Geschichte
Baubeschreibung
Innenausstattung
Dreigeläut
Räumliche Lage und Erreichbarkeit
Geschichte
Zwischen 1850 und 1900 vervielfachte sich die Einwohnerzahl der Stadt Kaiserslautern auf 48.310 Menschen. In der Zeit wurden in Kaiserslautern bedeutende Fabriken gegründet. Hierzu zählten die Kammgarnspinnerei im Jahr 1856 und die Pfaffwerke im Jahr 1862. Rund zwei Drittel der Kaiserslauterer Bevölkerung besaß den protestantischen Glauben. Die Räume der beiden bestehenden protestantischen Kirchengebäude, der Stiftskirche und der Lutherkirche (heute „Kleine Kirche“ genannt), reichten nicht mehr aus. Der Bau einer dritten protestantischen Kirche im Westen der Stadt schien daher notwendig.
Im Jahr 1896 erwarb die protestantische Kirchengemeinde das Grundstück des früheren städtischen Hospitals an der Pariser Straße. Die Kirchengemeinde beauftragte den Architekten und bayerischen Baubeamten Ludwig von Stempel (1850-1917) damit, einen Plan für ein „romanisches“ Gebäude mit kaiserlichem Flair zu entwerfen. Es gehörte sich angeblich laut Kirchenbaurat, dass „zu Ehrenpflichten des deutschen Volkes…, welches an die Überlieferungen seiner großen Kaiserzeit wieder anknüpft, auch die baukünstlerischen Ziele jener Zeit wieder [aufgenommen werden]“ (Pahl 1995).
Als sehr kaiserlich war das Grundstück aufgrund seiner vorherigen Nutzungen allerdings nicht zu bezeichnen. Im 14. Jahrhundert stand hier ein Gebäude für Leprakranke. Dieses Haus wurde im mittelhochdeutschen „Kote“ genannt, von welchem sich der Name des Stadtviertels „Kotten“ ableiten lässt. Da man die Leprakranken nicht in der Stadt haben wollte, errichtete die Stadt ein Gebäude, in welchem die Kranken untergebracht werden konnten. Damals lag das Gebäude außerhalb der Stadt. Erst im Zuge der Industrialisierung wurde der „Kotten“ Teil des Stadtgebiets von Kaiserslautern.
Im Jahre 1897 wurde mit dem Bau der neoromanischen Apostelkirche begonnen. Nach vierjähriger Bauzeit konnte das Gebäude 1901 eingeweiht werden. Der Name der Kirche ist auf die zwölf Apostel zurückzuführen, welche in den Kirchenfenstern abgebildet waren. Die Kirchenfenster wurden zerstört.Ein Luftangriff im September 1944 führte zur nahezu vollständigen Zerstörung der Kirche. Der große Kirchturm und die vier kleineren Nebentürme fielen ein und durchschlugen das Gewölbe. Die kurz vor dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) mit großem Aufwand sanierte Kirche brannte vollständig aus. Den Krieg überstanden nur das „Grundgehäuse“ mit der großen Fensterrose über dem Eingangsportal sowie die drei Kirchenglocken. Die zwei großen Glocken waren bereits vor dem Angriff heruntergehoben worden und mussten zum Einschmelzen für Kanonen abgegeben werden. Nach dem Krieg konnten sie in Hamburg in einem Sammellager unversehrt wiedergefunden und über den Rhein zurück nach Kaiserslautern gebracht werden. Die kleinste der drei Glocken, die noch im Kirchturm hing, überstand den Weltkrieg unversehrt.
Im Jahre 1952 wurde ein Wiederaufbauverein für die Apostelkirche gegründet. Er sammelte in den folgenden Jahren Spenden und überwachte die Bautätigkeiten. Die Wiederherstellung gestaltete sich schwierig. Man war sich nicht einig, wie „getreu“ das alte Gebäude wiedererrichtet werden sollte. Am 19. Februar 1956 konnte die wieder hergestellte Kirche mit alter Kubatur im neoromanischen Stil und neuer zeitgemäßer Innengestaltung eröffnet werden. Die Pläne für den „vereinfachten“ Wiederaufbau stammten vom Architekten Egon Heußer.
