Lembeksburg auf Föhr

Henneke Lembecks Burg

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie, Landeskunde
Gemeinde(n): Süderende
Kreis(e): Nordfriesland
Bundesland: Schleswig-Holstein
Koordinate WGS84 54° 43′ 11,02″ N: 8° 26′ 2,63″ O 54,71973°N: 8,43406°O
Koordinate UTM 32.463.546,20 m: 6.063.750,67 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.463.599,59 m: 6.065.735,25 m
  • Henneke Lembeksburg - Jungviehhagh (1935)

    Henneke Lembeksburg - Jungviehhagh (1935)

    Copyright-Hinweis:
    Braren, Johann
    Fotograf/Urheber:
    Johann Braren
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Objektbeschreibung
Die „Lembeksburg“, hier zur Abgrenzung Henneke Lembecks Burg genannt, war eine Burg des späten 14. Jahrhunderts, die jedoch bisher nicht eindeutig lokalisiert werden konnte. Als der wahrscheinlichste Standort erscheint derzeit der bereits 1935 von Johann Braren vermutete „Haag“ oder auch „Jungviehhaag“ südlich von Süderende im nördwestlichen Bereich der Kreuzung Raidslaawswai/Sarkstig. Heute ist von der vermeintlichen Anlage nur noch der westliche Erdwall übrig. Da der vermutete Burgplatz heute unter einem Wohngebiet liegt, erscheint eine Feststellung, beispielsweise durch eine archäologische Grabung, nicht mehr möglich.

Im Allgemeinen wird unter der „Lembeksburg“ der große Ringwall auf Föhr nördlich des Dorfes Borgsum verstanden. Dieser wird in einer Legende als mittelalterliche Burg dem Ritter Klaus Lembek zugeschrieben. Er soll dort vom dänischen König Waldemar IV. Atterdag belagert worden und spektakulär von der Burg geflohen sein. Die historische Vorlage dieser Erzählung scheint jedoch vielmehr die Burg Törning (dänisch Tørning) 15 Kilometer westlich von Haderleben gewesen zu sein. Eine Anwesenheit des Ritters auf Föhr kann anhand der Schriftquellen nicht nachgewiesen werden – die seines Sohnes, Henneke Lembek, schon, nicht aber auf dem Ringwall nördlich von Borgsum. Dieser war laut verschiedener archäologischer Untersuchungen seit den 1950er Jahren spätestens seit der Mitte des 11. Jahrhunderts nicht mehr bewohnt und scheidet daher - entgegen des heutigen Informationsschildes vor der Anlage - als Burg der Familie Lembek im 14. Jahrhundert aus.

Geschichtliche Daten
Eine handschriftliche Notiz aus der Handschriftensammlung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, die erst im Jahr 1902 entdeckt wurde, berichtet von den Gegebenheiten auf Föhr. Hier ist zu lesen, dass es eine „hohe Erdwallburg“ zwischen zwei Kirchen gäbe. Gemeint sind vermutlich St. Johanni in Nieblum und St. Laurentii in Süderende. Ein wenig weiter unten in der gleichen Schrift heißt es unter der Überschrift Borchsemborch, dass Henneke Lembek auf einer anderen Burg gewohnt habe. Diese bestünde nur noch aus Reden und würde als „Schothag“ genutzt, einem Platz zum Sammeln von entlaufenem Vieh. Des Weiteren heißt es, Henneke Lembek sei im April des Jahres 1377 mit einem großen Heer auf die Insel gekommen und habe den dortigen Landvogt, Boethius Höthering, und weitere Würdenträger getötet. Den Anlass zu dieser Unternehmung erwähnt die Quelle nicht. Neben den archäologischen Erkenntnissen kann anhand dieser Nachricht der Ringwall bei Borgsum als „Lembeksburg“ fallengelassen werden.

In seinem Buch „Die vorgeschichtlichen Altertümer der Insel Föhr“ beschreibt der Laienforscher Johann Braren seine Suche nach der Burg des Henneke Lembek mittels der Handschrift von 1902. Er vermutet den Standort der Anlage unter anderem bei Süderende, kann diese jedoch ebenfalls nicht anhand von Funden nachweisen. Heute steht an der Stelle das Wohngebiet „Am Haag“ und nur der westliche Wall des ehemaligen „Schothag“ oder „Jungviehhaag“ ist noch zu sehen.

(Jens Boye Volquartz, Abteilung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt zur Geschichte Schleswig-Holsteins in Mittelalter und Früher Neuzeit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 2018)

Literatur

Boysen, Jakob (1791)
Beitrag zur Beschreibung der Insel Föhr. In: Schleswig-Holsteinische Provinzialberichte 5,3, S. 244–254. o. O.
Johannes Petreus / Hansen, Reimer (Hrsg.) (1901)
Schriften über Nordstrand. (Quellensammlung der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte 5.) Kiel.
Panten, Albert / Nordfriisk Instituut in Zusammenarbeit mit der Stiftung Nordfriesland (Hrsg.) (2010)
Die Nordfriesen im Mittelalter. (Geschichte Nordfriesland,. Teil 2.) Bräist u. Bredstedt.
Panten, Albert Andreas (2009)
Historische Quellen zu den Burgen auf den Nordfriesischen Inseln und dem westlichen Eiderstedt. In: Segschneider, Martin (Hg.): Ringwälle und verwandte Strukturen des ersten Jahrtausends n. Chr. an Nord- und Ostsee, (Schriften des Archäologischen Landesmuseums. Ergänzungsreihe 5.) S. 87–98. Neumünster.
Volquartz, Jens Boye (o.J.)
Im Spannungsfeld zwischen herrschaftlichem Zugriff und bäuerlicher Selbstbestimmung? Spätmittelalterliche Burgen in Nordfriesland und Dithmarschen. [Dissertation Uni Kiel; in Bearbeitung].

Lembeksburg auf Föhr

Schlagwörter
Ort
25938 Süderende
Fachsicht(en)
Archäologie, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Archivauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1377, Ende 1462

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Lembeksburg auf Föhr”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-288959 (Abgerufen: 24. April 2024)
Seitenanfang