Nur wenige Rudimente künden von der abgegangenen Otterburg. Sie war in Spornlage am Westende des 324 Meter hohen, nach drei Seiten steil abfallenden Schloßberges unmittelbar östlich der Stadt Otterberg errichtet worden.
Geschichte Die frühe Geschichte der Otterburg, insbesondere ihre Gründung und ihr Schicksal in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts sind vollkommen ungewiss. Die urkundliche Überlieferung setzt erst 1143 mit einem Schriftstück des Mainzer Erzbischofs Heinrich I. von Wartburg, ein. Damals überließ der Erzbischof in Gegenwart zahlreicher Zeugen dem Abt Ruthard des 1135 gegründeten Zisterzienserklosters Eberbach im Rheingau die Kirche in der alten Burg Otterburg (eccl[es]iam in antiquo castro oterburc sita[m]) zur Gründung eines [Tochter-]Klosters.
Der Abt hatte zuvor von einem Siegfried (a manu Sigefridi) und seinen Miterben diese Burg mit umliegendem Wald und Land erhalten. Diese erzbischöfliche Urkunde lässt einige Fragen offen. Sie betreffen vor allem die geopolitische Lage der Burg, die Person des Stifters und die Tatsache, dass man zur Keimzelle eines neuen Klosters die Kirche in der damals als „alte Burg“ (keineswegs als zerstörte Burg) bezeichneten Anlage auf dem Schlossberg nordöstlich der heutigen Stadt Otterberg) gewählt hat. Die Eigentums- und Besitzverhältnisse in der Mainzer „Enklave“ Otterburg, die unmittelbar an das Lauterer Reichsland angrenzte, sind nur spekulativ zu erhellen. Der nur mit seinem Vornamen Siegfried benannte Stifter ist nach den Forschungen Gerhard Kallers mit Graf Siegfried (IV.) von Boyneburg-Northeim (reg. 1107–†1144) identisch. Er war wohl auf dem Erbweg in den Besitz der Otterburg und des umliegenden Territoriums gelangt. Fakt ist, dass Siegfried 1143 diese Burg und die Ländereien als Fernbesitz besaß und dementsprechend den Zisterziensern überlassen konnte. Die Stiftung erfolgte als Seelgerät für ihn selbst und seine Familie. Erzbischof Heinrich I. Urkunde liefert einen weiteren Hinweis zur Burg. Er war nämlich nicht nur Aussteller der Urkunde, sondern trat auch als Zustifter hervor. Zu Burg und Ländereien des Grafen Siegfrieds gesellte sich als erzbischöfliche Übertragung die innerhalb des Burgareals gelegene, noch mit der Synodalsteuer belastete Kirche (ecclesia) – keinesfalls nur eine Burgkapelle – samt ihren Zubehörden. Die geopolitische Lage der Burg war außergewöhnlich. Sie befand sich unmittelbar nördlich des staufischen Machtzentrums Kaiserslautern und war fast vollkommen vom Reichsland umschlossen. Daher wird in der älteren Literatur allgemein – wenn auch ohne konkreten Beleg - angenommen, die Burg sei auf Initiative der Salier, vielleicht noch im 10. Jahrhundert errichtet worden. Aus Größe und Befestigungsart der Burgstelle auf dem Schloßberg halten, wenn auch mit der gebotenen Vorsicht, Horst Wolfgang Böhme, sowie Helmut Bernhard und Dieter Barz auch eine ältere karolingisch-ottonische Befestigung für möglich. Kirchenrechtlich gehörte dieses im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts umkämpfte Territorium zum Erzbistum Mainz, dessen Erzbischöfe Adalbert I. von Saarbrücken (1111–1137), dann Adalbert II. von Saarbrücken (1138–1141) und Markolf (1141–1142) Parteigänger der Welfen, letztlich Gegner der Staufer waren. Vor allem Adalbert I., der Ziehvater des dann ab1142 als Erzbischof amtierenden Heinrich I. von Wartburg (†1153), hatte als Kopf einer Adelsverschwörung gegen Kaiser Heinrich V. und gegen dessen auf Rückgewinnung von verloren gegangenem Reichsgut gerichtete Revindikationspolitik von sich reden gemacht. In diesem Zusammenhang war es zu Auseinandersetzungen im Lauterer Reichsland, sicherlich auch im Raum Otterberg gekommen. Die Gefangennahme Adalberts im Jahre 1112 und seine dreijährige Inhaftierung auf dem Trifels hatte den Verlust der Vormachtstellung des Saarbrücker Grafenhauses – der Verwandten Adalberts – im heute pfälzischen Raum und seinen Rückzug aus einer unhaltbar gewordenen Position bedeutet. Siegfried (IV.) von Boyneburg-Northeim, ein enger Parteigänger des Saarbrücker Grafenhauses und Erzbischof Adalberts I., hatte bereits um 1129 ein Zisterzienserkloster im niedersächsischen Amelungsborn mitgegründet. Nun suchte er sich offensichtlich auf elegante Art und Weise seines Otterburger Fernbesitzes zu entledigen. Eine ob der geostrategischen Lage letztlich unhaltbare, daher aufgelassene und entfestigte Otterburg, zum Kloster umgewidmet, stellte – so wohl das Kalkül des Grafen und des Erzbischofs – für Kaiser und Reich keine Bedrohung mehr da, und dem Erzbistum blieb wenigstens der kirchenrechtliche Zugriff. Diese Überlegung war offensichtlich erfolgreich, denn militärische oder wirtschaftliche Pressionen seitens der Reichsministerialität unterblieben der Folgezeit. Gleichwohl war die Klostergründung gleichbedeutend nicht nur mit einer Funktionsänderung der alten Burg, sondern auch mit der Auflassung und letztlich dem Abbruch der Otterburg. Die anfangs den Mönchen als sicherlich hochwillkommenes Ausweichquartier bis zu Fertigstellung des Kloster dienende Anlage nutzte man offensichtlich als Steinbruch für das Kloster. Auf diesen Zusammenhang verweisen die zahlreich in den Fundamenten der Klosterkirche vermauerten Buckelquader.
