Poppelsdorfer Schloss (erste Planungsphase 1715-1723)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Architekturgeschichte
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): Bonn
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 43′ 30,26″ N: 7° 05′ 31,59″ O 50,72507°N: 7,09211°O
Koordinate UTM 32.365.339,30 m: 5.620.988,63 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.577.158,32 m: 5.621.631,62 m
  • Bauzeichnung des Poppelsdorfer Schlosses In Bonn aus dem Atelier Robert de Cottes datiert auf Mai 1715.

    Bauzeichnung des Poppelsdorfer Schlosses In Bonn aus dem Atelier Robert de Cottes datiert auf Mai 1715.

    Copyright-Hinweis:
    Cotte, Robert de / gemeinfrei
    Fotograf/Urheber:
    Robert de Cotte
    Medientyp:
    Bild
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  • Grundriss des Poppelsdorfer Schlosses aus der Feder des Architekten Robert de Cotte (1656-1735) aus dem Jahre 1715

    Grundriss des Poppelsdorfer Schlosses aus der Feder des Architekten Robert de Cotte (1656-1735) aus dem Jahre 1715

    Copyright-Hinweis:
    Cotte, Robert de / gemeinfrei
    Fotograf/Urheber:
    Robert de Cotte
    Medientyp:
    Bild
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Kaum ein größeres Bauprojekt wird so realisiert, wie es von Anfang an geplant war. Auch im Fall des Poppelsdorfer Schlosses lassen sich verschiedene Bauphasen anhand der überlieferten Quellen deuten.

Der Aufriss
Der im Jahre 1715 vom Atelier des französischen Baumeisters Robert de Cotte (1656-1735) gezeichnete Aufriss des Poppelsdorfer Schlosses gibt Aufschluss darüber, inwieweit sich das letztendlich realisierte Poppelsdorfer Schloss von dem Produkt der frühen Planungsphase unter Kurfürst Joseph Clemens (1671-1723, regierte ab 1688) unterscheidet (siehe Abbildung in der Mediengalerie). Wichtig ist dabei jedoch zu beachten, dass das heutige Antlitz des Schlosses ebenfalls in Teilen dem unter Kurfürst Clemens August (1700-1761, regierte ab 1723) fertiggestellten Schlossgebäude widerspricht, wurden nach dem Zweiten Weltkrieg doch einige bauliche Änderungen vorgenommen.

