Objektbeschreibung Bei der Tielenauburg handelt es sich um eine ehemalige Turmhügelburg. Ihre Überreste liegen östlich von Pahlen, ca. 150 Meter nördlich der Brücke Hohenlieth/Schüttingdeich über die Tielenau am westlichen Ufer des Flusses. Auf dem Feld sind deutlich der Burghügel und die ihn umschließenden Wallanlagen zu erkennen, jedoch sind sie sehr verschliffen und im Einzelnen daher schwer zu identifizieren.
„Den Mittelpunkt [der Anlage] bildet ein mit gerundeten Ecken versehener, etwa rechteckiger Hügel von ca. 50 x 60 m Seitenlänge und bis zu 0,9 m Höhe, dessen Ränder wallartig ausgeprägt sind. Er wird von einem Ringgraben und einer außen vorgelagerten, schwachen Wallerhebung umgeben. Letztere ist im Osten, zur Tielenau hin, besonders hoch, sodass wir dort die Angriffs- und Eingangsseite vermuten dürfen. Offenbar gab es bereits im Mittelalter in diesem Bereichen einen Damm durch die Eiderniederung; heute verläuft hier das zum Hof Tieleburg führende Teilstück des Schüttingdeichs. In 50–60m Abstand zum Kernwerk lagert sich um die Anlage ein weiterer, etwa ovaler Wallring von 150–160 m Gesamtdurchmesser, ca. 10 m Breite und 0,4 m Höhe, der m Osten am Schüttingdeich bzw. an der Tielenau aprupt endet. Daher erscheint die Gesamtform der Anlage eher halbkreisförmig denn oval. Deich und begradigter Fluss dürften den Befestigungskomplex sekundär stören. Weitere Erhebungen im Südosten der Burg, jenseits der Tielenau, hängen vermutlich mit jüngeren Bodenbewegungen zusammen. Die ausgedehnte Befestigung nutzte den natürlichen Schutz der feuchten Eiderniederung und erhob sich zwischen den Armen der damals noch unreglulierten Tielenau, der möglicherweise südöstlich ein Arm der Eider – die Südereide – zufloss. Die Anlage entspricht nach ihrer Oberflächengestalt dem in weiten Teilen Europas verbreiteten Typus der Motte; näherhin haben wir eine Spielart der ‚Flachmotte‘ vor uns, die Burgen mit breiten, niedrigen Hügeln umfasst.“ (Bierman et al., 2018)
Geschichtliche Daten Die Tielenauburg wird im bisher bekannten historischen Quellenmaterial nicht genannt. Allerdings ist eine Urkunde vom 14. November 1298 überliefert, in der eine Güterschenkung des Bremer Erzbischofs Giselbert an Graf Heinrich I. von Holstein überliefert ist. Die Lage der Güter wird in Dithmarschen nahe der Eider angegeben. Da der Erzbischof in einer Folgeurkunde gleichen Datums den Kirchspielen Delve und Tellingstedt die vorgenannte Schenkung mitteilt, wird von deren unmittelbarer Nachbarschaft zu den Gütern ausgegangen oder davon, dass sie innerhalb eines oder beider Kirchspiele lagen. Aus diesen Ortsangaben lässt sich auf eine Lage im nordöstlichen Dithmarschen schließen, jedoch ist kein genauer Standort angeben.
Die Schenkungsurkunde enthält darüber hinaus die Information, dass der Erzbischof die Güter dem Ritter Otto von Plön abkaufte und dieser sie wiederum von einem ycone de ossehouede erworben hatte. Weitere Quellen, die trotz fehlender Nennung auf die Burg hinweisen könnten, liegen bisher nicht vor.
(Jens Boye Volquartz, Abteilung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt zur Geschichte Schleswig-Holsteins in Mittelalter und Früher Neuzeit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 2018)
Verschwunden und wiedergefunden. Die spätmittelalterliche Burg von Pahlen in Dithmarschen. In: Dithmarschen: Landeskunde, Kultur, Natur, Heft 3, S. 2–8. o. O.
Die erste Tielenburg? Die mittelalterliche Wehranlage an der Tielenau bei Pahlen (Dithmarschen). In: Burgen und Schlösser 59, Heft 3, S. 131–156. o. O.
Eine neu entdeckte mittelalterliche Burg an der Tielenau bei Pahlen, Kreis Dithmarschen. In: Archäologische Nachrichten Schleswig-Holstein, S. 122–131. o. O.
Volquartz, Jens Boye (o.J.)
Im Spannungsfeld zwischen herrschaftlichem Zugriff und bäuerlicher Selbstbestimmung? Spätmittelalterliche Burgen in Nordfriesland und Dithmarschen. [Dissertation Uni Kiel; in Bearbeitung].
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