Name und Gründung
Der Name Papendelle als niederdeutsche Form von „Pfaffental“ verweist auf ehemaligen geistlich-kirchlichen Grundbesitz. Quellen, die eine kirchliche oder klösterliche Gründung des Hofes auch nur andeuten, fehlen aber leider gänzlich. Naheliegend wäre eine Verbindung zum Stift Gerresheim, gegründet vor 870. Denkbar ist auch, das Papendelle im 12. Jahrhundert zu dem Grundbesitz gehörte, den König Konrad III. 1144 dem Stift Vilich bei Bonn urkundlich bestätigte (Lacomblet, Band 1, Nr. 350). Demnach besaß das Stift Vilich in Morp fünf Herrenhufen Salland, zwei Mühlen, einen Wald und weitere 25 ½ Bauernhufen, die leider nicht namentlich spezifiziert werden. Die Frage der Gründung bleibt somit ungeklärt.
Besitzgeschichte
Soweit ersichtlich datiert die älteste Erwähnung des Hofes auf das Jahr 1451. Seinerzeit war der Hof Papendelle offensichtlich in den Händen (im Besitz?) der Eheleute „Kirstgyn“ (Christian) Gruiter und Walburga, geb. von Bevessen. Das Ehepaar einigte sich am 2. Mai des Jahres mit Ritter Hermann von Winkelhausen und seiner Gattin Nesa über die lebenslängliche Nutzung des vom Hof Papendelle kommenden, durch das Winkelhausen‘sche Erbe zu Morp in den Gruiter‘schen Weiher fließende Wasser (Urkunden Kreuzbrüder, Nr. 32). Christian Gruiter war Stiefsohn des Goddart von Bruchhausen (+ 1457), der zu Lebzeiten in Gerresheim, Ludenberg, Morp und mehreren niederbergischen Städten umfangreichen Haus- und Grundbesitz erworben hatte.
Nach Goddarts Tod ohne Leibeserben ging sein Immobilienbesitz an seinen Bruder Konrad von Bruchhausen als Haupterben. Teile des Immobiliennachlasses kamen über Konrads Tochter Katharina an ihren Ehemann Adolf Quad von Rade zu Unterbach (Niederau 1972). Adolf Quads Schwester Sibylla war mit dem späteren Besitzer Konrad Papendell verheiratet. Aus diesem familiären Beziehungsgeflecht wird der Hof Papendelle — durch Kauf oder als Mitgift? — in Konrad Papendells Besitz gelangt sein. Seine Eltern Hermann und Lise auf der Papendelle werden schon 1450 als Aufsitzer genannt (Urkunden Gerresheim, Nr. 225).
1487 erscheint Coyn (Konrad) auf der Papendell in einer Liste der Untertanen des Amtes Mettmann, die dem Landesherren ein (Zwangs-)Darlehen geben mussten. Die von Konrad gezahlten 12 Goldgulden weisen auf die guten Vermögensverhältnisse der Familie im 15. Jahrhundert hin (Midell 1985).
Auf Konrad Papendell folgten sein Sohn, Enkel und Urenkel, die alle den Vornamen Johann trugen und zunächst 1524 als Schöffen des Gerresheimer Gerichtes (Kloft 1975-1993, Nr. 931), dann ab 1565 bis 1596 als Schöffen des Erkrather Gerichtes nachweisbar sind (Urkunden Gerresheim und diverse Urkunden Katharinenberg).
Mit Jürgen auf der Papendelle (erwähnt 1575) wird die Reihe der gleichnamigen Hoferben kurzzeitig unterbrochen. Aber schon Sohn und Enkel erhalten wieder den Vornamen Johann. Mit dem Tod des letzten Johann (auf der) Papendell (+ 25. 1. 1655) reißt die Folge der männlichen Erben ab, Erbtochter wird Sofia (+ ca. 1660), die den Hof ihrem Ehemann Adolf zur Strassen, genannt auf der Papendell, hinterlässt. Ihm folgt sein Sohn Wilhelm (* 1655), der den väterlichen Familiennamen ablegte und sich fortan Papendell nannte. Ob der Hof Papendelle noch vor seinem Tod oder erst danach in andere Hände überging, ist unbekannt. Sein Sohn Johann Wilhelm Papendell (* 1683) lebte ab 1712 in Mintard, schon um 1700 wirtschaftete Tillmann Dohm auf Hof Papendelle. In der Mitte des 18. Jahrhunderts war wohl Johann Christoph Kemperdick Besitzer, die weitere Besitzfolge bleibt unbekannt.
Derzeit ist seit vielen Jahre Familie Becher Pächter der von Diergardt‘schen Gutsverwaltung.
Baubeschreibung
Dem ältesten Hauptgebäude des Hofes, ein massiv-steinernes, traufseitig erschlossenes Wohnstallhaus mit Fachwerkgiebel unter einem Krüppelwalmdach, werden in der mündlichen Überlieferung „meterdicke“ Grundmauern und Wände im Untergeschoss zugeschrieben, leider entzieht sich diese Behauptung einer Überprüfung. Eine 1982 vorgenommene visuelle Bewertung zur Denkmaleigenschaft des Wohnstallhauses enthält die Einschätzung „um 1800 erbaut, mit älterem Kern“.
Kartenbild
Die Geometrie des Hofs entspricht der Darstellung von „Papendell“ auf den historischen Karten der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912). Auch die älteren Kartenwerke zeigen ihn bereit entsprechend: „Papendell“ in der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (Tranchot / von Müffling 1801-1828) bzw. „Papendellerhof“ in der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme (vgl. die historischen Karten in der Kartenansicht).
Baudenkmal
Der Hof ist als „Haus Papendell, Papendelle 19“ unter der Nr. 22/1984 in die Liste der Erkrather Baudenkmäler eingetragen (de.wikipedia.org).
(Horst-Ulrich Osmann, Bergischer Geschichtsverein Abteilung Erkrath, 2018)
Quellen
Landesarchivverwaltung NRW, Abt. Rheinland, Duisburg, darin: Urkunden Stift Gerresheim, Urkunden Kloster Katharinenberg und Urkunden Kreuzbrüder.
Internet
www.duesseldorf.de: Naturschutzgebiet Rotthäuser Bachtal (abgerufen 30.07.2018)
www.rubidu.de, Familienforschung: Volltext-Download von Horst-Ulrich Osmann, „Familie Papendell auf Hof Papendelle in Morp bei Gerresheim (1450-1660)“, in: Düsseldorfer Familienkunde, 53. Jg., 2017, Heft 3 (abgerufen 30.07.2018)
de.wikipedia.org: Liste der Baudenkmäler in Erkrath (abgerufen 30.07.2018)