Deutung des Grundrisses
Der von Robert de Cottes Atelier gezeichnete Grundriss aus dem Jahre 1715 gibt Aufschluss darüber, wie de Cotte die Räumlichkeiten im Schloss konzipierte. Realisiert wurde das Schloss jedoch nach den Plänen des französischen Architekten Guillaume d’Hauberat (um 1680-1749) aus dem Jahre 1718. Als Haupteingang zum Gebäude sollte ein Tor in der Nordwestfassade (der Meckenheimer Allee zugewandten Seite) dienen. Der Besucher sollte das Schloss durch ein Peristyl betreten, eine Säulenhalle, an die sich rechts der Raum des Concierge und links die Wachstube (corps de garde) anschließen sollten. In der hinteren Ecke dieser Halle waren an jeder Seite eine Tür geplant, die den Zutritt zu je einem U-förmigen Treppenhaus ermöglichen und das Erdgeschoss mit dem Obergeschoss verbinden sollte. Die Treppenhäuser waren jedoch auch als Durchgang für andere Räumlichkeiten geplant, so sollte das linke Treppenhaus auf der Erdgeschossebene zum Stallhof (cour de ecuries) führen, der wiederum als Durchgang zu den 28 Pferdeboxen (ecurie de 28 chevaux) und zu den drei Remisen, dem Stall für die Kutschen, dienen sollte. Durch das rechte Treppenhaus wäre man in den Küchenhof (cour de cuisine) gelangt, der zur Küche (cuisine), zur Bratenküche (Rotisserie) mit seiner großen Feuerstelle, bis zu dem Ort wo das Geschirr gespült wurde (lavoir) geführt hätte. Diese Wirtschaftsräume hätten die die Hälfte des Erdgeschosses eingenommen.
Der Grundriss verdeutlicht, dass hinter den Pferdeställen auf der linken Seite und hinter dem Gesinderaum (commun) und der zweiten Küche (cuisine) kein weiterer Durchgang zu den Räumen der zweiten Hälfte des Gebäudes geplant war. Die Räume der zweiten Gebäudehälfte wären durch den Innenhof zu betreten gewesen. Mit dem Rücken zum Peristyl hätte man auf der rechten Seite in den Südwestflügel gelangen können. Unmittelbar an den Innenhof sollte die Kapelle (chapelle) verortet sein, mit dem Altar und der Sakristei (sacristie) links vom Eingang. Hinter der Sakristei war die Besteckkammer (argenterie) geplant, in der das Tafelsilber aufbewahrt werden sollte. Um an dieses zu gelangen, hätte der jeweilige Diener erst ein Büro (office) durchschreiten müssen. An dieses Büro sollte der Weinausschank (distribution du vin) angrenzen. Mit dem Rücken zum Peristyl hätte man aber auch den links gelegenen Eingang zum Nordostflügel betreten können, in dem ab 1718 der Haupteingang realisiert wurde. De Cottes Grundriss jedoch sah für diesen Flügel Repräsentationsräume vor. So hätte der Besucher vom Hof aus einen größeren Salon (sallon) betreten. Dieser Salon wäre der erste von vier herrschaftlichen Räumen gewesen, deren Anzahl man sich jedoch bereits beim Betreten des ersten Raumes bewusst gewesen wäre. Der Mode der Zeit entsprechend befanden sich die Türen zu den aneinandergereihten Räumen alle in einer Sichtachse (Enfilade). So konnten mit nur einem Blick alle aneinandergereihten Zimmer durchblickt werden. Vom Salon aus wäre es dem Besucher möglich gewesen ein Kabinett (cabinet) zu betreten, welches gradewegs ins fürstliche Schlafzimmer (chambre à coucher) geführt hätte, zu dieser Zeit wahrlich kein intimer sondern ein höchst öffentlicher Ort. Dieser Umstand wird durch die Nähe des fürstlichen Schlafzimmers zum unmittelbar angrenzenden Audienzsaal (chambre d’audience). Sowohl an den Audienzsaal als auch ans Schlafzimmer angrenzend war die Garderobe (garderobe) konzipiert. Im Südostflügel sollten ebenfalls Repräsentationsräume untergebracht werden. So lassen sich im Grundriss zwei weitere Salons und ein Esszimmer (salle à manger) verorten.

Das Poppelsdorfer Schloss wurde nicht nach diesen Plänen von 1715 realisiert. Fanden die Pläne de Cottes beim Kurfürsten Joseph Clemens auch Zustimmung, so beeinflussten einige Änderungswünsche seitens des Fürsten diese Version in vielfacher Weise. Der Tod des Bauherrn am 12. November 1723 hatte zur Folge, dass dieses noch nicht vollendete Bauprojekt gänzlich zum Stillstand kam. Erst zwölf Jahre später wurde das Bauprojekt durch den Nachfolger Clemens August wiederaufgenommen und unter dem Architekten Guillaume de Hauberat vollendet. Die grundlegenden Merkmale des Schlosses, die Robert de Cotte für das Schloss konzipierte, wurden aber verwirklicht (Satzinger 2011, S. 15ff.).

(Florian Weber, LVR-Redaktion KuLaDig, 2018)

Internet
de.wikipedia.org: Robert de Cotte (abgerufen 19.09.2018)
de.wikipedia.org: Guillaume d’Hauberat (abgerufen 20.09.2018)

Literatur

Satzinger, Georg (Hrsg.) (2011)
Schloss Clemensruhe in Bonn-Poppelsdorf. München und Berlin.

Poppelsdorfer Schloss (erste Planungsphase 1715-1723)

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Meckenheimer Allee 171
Ort
53115 Bonn - Poppelsdorf
Fachsicht(en)
Architekturgeschichte
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1715 bis 1718, Ende 1723

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„Poppelsdorfer Schloss (erste Planungsphase 1715-1723)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-281230 (Abgerufen: 27. April 2024)
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