißkirchen 1997, S. 156).

Der Hahnenhof
Der Hahnenhof ist ein aus Backstein und Fachwerk errichteter Vierkanthof. Auffallend verbindet die hohe gemauerte Toreinfahrt die nördliche und westliche Hofflanke diagonal und nicht rechtwinkelig. Das zweistöckige Wohnhaus mit Krüppelwalmdach befindet sich auf der Westseite der Anlage, traufständig an der Hahnenstraße. Über dem Eingang ist mittig in einer Fassadennische eine Marienstatue angebracht.
Heute ist der Hahnenhof ein landwirtschaftlich geführter Familienbetrieb, der seit dem Jahr 2004 auch eine Reitanlage beherbergt (Hahnenhof 2019). Der Hof ist ein eingetragenes Baudenkmal der Stadt Pulheim (Liste der Baudenkmäler in Pulheim).

Kulturhistorische Bedeutung
Der Hahnenhof in Stommelerbusch repräsentiert als Vierkanthof die regional- und zeittypische Architektur des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Er ist, neben anderen Höfen, wie beispielweise dem Sophienhof oder Gut Barbarastein, zeugnishaft für die relativ späte Besiedelung des Stommeler Buschs durch dessen Rodung und Trockenlegung (Melioration). Erhalten geblieben ist seine Lage am Übergang zur Ackerflur, so dass die historischen Zusammenhänge zwischen Hfstelle und zugehörigen Landwirtschaftsflächen ablesbar geblieben ist. Der Hof veranschaulicht die Lebens- und Arbeitsweise der ländlichen Bevölkerung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Durch seine Eigenart, Zeugnishaftigkeit und die Ablesbarkeit der historischen Zusammenhänge kommt dem Hahnenhof eine hohe kulturhistorische Bedeutung zu.

Hinweis
Das Objekt „Hahnenhof in Stommelerbusch“ ist wertgebendes Element des historischen Kulturlandschaftsbereichs Stommeler Busch (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 307).
Der Hahnenhof ein eingetragenes Baudenkmal der Stadt Pulheim (Liste der Baudenkmäler in Pulheim, Nr. I/132).

(Sandra Schmid, LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2019)


Internet
www.hahnenhof.de: der Hahnenhof (zuletzt geprüft am 24.05.19)
de.wikipedia.org: Liste der Baudenkmäler in Pulheim (zuletzt geprüft am 24.05.19)

Literatur

Welters, Hans (1962)
Stommeln 962-1962. Die Geschichte eines Rheinischen Ortes, aufgezeichnet anlässlich der Jahrtausendfeier seiner ersten urkundlichen Nennung. Pulheim.
Wißkirchen, Josef (1997)
200 Jahre Geschichte Stommelns, Band 1: 1794-1914. Pulheim.

Hahnenhof und Hahnenstraße in Stommelerbusch

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Hahnenstraße 134
Ort
50259 Pulheim
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1850 bis 1900

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
Sandra Schmid (2019): „Hahnenhof und Hahnenstraße in Stommelerbusch”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-291516 (Abgerufen: 15. Januar 2025)
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