Auf der Hohen Acht, dem mit 746,9 Metern höchsten Berg der Eifel, wurde 1908/09 der Kaiser-Wilhelm-Turm zu Ehren des ersten deutschen Kaisers Wilhelm I. errichtet, nach dem der Turm auch benannt wurde. Sein Bau fällt in die Zeit der innenpolitischen Stabilisierung des preußisch dominierten Deutschen Kaiserreichs, die sich auch in den Rheinlanden teils in einer nationalen Begeisterung und einer offenen Bewunderung der Preußenherrscher äußerte. Als touristischer Aussichtsturm wurde der Kaiser-Wilhelm-Turm in einer Phase errichtet, in der die zur Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzende Pionierphase des Eifel-Tourismus mit zahlreichen „Luftkurorten“ und „Sommerfrischen“ sowie der Gründung des den Tourismus ausdrücklich fördernden Eifelvereins 1888 als abgeschlossen angesehen werden kann (Haffke / Knöchel 2013).
Baugeschichte Der Anlass zur Errichtung des Steinturms war die Silberne Hochzeit von Kaiser Wilhelm II. (1859-1941, letzter Deutscher Kaiser 1888-1918) und Kaiserin Auguste Viktoria (1858-1921), die am 27. Februar 1881 vermählt worden waren sowie das Gedenken an Kaiser Wilhelm I. (Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen, 1797-1888, Deutscher Kaiser 1871-1888), nach dem der Turm auch benannt wurde. Der Beschluss zum Bau des Turms als Festgabe der Bewohnerschaft des damaligen Landkreises Adenau (bis 1932) und seiner Gemeinden wurde bereits 1905/1906 gefasst. Nach Plänen des Berliner Architekten Wilhelm Freiherr von Tettau (1872-1929) wurde der Bau des Aussichtsturms ab Frühjahr 1908 von den Maurermeistern Karl und Johannes Leidinger aus Adenau ausgeführt. Verwendet wurde einheimischer Bruchstein aus einem kreiseigenen Steinbruch ganz in der Nähe. Die zunächst auf 15.000 Mark veranschlagten Baukosten betrugen letztlich rund 18.000 Mark, ferner hatte der Kreis gemäß Erlass des preußischen Innenministeriums vom Juli 1907 auch noch die Folgekosten zu tragen. Die Einweihung erfolgte am 23. Juni 1909 „mit einer Feier voll vaterländischer Begeisterung“ (aw-wiki.de). Über dem Eingang des Turmes befindet sich eine große Bronzeplatte mit der Darstellung eines Schlangenkämpfers und dem Haupt des Monarchen. Die Inschrift darunter: Dem grossen Kaiser / der Kreis Adenau, darunter steht am Rand der Tafel die Angabe W. Frhrr von Tettau zum Künstler. Eine weitere Tafel im Treppenhaus erläutert: Gestiftet / im Jahr der / Silbernen Hochzeit / des Kaiserpaares / 1906.
Baubeschreibung Der Turm steht etwa 12 Meter ost-südöstlich des Gipfelsteins der Hohen Acht. Er ist 16,3 Meter hoch und hat an seiner Basis im Erdgeschoss eine Wandstärke von einem Meter. „Der Turm ruht auf einem schlichten, zwei Meter hohen Sockel von 7,50 mal 6 Meter Grundfläche, den die zwölf Stufen zum Eingang durchbrechen. Der Turmschaft, Grundmaß 5,50 mal 5,50 Meter, ragt 14 Meter auf. Schmale aufstrebende Nischen und kleine Fenster nehmen ihm kaum etwas von seiner Wuchtigkeit. Den Abschluß bildet ein achteckiger Aufbau: ursprünglich zeigte er eine Zinnenbrüstung.“ (Pechtold 1988)
Aussicht Vom Kaiser-Wilhelm-Turm aus bietet sich eine beachtliche Fernsicht über die Eifel. Bei klarem Wetter und guter Sicht reicht die Aussicht von der Brüstung des Obergeschosses aus sogar bis weit in die benachbarten Landschaften des Hunsrücks, des Westerwalds oder des von hier rund 50 Kilometer entfernten Siebengebirges.
Schäden und Restaurierungen Von Beschädigungen am Turm infolge des Ersten oder Zweiten Weltkriegs finden sich keine Berichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Aussichtsturm allerdings jahrelang nicht für Wanderer zugänglich, da ihn zunächst die französische Besatzungsmacht und anschließend bis 1959 das US-Amerikanische Militär als Standort einer Radareinheit nutzten. 1961 waren umfassende Renovierungsarbeiten fällig, bevor der Kaiser-Wilhelm-Turm nach zwei Monaten wieder für die Wanderer freigegeben werden konnte: „Über neue Treppenstufen führt der Aufstieg zum Turm. Innen wurden die alten Steintreppen herausgerissen und durch Betonstufen ersetzt. Das Eisengeländer ließ sich zum Teil noch verwenden. Die Krone des Turmes wurde erneuert.“ (zitiert aus dem Vereinsorgan des Eifelvereins nach de.wikipedia.org) Mitte der 1980er Jahre waren erneute gründliche Sanierungen notwendig. Die mit einem Kostenaufwand von mehr als 100.000 Mark verbundenen Arbeiten wurden 1988 abgeschlossen. Zuletzt wurde der Turm im Januar 2015 aus Sicherheitsgründen für Besucher gesperrt, da die Innentreppe dringend sanierungsbedürftig war. Bereits zum 18. April 2015 konnte der Turm jedoch wieder geöffnet werden (aw-wiki.de).
Kulturdenkmal Im Jahr 1987 wurde der „Kaiser-Wilhelm-Turm auf der Hohen Acht“ unter Denkmalschutz gestellt: „Bruchsteinbau, Relief bez. 1908-09, Entwurf Freiherr von Tettau, Berlin, Ausführung, Karl & Johannes Leidinger, Adenau“ (Denkmalverzeichnis Kreis Ahrweiler, S. 4).
Quelle Informationstafeln am Kaiser-Wilhelm-Turm und am Wanderparkplatz an der Landstraße L 10 (Stand Februar 2018).
Internet www.aw-wiki.de: Kaiser-Wilhelm-Turm (abgerufen 27.02.2018) deu.archinform.net: Wilhelm Freiherr von Tettau (abgerufen 27.02.2018) de.wikipedia.org: Hohe Acht, Kaiser-Wilhelm-Turm (abgerufen 26.02.2018)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Ahrweiler. Denkmalverzeichnis Kreis Ahrweiler, 4. Mai 2016. Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Ahrweiler, abgerufen am 12.09.2016
Haffke, Jürgen; Knöchel, Franz-Josef (2013)
Die Eifel als Tourismusgebiet. In: Die Eifel - Beiträge zu einer Landeskunde (Festschrift 125 Jahre Eifelverein 1888-2013, Band 2), S. 227-246. Düren. Online verfügbar: weinbau-ahrtal.de, PDF "Die Eifel als Tourismusgebiet", abgerufen am 12.02.2020
Pechtold, Wolfgang (1988)
"Zum Gedächtnisse des Großen Heldenkaisers". Kaiser-Wilhelm-Turm auf der Hohen Acht feiert 80. Geburtstag. In: Heimatjahrbuch für den Kreis Ahrweiler 1989, S. 119-122. Ahrweiler.
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