Gut Seegard auf Pellworm

Junkerhof, Seegaard

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie, Landeskunde
Gemeinde(n): Pellworm
Kreis(e): Nordfriesland
Bundesland: Schleswig-Holstein
Koordinate WGS84 54° 30′ 58,95″ N: 8° 40′ 12,83″ O 54,51637°N: 8,67023°O
Koordinate UTM 32.478.652,15 m: 6.041.026,24 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.478.712,01 m: 6.043.002,15 m
  • Seegard in einer Karte von Berends (1637)

    Seegard in einer Karte von Berends (1637)

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    Berends, Jan
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    Jan Berends
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Objektbeschreibung
Das Gut Seegard liegt im Ostteil der Insel Pellworm und ist heute anhand des Straßennamens „Seegarden“ leicht wiederzufinden. Es ist auch als „Junkerhof“ bekannt. Die Anlage lässt sich um die Wende zum 15. Jahrhundert erstmals anhand von Schriftquellen datieren. Im Jahr 1828 wurde Seegard nach einer Geschichte häufig wechselnder Besitzer und zahlreicher Flutschäden von der Landschaft Pellworm aufgekauft, woraufhin es 1837 seine Privilegien als adeliges Gut verlor. Von der historischen Bebauung ist heute zwar nichts mehr zu sehen, doch soll der alte Baumbestand erhalten sein.

Der Name „Seegard“, „Seegaard“ oder dänisch „Søgård“ findet sich zwischen Eider und Skagerrak sehr häufig, weshalb bei Nennung des Namens stets eine möglichst genaue geographische Zuordnung Beachtung finden sollte.

Geschichtliche Daten
Im Zuge einer Gerichtsangelegenheit kann ab dem Jahr 1449 Edleff Knutzen auf Pellworm nachgewiesen werden. Vermutungen, er sei Staller von Nordstrand gewesen, sind anhand der Schriftquellen hingegen nicht belegbar. Laut dem Chronicon Eiderostadense vulgare soll er beim Aufstand Graf Gerhards von Oldenburg gegen König Christian I. von Dänemark im Jahr 1472 Anführer der Anhänger Gerhards auf Nordstrand gewesen sein. Er wird im Chronicon als „mächtiger Mann“ bezeichnet. Für seine Rolle im Aufstand schließlich sollen er und sein namentlich nicht genannten Schwiegersohn sowie „viele[n] vom Strande“ (gemeint ist Altnordstrand) brutal hingerichtet worden sein.

Edleff Knutsen wird in der Literatur mit Seegard in Verbindung gebracht und erscheint daher für die Datierung relevant. In den historischen Schriftquellen greift jedoch erst Heimreich 1666 (Nord-Fresischen Chronick), die Thematik auf und bringt im Fließtext das adeliche Guth in Pilworm [...] Seegard mit Wunke Knutsen, dem Staller von Nordstrand ab 1500, in Verbindung. Im darauf folgenden Stammbaum des Stallers heißt es, dass bereits Knut Edleffsen auf Seegard gesessen habe. Die Existenz dieser Person ist jedoch zu bezweifeln, womit als erster Inhaber des Guts Wunke Knutsen in Betracht kommt. Ob seine Familie Seegard zuvor schon besaß, kann mangels Quellen hingegen nicht gesagt werden.

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts scheinen Ereignisse um die Söhne des Wunke Knutsen, Hans und Knud, Ausgangspunkt einer Sage um Seegard geworden zu sein (bei Müllenhof: „Die beiden Brüder auf Pellworm“). Laut dieser Sage soll der auf dem Gut Seegard lebende Bruder seinen auf der burgähnlichen „Gurde“ ansässigen Bruder erschlagen haben. Die Angaben der Erzählung passen tatsächlich auf die Biographien der Brüder, da Kund seinen Bruder Hans tötete. In der Folge fiel Seegard an Ide Knutsen, die Schwester der beiden, und kam so durch Heirat an Claus Meinstorp, dem Staller von Nordstrand von 1576 bis 1583.
Im Zuge der Sage erfährt man erstmals von einem zweiten, möglicherweise befestigten Gebäude als Teil der Anlage. Aufgrund fehlender archäologischer Untersuchungen und Schriftquellen kann dieses jedoch nicht nachgewiesen werden.

Laut Deert Lafrenz folgte auf die Familie Meinstorp im Jahr 1664 Gosche von Thienen auf Kühren und Maasleben als neuer Inhaber. 1679 war es dann Magnus von Wedderkop, 1768 Lorenz Bahusen und 1807 Thede Knud Tedsen.

In einer Gutsbeschreibung aus dem Jahr 1827 heißt es noch über Seegard: „Das auf einem sehr geräumigen, hohen und sichern Warfe stehende Guts-Gebäude, ist mit dem Stalle und der Dreschtenne unter einem Dache und hat starke Brandmauern. Das Vorderhaus dieses Gebäudes ist von Osten nach Westen 118 Fuß lang und 36 Fuß breit. Das daran gebaute Hinterhaus steh süd und nord und hat 40 Fuß Länge und 35 Fuß Breite. Der Ostertheil des Vorderhauses ist zum Wohnhause eingerichtet, hat 3 Stuben mit eisernen Oefen, einen sehr geräumigen Saal, eine Kammer, eine Speisekammer, Küche, Keller und zwei Dienstbotenstuben. Der Stall hat Raum für 11 Pferde und 28 Stück Hornvieh. Die Tenne ist mit einer Pforte zum Einfahren des Korns versehen. Ausser diesem Wohn- und Wirtschafts-Gebäude ist auch noch auf dem Warf ein Backhaus, 29 Fuß lang und 18 Fuß breit, vorhanden. Sonst befinden sich daselbst keine Nebengebäude ... Die Warftstelle ist mit einem Graben umgeben, der früher als Fischteich benutzt worden ist, ...“ (zitiert bei Lafrenz (2015), Gutshöfe, S. 538).

(Jens Boye Volquartz, Abteilung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt zur Geschichte Schleswig-Holsteins in Mittelalter und Früher Neuzeit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 2018)

Literatur

Heimreich, Anton (1666)
Nord-Fresische Chronick. Schleswig.
Jasper, Johannes (Hrsg.) (1977)
Chronicon Eiderostadense vulgare oder die gemeine Eiderstedtische Chronik 1103 - 1547. St. Peter-Ording.
Lafrenz, Deert (2015)
Gutshöfe und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein. Petersberg (2. korrigierte Auflage).
Müllenhof, Karl (1921)
Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Schleswig.
Volquartz, Jens Boye (o.J.)
Im Spannungsfeld zwischen herrschaftlichem Zugriff und bäuerlicher Selbstbestimmung? Spätmittelalterliche Burgen in Nordfriesland und Dithmarschen. [Dissertation Uni Kiel; in Bearbeitung].

Gut Seegard auf Pellworm

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Seegarden
Ort
25849 Pellworm
Fachsicht(en)
Archäologie, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1500

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„Gut Seegard auf Pellworm”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-288960 (Abgerufen: 20. April 2024)
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