Thematische Einordnung
„Glückauf L. v. G. 1838“ ist ein Ritterstein aus der Kategorie „Industrien im Pfälzerwald“ (systematisiert nach: Eitelmann 2005). Rittersteine aus dieser Kategorie erinnern an einen ehemaligen Gewerbezweig. Auf Grund des Waldreichtums und des ausreichenden Wasservorkommens entstanden in Tälern des Pfälzerwaldes zahlreiche Mahlmühlen, Sägemühlen oder Papierfabriken. Aber auch der Reichtum an Bodenschätzen, wie Silber, Blei, Kupfer oder Eisen ermöglichten die Ansiedlung von Erzhütten, Schmelzen, Hammerwerken oder Schmiede. Heute sind nur noch verfallene Stolleneingänge, bemooste Schutthalden oder einzelne Erzbrocken im Wald zu finden.
Spezifische Einordnung
In diesem Fall weist der Ritterstein auf den unteren Hauptstolleneingang der „Erzgrube Sankt Anna Stollen“ hin. Die Grube ist heute ein Besucherbergwerk. Ein Ritterstein mit gleichem Hintergrund ist Ritterstein Nr. 9 „Glückauf L. v. G. 1838“. Im Gegensatz zum Ritterstein Nr. 9, der Teil des Mauerwerks des Stolleneingangs ist, wurde der Ritterstein Nr. 10 als Sandsteinfindling an der nächstgelegenen Wegekreuzung, circa 30 Meter entfernt vom unteren Stolleneingang, aufgestellt. Die Inschrift besteht aus den drei Bestandteilen „Glückauf“, „L.v.G.“ und der Jahreszahl 1838. „Glückauf“ weist auf den traditionellen Gruß in deutschen Bergwerksregionen hin. „L.v.G.“ und das Jahr 1838 benennen die Fertigstellung des Stollenzugangs durch Ludwig von Gienanth (L.v.G.) im Jahre 1838.
Über die Anfangszeit des Eisenerzbergbaus in Nothweiler ist wenig bekannt. Bereits 1579 soll im Nachbarort Schönau und in der Umgebung geschürft worden sein. Es darf davon ausgegangen werden, dass die Anfänge des Bergbaus in Nothweiler ebenfalls in diese Zeit fallen.
Erwähnt wurde das Bergwerk in Nothweiler erstmals im Jahre 1582. Genauere Angaben aus dieser Zeit fehlen jedoch. Nach der Zerstörung der zugehörigen Schmelze wurde um 1635 der Grubenbetrieb wieder eingestellt. Bis zu dieser Zeit wurde, neben dem Schacht- und Stollenabbau, auch Tagebau betrieben.
Erst in den Jahren 1761/62 wurde der Betrieb in den Gruben wieder aufgenommen und dauerte, mit einigen Unterbrechungen, bis in das erste Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts fort. Im Jahre 1790 wurde die Grube erstmals St. Andreas-Zug genannt. Sechs Jahre darauf waren nahezu alle Erze abgebaut und ab 1810 wurde die Grube aufgelassen.
Einige Jahre später konnte ein Stollen mit neuen Erzanbrüchen, der St. Anna-Stollen, fertiggestellt werden und neue Aufschlussarbeiten begannen. Im Jahr 1835 erwarb der pfälzische Industrielle Ludwig von Gienanth (1767-1848) die Grube und 1838 wurden die Stolleneingänge neu gefasst. Die Inschriften der Rittersteine Nr. 9 und 10 verweisen darauf. Zur endgültigen Einstellung des Förderbetriebs kam es 1883 (LGB, 2005).
Im Jahr 1978 wurde der St. Anna-Stollen als Besucherbergwerk eröffnet.
(Sonja Kasprick, ZukunftsRegion Westpfalz, 2018)