Die „Evangelische Apostelkirche“ in Kaiserslautern ist ein eingetragenes Kulturdenkmal.Baubeschreibung
Der Grundriss der Kirche zeigt die Form eines griechischen Kreuzes (vier gleich lange Seiten). Im Mittelpunkt dieses Kreuzes erhebt sich der achteckige Kirchturm. Über jedem der vier Kreuzflügel befindet sich ein weiterer kleiner Turm. Diese setzen jeweils zwischen den Emporen im nördlichen Bereich beziehungsweise zwischen Empore und Eingangsvorhalle im südlichen Bereich an. Es entsteht so ein symmetrischer Grundriss. Das Hauptportal der Kirche liegt auf der Seite zur Pariser Straße hin und lässt sich über einen Treppenaufgang erreichen. Oberhalb des Portals befindet sich eine sehr große Fensterrose. Optisch wird die Südfront durch zwei der vier kleinen Türme gerahmt.Innenausstattung
Das Kircheninnere wurde in modernem Stil erbaut. Von der ursprünglichen Innenausstattung ist nur noch das Geläut mit dem Eisenglockenstuhl aus dem Jahre 1900 erhalten. Der Kirchenbau zählt zum Typus der Predigtkirchen. Architektur und Innenausstattung sind auf die Kanzel und somit die Verkündung des Wort Gottes ausgerichtet. Diese Funktion wurde durch die Modernisierung des Kircheninneren nach dem Zweiten Weltkrieg nochmals deutlich verstärkt. Es entsteht der Eindruck eines harmonischen Miteinanders von Innenausstattung, Raumgestaltung und Raumverhältnissen. Es findet eine Konzentration auf den Mittelraum statt, der sich durchgehend vom Fußboden bis zur Gewölbekuppel erstreckt. Der Mittelraum endet in der Kuppel mit Oberlicht. Dieses wird künstlich beleuchtet und zeigt symbolhaft die vier Evangelisten. Es handelt sich um eine Glasauflegearbeit (Sicherheitsglas mit aufgelegtem Antikglas in Bleifassung). Dargestellt sind apokalyptische Tiere, ein geflügelter Mensch für Matthäus, ein Löwe für Markus, ein Adler für Johannes und ein Stier für den Apostel Lukas. Die Ausführung und Gestaltung des Oberlichtes oblag dem Künstler Norbert Louis (1926) aus Kaiserslautern (Sommer 2006, S. 290). Eine weitere Besonderheit ist die ornamental gestaltete Fensterrose mit Maßwerk über der Orgel. Sie wurde von der Firma Kurt Georg Kölbel, Kaiserlautern, nach Entwürfen von Kurt Kölbel, gefertigt. Das Fenster entstand, ebenso wie das Oberlicht, im Jahre 1955 (Sommer 2006, S. 290).
Das Gewölberippensystem der alten Kirchendecke wurde im neuen Ausbau über den Emporen durch ein Faltgewölbe ersetzt. Die Mittelkuppel wird jetzt von einer emporsteigenden Rippengliederung getragen. Die Kuppel ruht auf schlanken Säulen. Die leicht erhöhte Kanzel, der Altar sowie der Taufstein sind aus rötlich-braunem ungarischem Marmor aus der Hand des Kaiserslauterer Bildhauers Richard Menges (1910-1998) gefertigt. Die nüchterne schmucklose Seite des Altars zeigt in den Gemeinderaum, um das Bilderverbot der Reformation nicht zu verletzen. Die Kanzel ist an der Brüstung mit Reliefbildern der zwölf Apostel verziert.
Im Jahr 1957 wurde auf der Empore hinter der Kanzel eine Steinmeyer-Orgel angebracht. Den Kirchenraum schmückt seit 1994 ein abstrakter Bilderzyklus der Kaiserslauterer Künstlerin Erika Klos zum „Vaterunser“. Die Farbgebung in roten bis braunen Tönen sowie die großen Fenster oberhalb der Emporen verleihen der Apostelkirche eine freundliche und warme Atmosphäre.Dreigeläut
Das Dreigeläut der Apostelkirche ist einzigartig in protestantischen Kirchen in Südwestdeutschland. Im Jahr 1900 wurden die drei Glocken von der Gießerei Johann Georg Pfeifer in Kaiserslautern gegossen. Im Jahr 1942, während des Zweiten Weltkriegs, mussten die beiden größeren Glocken abgehängt werden und sollten eingeschmolzen werden. Die kleinste der Glocken blieb im Turm hängen. Als 1944 die Apostelkirche ausbrannte stürzte die Glocke in den Gottesdienstraum, blieb aber unbeschädigt. Die beiden großen Glocken kamen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auf den Glockenfriedhof in Hamburg. Im Jahr 1947 fand man dort schließlich die beiden verschollenen Glocken und transportierte sie zurück nach Kaiserslautern. Alle drei Glocken wurden wieder an den originalen Eisenglockenstuhl an geraden Jochen aufgehängt. Seit Weihnachten 1951 läuten die Glocken wieder zusammen zu Gottesdiensten. Die größte der drei Glocken, die Totenglocke, läutet zu Beerdigungen und hat den Schlagton gis°. Sie ist die derzeit größte noch erhaltene Glocke der Glockengießerei Pfeifer. Auf ihr ist der Spruch „Ehre sei Gott in der Höhe“ eingraviert. Die zweitgrößte Glocke wird „Vater-Unser-Glocke“ genannt und läutet 30 Minuten vor jedem Gottesdienst. Sie hat den Schlagton h° und trägt die Inschrift: „Ein feste Burg ist unser Gott“. Die kleinste Glocke, die Taufglocke, läutet zur Taufe und trägt den Schlagton dis1. „Kommt, denn es ist alles bereit“ lautet die Inschrift. Zusammen mit der mittleren Glocke läutet sie jede Viertelstunde. Die große Glocke läutet immer zur vollen Stunde. Räumliche Lage und Erreichbarkeit
Die Apostelkirche befindet sich westlich der Kaiserslauterer Innenstadt im Stadtviertel „Kotten“. Das Gotteshaus ist mit dem Pkw oder mit Bussen erreichbar. Parkplätze sind in den Parkhäusern der Innenstadt vorhanden.(Sonja Kasprick und Raphaela Maertens, ZukunftsRegion Westpfalz, 2018)
Internet
www.kaiserslautern.de: Bevölkerung der Stadt Kaiserslautern (abgerufen 03.07.2018)