Burg Widdole bei Ratekau

Burg Wedöhl

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Ratekau
Kreis(e): Ostholstein
Bundesland: Schleswig-Holstein
Koordinate WGS84 53° 58′ 48,02″ N: 10° 49′ 58,71″ O 53,98°N: 10,83298°O
Koordinate UTM 32.620.202,01 m: 5.982.852,33 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.423.537,69 m: 5.983.879,23 m
Die Burg Widdole oder Wedöhl liegt östlich des Ratekauer Ortsteils Häven. Sie steht in einem Zusammenhang mit der im Norden von Lübeck reich begüterten Familie von Buchwald. 1329 begegnet erstmals ein dort wohnhafter Ritter Detlev von Buchwald als Zeuge in einer Verkaufsurkunde.

Schiedsurteil 1336
1336 fällte Graf Johann III. von Holstein-Plön einen Schiedsspruch im Konflikt zwischen den Brüdern Detlev und Volrad von Buchwald einerseits und der Stadt Lübeck andererseits. Der Turm („turris“) der Burg in Widdole, der sich noch im Bau befand, musste abgetragen werden. Der Schiedsrichter legte zudem den Abriss der Ziegelei fest, in der die Steine für den Bau hergestellt worden waren. Auch durften die vorhandenen Bauteile zukünftig weder von den Adligen noch von ihren Erben für den Bau einer Burg verwendet werden.

Zerstörung 1364
Um 1360 begegnet uns Lambert von Buchwald der Jüngere als Bewohner von Widdole in den Zeugenlisten mehrerer Urkunden. Für das Jahr 1364 ist Widdole in der Detmar-Chronik neben Alt-Ruppersdorf, Schwienkuhl, Snikrode, Schönkamp, und Hemmelsdorf als eine der sechs Burgen genannt, die von den Lübeckern gebrochen wurden. Als Hintergrund des Konflikts zwischen den Buchwalds und der Stadt nennt die Detmar-Chronik eine Auseinandersetzung der Niederadligen mit einem einzelnen Lübecker Bürger namens Morkerke, der in der Folge verstarb. Mit Hermann Korner berichtet ein weiterer Lübecker Chronist von diesem Vorgang, datiert aber je nach Fassung ins Jahr 1366 oder 1367. Detlev von Buchwald auf Widdole gehörte jedoch laut einer Urkunde zu jenen Mitgliedern der Familien Buchwald und Parkentin, die bereits 1365 mit der Stadt Lübeck Frieden schlossen. Die Datierung von Hermann Korner ist deshalb unglaubwürdiger, die von Detmar wohl korrekt.

Weiter im Besitz der Buchwalds
Auch im Anschluss an die Zerstörung blieb Detlev Besitzer und Bewohner von Widdole. 1370 aber war er nicht mehr am Leben, denn Heinrich Buchwald nahm als Vormund von Detlevs Kindern Geld vom Lübecker Rat entgegen. 1403 war Klaus Buchwald auf Widdole wohnhaft. Das Lübecker Zehntregister erwähnt den Hof Widdole im Kirchspiel Travemünde. Dieser war noch im Besitz der Familie Buchwald, wie etwa das Auftreten von Lemmeke von Buchwald zu Widdole in einer Zeugenliste von 1439 oder als Stifter 1453 zeigt.

Übergang zum Lübecker Domkapitel
1463/64 war Widdole Bestandteil eines Tauschvertrags zwischen dem Lübecker Domkapitel einerseits und den Adligen Lemmeke Buchwald und Wulf Pogwisch andererseits, und fiel damit an das Domkapitel. 1465 bestätigte der dänische König Christian I. die Befreiung der Höfe Widdole und Hemmelsdorf von der Beschwernis durch Jagd und Kost.

Sievert Boytin und seine Erben
1466 wurden die Gebäude in Widdole an den Lansten Sievert Boytin verkauft, die zugehörigen Ländereien verpachtet. Von diesem Verkauf sind zwei Bergfriede ausgenommen, die hier also ausdrücklich erwähnt werden. Diese behielten sich die Kapitelherren für eigene Zwecke vor. Lemmeke Buchwald wird hier nochmals als ehemaliger Besitzer von Widdole genannt. 1475 scheint es in Widdole zu Beschädigungen durch den Niederadligen Detlev Parkentin gekommen zu sein, doch wurden Sievert Boytins Schadensersatzansprüche an das Domkapitel zunächst abschlägig beschieden. Ein Jahr später folgte ein Vergleich. Von 1545 schloss das Domkapitel mit den Erben Sievert Boytins einen Vertrag. Dabei wird auch auf die beiden Bergfriede Bezug genommen, die beide indes offenbar mittlerweile durch landwirtschaftliche Nutzung verwüstet waren.

(Frederic Zangel, Abteilung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt zur Geschichte Schleswig-Holsteins in Mittelalter und Früher Neuzeit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, finanziert durch das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein, 2018)

Literatur

Demski, Rainer (1996)
Adel und Lübeck. Studien zum Verhältnis zwischen adliger und bürgerlicher Kultur im 13. und 14. Jahrhundert. (Kieler Werkstücke, Reihe D: Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters, 6.) Frankfurt a,M. u.a..
Hofmeister, Hermann (1917)
1. Gebiet der Freien und Hansestadt Lübeck. 2. Fürstentum Lübeck. (Die Wehranlagen Nordalbingiens. Zusammenstellung und Untersuchung der urgeschichtlichen und geschichtlichen Burgen und Befestigungen, 1.) Lübeck.

Burg Widdole bei Ratekau

Schlagwörter
Ort
23626 Ratekau - Häven
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1329

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„Burg Widdole bei Ratekau”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-289996 (Abgerufen: 5. November 2024)
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