Ruine der Alten Burg in Gimmeldingen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Neustadt an der Weinstraße
Kreis(e): Neustadt an der Weinstraße
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 22′ 31,59″ N: 8° 09′ 18,23″ O 49,37544°N: 8,15506°O
Koordinate UTM 32.438.665,33 m: 5.469.536,42 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.438.716,21 m: 5.471.285,21 m
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    Luftaufnahme

    Fotograf/Urheber:
    Manfred Czerwinski
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    Grundriss

    Fotograf/Urheber:
    Hellmuth Bernhard; Dieter Barz
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Die spätsalische Burg, die häufig mit dem westlich des Ortes gelegenen karolingisch-ottonischen Heidenschlösschen(auch Heidenburg genannt) verwechselt wird, hat ihren Standort auf dem Kieselberg unmittelbar östlich Gimmeldingens und ist frei zugänglich.

Baubeschreibung
Geschichte

Baubeschreibung
Im Gegensatz zur Kernburg, die sich 1992 als doppelkammeriger Wohnturm erwies, konnten weitere (topographische) Erkenntnisse im Turmumfeld nicht gewonnen werden, da das Gelände im 19. Jahrhundert durch Weinbergterrassierungen stark überformt worden war, so dass die alte Geländegestalt nur noch schwer nachvollziehbar ist. Da im Umfeld des Wohnturms Grabungen unterblieben, verbieten sich auch Aussagen zum anzunehmenden Bering und zu anderen Baulichkeiten.
Der Zugang zur Anlage ist geländebedingt im Westen zu suchen, doch sind konkrete Nachweise auch hier nicht zu erbringen. Einzig eine Einsenkung rund 40 Meter östlich des Turmes ist hilfreich. Sie deutet wohl einen Graben an, der dann eine Fläche für Wirtschaftsbauten umschlossen haben könnte.
1962 ergrub man einen 14,30 Meter langen und 11,80 Meter breiten (unteren) Wohnturmteil mit 3,30 Meter breiten Mauern aus Sandstein. Er wurde „leider sehr dilettantisch“ (Berhard-/Barz) wieder aufgebaut und entbehrt seines Westteils.
Der Wohnturm dürfte in spätsalischer Zeit errichtet worden sein und hatte, nach seiner Wandstärke zu urteilen, sicherlich eine beachtliche Dimension. Ob der großen Mauerstärke ist „Mehrgeschossigkeit“ (Michael Huyer) naheliegend. Wie bei ähnlichen Wohntürmen war der eigentliche Zugang in einem höheren Geschoss integriert, der Wohnbereich in den höheren Stockwerken zu suchen.
Da die Grundmauern (ausgehend vom rekonstruierten Teil) in gleicher Breite weiter nach Westen verlaufen, ist eine zweite, gleich große Kammer anzunehmen. Dementsprechend erhob sich auf dem Rücken des Kieselbergs ein Doppelkammerturm von ursprünglich ca. 20 Metern Länge und 14,30 Metern Breite, an den im Osten ein schmälerer Anbau mit 13,80 Metern Breite angefügt worden war. Dessen ursprüngliche Länge ist unbekannt.
Die Ausgräber berichten, dass die Frontschale des Turmes weitgehend ausgebrochen war und die erhaltene Quaderung durchgängig Steinlagen aus ca. 25 cm hohen und bis zu 50 cm langen Sandsteinquadern mit grobem Randschlag und grob abgespitztem Spiegel aufwiesen.
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Geschichte
Die Geschichte der eigentlich namenlosen Burg auf dem Kieselberg (Flurname „Auf der Burg“) unmittelbar östlich Gimmeldingens ist letztlich vollkommen unbekannt. Bis zu Beginn der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts hielt man, den Forschungen von Christian Mehlis folgend, die Anlage für einen römischen Wachtturm. Erst archäologische Untersuchungen seit 1962, vor allem 1992, ergaben ein völlig neues Bild.
Die Ruine wird seither als salierzeitlicher Wohnturm, wohl um 11000 erbaut, angesehen. Ihr Standort entspricht dem vergleichbarer Anlagen. Sie wurde nicht im, sondern separiert am (östlichen) Rande des Dorfes erbaut. Man wählte als Baugrund einen recht flachen Höhenzug, der lediglich nach Süden und Westen stärker abfällt.
Erstmals wird die Burg 1398 (zu Gymeldingen under heydenischen burg gen der Linden uber) urkundlich erwähnt. 1468 wird behauptet, es habe sich um eine holzene Burg im Dorf gelegen uf einem steinen Fundament gehandelt.
Ungeachtet der Richtigkeit der letzten Aussage bleibt bestehen, dass die Anlage, deren eigentlicher Name schon damals in Vergessenheit geraten war, 1398 ruinös, bzw. seit langer Zeit zerstört oder aufgelassen worden war. Über den oder die Erbauer sind kaum Aussagen zu treffen. Möglicherweise kommen die beiden Edelfreien Adelbert (1109) und Anshelm (1119-33), die sich nach dem Ort benannten, oder deren Vorfahren oder Nachkommen als Erbauer in Frage.
Von der früh aufgelassenen Kernburg waren nach Ausweis der Katasteruraufnahme 1821 bzw. 1836/37 noch bedeutende Reste sichtbar.

Kulturdenkmal
Im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler für die kreisfreie Stadt Neustadt an der Weinstraße ist folgender Eintrag zu finden: „Alte Burg auf einer Anhöhe im Südosten des Orts: salischer Wohnturm, wohl um 1100; Spolie bez. 1687“ (GDKE 2018, S. 33).
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(Jürgen Keddigkeit, Bezirksverband Pfalz, 2018)

Literatur

Bernhard, Helmut; Barz, Dieter / Böhme, Horst W. (Hrsg.) (1991)
Frühe Burgen in der Pfalz. Ausgewählte Beispiele salischer Wehranlagen. In: Burgen der Salierzeit, Teil 2, S. 166 f, Sigmaringen.
Bilfinger, Ernst (1927)
Aus Gimmeldingens Vergangenheit. Neustadt.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2022)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreisfreie Stadt Neustadt an der Weinstraße. Denkmalverzeichnis Kreisfreie Stadt Neustadt an der Weinstraße, 7. Juni 2022. S. 33, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Neustadt an der Weinstrasse, abgerufen am 20.06.2023
Keddigkeit, Jürgen; Burkhart, Ulrich; Übel, Rolf (Hrsg.) Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.) (2007)
Pfälzisches Burgenlexikon. Band 1. (Beiträge zur pfälzischen Geschichte 12,4,2.) S. 70-72, Kaiserslautern.
Kermann, Reinhard; Sitzmann, Alfred (1999)
Gimmeldingen in Bildern von früher und heute. S. 11 (Abb.), Neustadt an der Weinstraße.
Schneider, Reinhold (1996)
Die Ruine der Alten Burg. In: Gimmeldingen. Chronik eines Weindorfes., S. 304-308, Gimmeldingen.
(2008)
Stadt Neustadt an der Weinstraße. Ortsbezirke Diedesfeld, Duttweiler, Geinsheim, Gimmeldingen, Haardt, Hambach, Königsbach, Lachen-Speyerdorf, Mußbach. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 19.2, S. 76 u. 118, Worms.

Ruine der Alten Burg in Gimmeldingen

Schlagwörter
Ort
67435 Neustadt an dr Weinstraße - Gimmeldingen
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1100

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Empfohlene Zitierweise
Jürgen Keddigkeit: „Ruine der Alten Burg in Gimmeldingen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290099 (Abgerufen: 4. Mai 2024)
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