In den Außenbereichen des LVR-Freilichtmuseums Kommern kann man derzeit 79 historische Gebäude aus der früheren preußischen Rheinprovinz bewundern. Sie verteilen sich auf die vier regionalen Baugruppen Westerwald/Mittelrhein, Eifel, Niederrhein und Bergisches Land und die Baugruppe Marktplatz Rheinland, die sich der Zeit von 1945 bis zum frühen 21. Jahrhundert widmet und die Urbanisierung des ländlichen Raumes, verbunden mit der Auflösung traditioneller ländlicher Ortsbilder zeigt. Beispielhaft stehen diese fünf Baugruppen für Bauen, Wirtschaften und Wohnen der Landbevölkerung seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Die spezifische Topographie des Museumsgeländes und die gewählten Standorte der einzelnen Baugruppen lassen es glücklicherweise problemlos zu, die besonderen Siedlungsbedingungen in diesen verschiedenen Teilregionen des zentralen Rheinlandes auch hinsichtlich der Geländemerkmale authentisch darzustellen. Diverse regionaltypische bäuerliche Anwesen, ferner Wasser- und Windmühlen, Schul- und Backhäuser sowie ein Tanzsaal und eine Kapelle zeichnen somit ein überzeugendes Bild von den Lebensbedingungen in früheren Jahrhunderten.
Eine der Baugruppen zeigt den Westerwald/Mittelrhein. In Kommern ist nur der rheinische Teil des Westerwaldes dargestellt. Die typische Siedlungsformen waren in dieser Region geschlossene Dörfer – keine Einzelhöfe, keine kleinen Weiler, sondern locker und ungeordnet auf der verfügbaren Fläche verteilte bäuerliche Anwesen. Entsprechend winklig und für den heutigen Verkehr nur schwer passierbar zeigen sich viele Westerwalddörfer bis in die Gegenwart. Typisch für die regionale Hausarchitektur waren die zur Wetterseite (meist Westseite) tief herabgezogenen Dächer, die man traditionell mit Getreidestroh deckte. Heutige Getreidesorten sind wegen ihrer betonten Kurzhalmigkeit für diese Art der Dacheindeckung nicht mehr geeignet. Vor allem in dieser Baugruppe findet man hier und da auf den Strohdachfirsten kleine Pflanzgruppen der Dach- oder Hauswurz (Sempervivum tectorum), die im Rheinland vor allem in den Schiefergebirgsfelsen vom Rhein und seinen größeren Nebentälern vorkommt. Den Menschen früherer Jahrhunderte galt sie als zuverlässige Vorsorge gegen Blitzschlag und Hausbrand. In der Gruppe Westerwald findet sich – neben den typischen und interessanten Wildkrautfluren direkt an den Einzelgebäuden – ein artenreich bestückter und unbedingt erlebenswerter Bauerngarten, in dem man viele traditionelle und fast schon vergessene Gartenpflanzen live erleben kann.
(Bruno P. Kremer, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V., 2018)
Literatur
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.) (2018)
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