Eine Burg wurde dementsprechend in den nachfolgenden Jahrhunderten nicht mehr erwähnt. Lediglich in der Pfarrbeschreibung der Protestantischen Pfarrei Otterberg aus dem Jahre 1866 wird ohne weiteren Beleg behauptet, die Burg sei endgültig 1680 zerstört worden. Karlwerner Kaiser schließt daraus, dass im 17. Jahrhundert zumindest noch die Kapelle, vielleicht auch andere Gebäude damals noch vorhanden worden waren.
Baubeschreibung Obwohl die fast vollkommen verschwundene, in ihren Umrissen gleichwohl noch nachvollziehbare Anlage meist als salierzeitlich bezeichnet wird, ähnelt sie – so mit der gebotenen Vorsicht, Horst Wolfgang Böhme, sowie Helmut Bernhard und Dieter Barz - gleichwohl nach den bisherigen Grabungsbefunden, eher einer karolingisch/ottonischen Wehranlage. Sie war in Spornlage auf einem heute 170 Meter langen und maximal 80 Meter breiten Plateau, das durch einen im Bereich des vermuteten Zugangs ca. fünf Meter breiten Abschnittsgraben vom rückwärtigen (im Nordosten) Gelände abgeriegelt wurde, errichtet worden. Wolfgang Böhme vermutet unter dem Erdwall der Grabeninnenböschung die Reste der östlichen Wehrmauer. Obwohl der gesamte Schlossberg, auch das eigentliche Burgareal, durchgängig Acker- und Gartenterrassen aufweist, die von älterer, vor allem von neuzeitlicher landwirtschaftlicher Nutzung herrührt, sind dennoch einige Aussagen zur Burggestalt möglich. Johann Goswin Widder beschrieb noch Endes des 18. Jahrhunderts damals sichtbare Grundmauerreste (verschiedenes Grundgemäuer), die mit einigen 1938 freigelegten Mauerzügen auf der Plateaufläche identisch gewesen sein dürften. Die nicht dokumentierten Freilegungen von 1938 sind wohl der Burg oder wahrscheinlicher dem Sakralbau zuzurechnen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden weitere Beobachtungen gemacht. Demnach führte der heutige und wohl auch alte Zugang offenbar durch eine besonders aufgeschüttete Torgasse. Eine Randbefestigung ist heute nicht zu erkennen, wohl aber eine bis zu vier Meter tiefe, wahrscheinlich in neuerer Zeit entstanden Böschungskante. Bei Bauarbeiten unterhalb der vorgenannten Böschung wurden 1963/64 am südöstlichen Hangbereich zwei um einen Meter versetzte Mauerzüge, die auf zwei bzw. 27 Metern Länge verfolgt werden konnten, freigelegt. Bei weiteren Freilegungen 1979 konnte eine Fortführung der kürzeren Mauer nicht nachgewiesen werden. Die längere, nicht geradlinig verlaufende Mauer weist lediglich eine Frontschale aus großen Quadern von 95 x 65 Zentimetern Größe auf. Sie sind in Lehm/Kalkmörtel versetzt. Das Gros der 1964 aufgedeckten Quader, das schwalbenschwanzförmige Verzahnungen zeigt, scheint zweitverwendet. Es handelt sich möglicherweise um römische Spolien. Die gegen den Hang gestufte Mauer besaß einen Fundamentsockel mit zwei Quaderlagen und war im Aufgehenden 1964 noch bis zu 1,25 Metern Höhe erhalten. Es könnte sich um ein Teilstück der zu vermutenden Ringmauer handeln. Aus dem Hangschutt geborgen Scherben deuten auf hochmittelalterliche Zeitstellung.
Weitere Grabungen fanden seither nicht mehr statt.
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Frühe Burgen in der Pfalz. Ausgewählte Beispiele salischer Wehranlagen. In: Burgen der Salierzeit, Teil 2, S. 137, Sigmaringen.
Eckardt, Anton; Gebhard, Torsten; von Reitzenstein, Alexander / Lill, Georg (Hrsg.) / Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.) (1942)
Stadt und Landkreis Kaiserslautern. (Die Kunstdenkmäler von Bayern, Regierungsbezirk Pfalz: Die Kunstdenkmäler der Pfalz , Band 9.) München.
Graf, Hermann (1961)
War der Salier, Graf Otto von Worms, Herzog von Kärnten, (955-1004), unter Ausnützung der Schwäche der Reichsregierung ein Raffer von Reichsland und ein Räuber von Klostergut? In: Blätter für pfälzische Kirchengeschichte und religiöse Volkskunde 28, S. 45-60. S. 45-60, o. O.
Kaiser, Karlwerner (1969)
Die Otterburg bei Otterburg. In: Jahrbuch zur Geschichte von Stadt- und Landkreis Kaiserslautern 7, S. 9-14, o. O.
Kaller, Gerhard (1965)
Wer gründete das Zisterzienserkloster Otterberg? In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 113, S. 436-441, o. O.
Karch, Hermann (1979)
Zu den Ausgrabungen auf dem Gelände der ehemaligen Otterburg. In: Heimatkalender für Stadt- und Landkreis Kaiserslautern 20, S. 72-75, o. O.
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