Objektbeschreibung Die Tielenbrücke oder Norderhamme war eine Landwehr der Dithmarscher Bauern. Ihre Überreste sind heute noch nördlich von Tellingstedt zu sehen. Auf der Nordseite der Tielenau, westlich der Brücke (Übergang Finkenburg/Husumer Straße) über den Bach sind mehrstufige Erhöhungen zu sehen, die als Reste der Geschützstellungen verstanden werden können. Vom Torhaus, das mutmaßlich an der Stelle der heutigen Brücke gestanden haben wird, ist heute nicht mehr zu erkennen.
Die Anlage des 16. Jahrhunderts wird von den Schriftquellen beschrieben als Bollwerk mit vorgelagerter Schanze und mit einem tiefen Sumpfgraben befestigt. Über den ehemals breiten Fluss Tielenau sei eine Brücke gebaut worden, auf der ein Huß gestanden habe. Dieses sei mit zwei geschlossenen Türen versehen gewesen und einem Schlagbaum davor. Im Wasser habe noch eine Barrikade östlich des Tors gestanden. Nördlich davon habe eine Landwehr gelegen, die als Rondell mit Schanzgraben beschrieben wird. Auf den einzigen Zugangsweg, die von Tellingstedt kommende Straße, seien die Geschütze der Bauern ausgerichtet gewesen. Die Beschreibungen decken sich weitgehend mit dem heutigen Erscheinungsbild der Überreste der Anlage.
Geschichtliche Daten Der Presbyter Bermensis (Chronicon Holtzaziae) berichtet für das Jahr 1403, dass Herzog Gerhard II. von Schleswig (als Graf von Holstein: Gerhard VI.) und sein Bruder Graf Albrecht II. von Holstein im Rahmen ihres Fehdezuges gegen die Dithmarscher einen Zug durch Norddithmarschen anführten. Hierbei heißt es, seien sie durch die Northamme in die Marsch gezogen. Als dann der Ulendam gebrochen sein soll, habe die Flut die Dithmarscher um Heide und die Holsteiner bei der Northamme voneinander getrennt. Die historische Nachricht wird auch von Heinrich Rantzau, Neocorus und Danckwerth/Mejer aufgegriffen, die aber keine darüber hinausgehenden Informationen bieten. Ob hier mit Northamme bereits eine Art Befestigungsanlage gemein ist oder lediglich die so bezeichnete Geestinsel, kann mangels Einzelheiten in den Quellen nicht gesagt werden.
In seinem Bericht zur „Letzten Fehde“, dem Krieg zwischen dem dänischen König und den Dithmarschern im Jahr 1559, nennt Heinrich Rantzau (Belli Dithmarsici) die Tilebruggam in einer Aufzählung dreier besonders starker Bollwerke. Neben der Meldorfer Stadtbefestigung und der Hamme war die Tielenbrücke indes die am schwächsten befestigte von ihnen. So soll die Anlage auch als erstes Ziel der Fürstenarmee ausgewählt worden sein, da man den Eindruck hatte, sie könne einem massiven Angriff nicht standhalten. Daher habe man die Befestigung einfach überrennen wollen. Am 12. Juni 1559 sei es dann auch zum Angriff auf die Tielenbrücke mit zwei Fähnlein gekommen, dessen Flanke der mecklenburgische Adelige Joachim Blankenburg mit 200 Reitern deckte. Rantzau äußert jedoch seine Vermutung, dass es auch eine verlustreiche Niederlage an der sonst als schwach befestigt beschriebenen Anlage hätte geben können. Da aber die Besatzung geflohen sei, hätte die Anlage schnell und einfach eingenommen werden können.
Im Rahmen der Friedensverhandlungen wurde festgelegt, dass alle Befestigungen und Bollwerke Dithmarschens zerstört werden müssten. Daher ist davon auszugehen, dass auch die Tielenbrücke um den 15. Juli 1559 geschleift wurde, wie auch Hamhus und Hemmingstedter Schanze.
(Jens Boye Volquartz, Abteilung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt zur Geschichte Schleswig-Holsteins in Mittelalter und Früher Neuzeit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 2018)
Literatur
Adolfi, Johann (Neocorus) / Dahlmann, Friedrich Christoph (Hrsg.) (1978)
Chronik des Landes Dithmarschen. Kiel.
Arnold, Volker; Kelm, Rüdiger / Verein für Dithmarscher Landeskunde (Hrsg.) (2015)
Ur- und Frühgeschichte. In: Geschichte Dithmarschens. Von den Anfängen bis zum Ende der Bauernrepublik, S. 9-61. Heide.
Danckwerth, Caspar; Mejer, Johannes (1652)
Newe Landesbeschreibung der zwey Hertzogthümer Schleswich und Holstein. Husum.
Mißfeldt, Jörg / Verein für Dithmarscher Landeskunde e. V. (Hrsg.) (2015)
Die Republik Dithmarschen. In: Geschichte Dithmarschens. Von den Anfängen bis zum Ende der Bauernrepublik, S. 131-176. Heide.
Presbyter Bremensis / Weiland, Ludwig (Hrsg.) (1869)
Chronicon Holtzatiae. In: Pertz, Georg Heinrich: Historici Germaniae saec. XII. 1 (MGH SS 21), S. 251–306. Hannover.
Rantzau, Heinrich (2009)
Belli Dithmarsici vera descriptio. Wahre Beschreibung des Dithmarscher Krieges, übersetzt, ediert und eingeleitet von Fritz Felgentreu. (Veröffentlichungen des Landesarchivs Schleswig-Holstein 86.) Schleswig.
Volquartz, Jens Boye (o.J.)
Im Spannungsfeld zwischen herrschaftlichem Zugriff und bäuerlicher Selbstbestimmung? Spätmittelalterliche Burgen in Nordfriesland und Dithmarschen. [Dissertation Uni Kiel; in Bearbeitung].
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