Objektbeschreibung Dass es mindestens eine Burg auf Helgoland gegeben hat, lässt sich anhand von Schriftquellen nachweisen. Zudem ist für die Jahre 1231 und 1497 jeweils ein hus bezeugt, von denen aber unklar ist, ob sie zeitgleich mit der Burg existierten. Auch die Möglichkeiten, dass es sich gar um die gleiche Anlage zu verschiedenen Zeiten oder Bauphasen handelte, kommt in Betracht, kann jedoch nicht nachgewiesen werden. Mangels Schriftquellen oder archäologischen Untersuchungen kann zu den Baulichkeiten der Anlagen nichts gesagt werden.
Die Burg wie auch die beiden hus sind bislang nicht lokalisierbar, da die Quellen keinen Standort angeben. Aufgrund der Namensähnlichkeit des einzigen nachweisbaren Burgherrn, Waldemar Sappi, wurde die Vermutung geäußert, die Sapskuhle (heute erinnert durch den Straßennamen „An der Sapskuhle“) habe ihre Bezeichnung von ihm erhalten und müsse daher nahe der Burg gelegen haben. Namensgebend scheinen hier aber viel eher das niederdeutsche sapps für „flüssigen Schmutz“ oder das nordfriesische sappen für „Wasser, das sich aus feuchten, nassen Boden und Rinnen in eine Gruppe zieht“. Die Ähnlichkeit mit dem Namen Sappi erscheint vielmehr zufälliger Natur zu sein und kann daher nicht als Anhaltspunkt zur Lokalisierung der Burg herangezogen werden.
Auf historischen Karten, wie beispielsweise auf der Landesbeschreibung von Danckwerth und Mejer, ist auf Helgolands Hauptinsel an der Südspitze des Oberlands ein „Wachterhus“ oder „Wächterhus“ eingezeichnet. An der Nordostspitze findet sich zudem noch eine Bastion. Ob beide Anlagen auf die Burg bzw. eines der hus hinweist, ist mangels Quellen unklar. Die Karte aus Dackwerth/Mejer beispielsweise soll die Insel im Jahr 1649 zeigen. Da jedoch das jüngere hus im Jahr 1497 zerstört worden sein soll, ist es fraglich, ob das „Wächterhus“ dieses Gebäude in einem wiedererrichteten Zustand zeigen könnte. Auch aus der abgebildeten Bastion Hinweise auf älteren Befestigungen ziehen zu wollen, kann nicht auf Schriftquellen oder archäologische Untersuchungen gestützt werden.
Geschichtliche Daten Das Erdbuch Waldemars II. aus dem Jahr 1231, das ein Steuererfassungsbuch des dänischen König darstellt, erwähnt ein hus auf Hælghæland. In der Literatur wird dies teilweise als Hinweis auf eine Befestigung oder Burg verstanden. Die quellenkritische Betrachtung geht jedoch eher davon aus, dass die Bemerkung „hus“ eher auf eine Bebauung oder Bewohnung deutet, als auf eine Befestigung. Möglicherweise soll damit auch ein Jagdhaus gemeint sein, da das Erdbuch hinter den Inselnamen das vorzufindende Wild verzeichnet.
In den 1350er Jahren bestand ein bisher nicht näher charakterisierbarer Konflikt zwischen dem dänischen König Waldemar IV. Atterdag und der Hanse, insbesondere Hamburger Kaufleuten. In Rahmen dieses Konfliktes wird in einem Brief von 1356 ein fortalicium Hilghelande erstmals erwähnt und der Dänenkönig von der Stadt Hamburg darum ersucht, mit dieser neu erbauten Burg oder Befestigung nicht ihre Kaufleute zu bedrängen. Aus einer Aufstellung der Stadt Hamburg über die Verluste durch königliche Kaperfahrer aus dem Jahr 1360 geht der dänische Adelige Waldemar Sappi als Burgherr der Helgoländer Burg hervor. Er soll zwischen den Jahren 1358 und 1360 mindestens zwei Überfälle auf Schiffe der Hamburger von der Insel aus unternommen haben. Die in dem Brief von 1356 ausgedrückte Sorge der Hamburger, ihre Kaufleute könnten bedrängt werden, sollte sich somit als berechtigt herausstellen. Nach dieser Zeit fehlt es völlig an Erwähnungen der Anlage in den Schriftquellen und auch das Einsatzgebiet Waldemar Sappis verlagerte sich nach Jütland und später noch weiter nach Osten. Was aus der Helgoländer Burg nach 1360 wurde, geht aus der schriftlichen Überlieferung nicht hervor.
Erst 1497 wird erneut ein hus auf der Insel erwähnt, das im Rahmen eines Streits zwischen dem Schleswiger Herzog, Friedrich I., und den Hamburgern, Stadern, Bremern sowie Dithmarschern von letzteren abgebrannt worden sein soll. Ob und inwieweit eine Beziehung zum fortalicium Hilghelande bestand, muss bislang ungeklärt bleiben.
(Jens Boye Volquartz, Abteilung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt zur Geschichte Schleswig-Holsteins in Mittelalter und Früher Neuzeit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 2018)
Literatur
Danckwerth, Caspar; Mejer, Johannes (1652)
Newe Landesbeschreibung der zwey Hertzogthümer Schleswich und Holstein. Husum.
Heiliges Land. Helgoland und seine frühen Namen. In: Nomen et fraternitas. Festschrift für Dieter Geuenich zum 65. Geburtstag, (Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Band 62.) o. O.
Jasper, Johannes (Hrsg.) (1977)
Chronicon Eiderostadense vulgare oder die gemeine Eiderstedtische Chronik 1103 - 1547. St. Peter-Ording.
Krieger, Martin (2015)
Die Geschichte Helgolands. Kiel.
Michelsen, Andreas Ludwig Jacob (1828)
Nordfriesland im Mittelalter. Eine historische Skizze mit einem Urkundenbuche. Schleswig.
Volquartz, Jens Boye (o.J.)
Im Spannungsfeld zwischen herrschaftlichem Zugriff und bäuerlicher Selbstbestimmung? Spätmittelalterliche Burgen in Nordfriesland und Dithmarschen. [Dissertation Uni Kiel; in Bearbeitung].
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