Klosteranlage Sankt Maria und Georg in Ramsen

Ramosa ad Ramseum, Claustrum in Ramesa, Sanctae Mariae in Ramosa

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Architekturgeschichte, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Ramsen
Kreis(e): Donnersbergkreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 32′ 7,53″ N: 8° 00′ 58,05″ O 49,53543°N: 8,01612°O
Koordinate UTM 32.428.811,95 m: 5.487.444,40 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.428.858,78 m: 5.489.200,24 m
  • Blick auf die Protestantische Kirche vom ehemaligen Klostergelände (2018).

    Blick auf die Protestantische Kirche vom ehemaligen Klostergelände (2018).

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    ZukunftsRegion Westpfalz
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    Sonja Kasprick
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Das Kloster in Ramsen war einst ein Frauen- und später ein Männerkloster des Benediktinerordens, danach des Zisterzienserordens. Von den Klostergebäuden sind nur noch wenige bauliche Reste erhalten. Das Kloster lag auf dem Areal des heutigen Klosterhofes.

Geschichte
Ehemalige Klosteranlage
Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Geschichte
Die Geschichte des Klosters begann im 12. Jahrhundert. Als erster urkundlicher Beleg wird eine Stiftung des Berthold von Winzingen vom 23. März 1146 erwähnt. Er stiftete ein Frauenkloster claustrum in ramesa zu seinem und seiner Vorfahren Seelenheil. Zugleich wurde das Kloster mit zahlreichen Gütern ausgestattet. Auf ausdrücklichen Willen des Berthold von Winzingen wurde es dem Benediktinerkloster St. Georgen im Schwarzwald unterstellt.
Mehrere Angehörige des Stifters vermachten dem neuen Kloster Äcker, Weinberge, Wiesen, Weiden und sogar Mühlen in der Gemarkung Eisenberg sowie in Ramsen, Grünstadt und Bad Dürkheim (Pfälzisches Klosterlexikon 2015, S. 628). Einige Jahre nachdem das Kloster an Bedeutung gewonnen hatte, beschwerten sich die Nonnen beim Wormser Bischof Konrad von Sternberg (1171 bis 1192 Bischof von Worms) über Belästigungen und angemaßte Machtausübung. Daraufhin löste Bischof Sternberg die Rechte von St. Georgen durch Zahlung von 20 Mark Silber ab. Im Jahre 1174 wurde das Kloster (coenobitas in Ramosa) zu einem bischöflichen Wormser Eigenkloster. Die rechtliche Trennung vom Kloster St. Georg wurde im Jahre 1227 vom damaligen Papst Honorius III. bestätigt. Auf Bitte des Papstes Clemens IV. wechselte das Nonnenkloster im Jahre 1267 zum Zisterzienserorden.
Im Jahre 1317 erregte die Güterverwaltung des Klosters Aufsehen. Ihr wurde die unsachgemäße Abgabe zahlreicher Klostergüter unterstellt. Papst Johannes XII. sah sich veranlasst, eine Visitation des Klosters durchführen zu lassen. Der damalige Schirmherr des Klosters, Heinrich von Erbach, sollte versuchen, Güter auf dem Rechtsweg zurückzugewinnen. Es gelang zwar, die wirtschaftliche Situation etwas zu verbessern, doch die wirtschaftlichen Probleme des Klosters konnten insgesamt nicht gelöst werden.

Im Jahre 1395 war Äbtissin Hebela von Zweibrücken gezwungen, den Klosterhof zu Pfeddersheim und das Hofgut Rittersheim – beide Einrichtungen gehörten zum Kloster Ramsen – zu verkaufen. Auch die Äbtissinnen Gretha Horn (1400) und Else (1414) konnten den Niedergang des Klosters zu Beginn des 15. Jahrhunderts nicht aufhalten (Pfälzisches Klosterlexikon 2015, S. 623).
1458 kamen die schlechten Verhältnisse in Ramsen in dem Generalkapitel des Zisterzienserordens zur Sprache und es wurde der Beschluss gefasst, die Kommunität Ramsen aufzulösen. Dazu trug auch bei, dass im Jahre 1470 das Kloster nur noch von wenigen Nonnen bewohnt wurde (ebd., Seite 623). Mit dem Tod des damaligen Schirmherren, Graf Johann von Nassau-Saarbrücken, im Jahre 1472 kam es zu einer Neuausrichtung der Klosterorganisation. Im Jahre 1477 wurde ein Männerpriorat der Zisterzienser eingerichtet. Dies geschah auch mit Unterstützung von Elisabeth von Nassau-Saarbrücken, der Witwe des ehemaligen Schutzherren. Bei ihr kann eine religiöse Motivation vorausgesetzt werden, da sie sich auch um eine Reform im nahegelegenen Kloster Rosenthal bemühte (ebd., S. 624). Aber auch die Ordensbrüder der Zisterzienser konnten das Kloster nicht wirtschaftlich erfolgreich führen. Bereits im Jahr 1494 verließen die letzten Mönche das Kloster. Im Bauernkrieg (1524 bis 1526) wurden die Klostergebäude stark in Mitleidenschaft gezogen. Dennoch wurden die Kellerei und der Gutshof offenbar weiterbetrieben, denn bis 1792/93 verwalteten bischöflich wormsische Beamte die Abgaben des Klosters Ramsen.
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Ehemalige Klosteranlage
Im Zuge der Nationalgüterversteigerung im Jahre 1807 wurden der „Platz des ehemaligen Klosters von Ramsen“ und mehrere Liegenschaften angeboten (Pfälzer Klosterlexikon 2015, S. 625). Es folgte in den Jahren 1820 bis 1830 der weitgehende Abtrag der Gebäude, lediglich das ehemalige Priorat blieb erhalten. Es wurde baulich verändert und dann als Forstamt genutzt (Klosterhof Nr.6). Im Jahre 1845 war der Klosterhof noch in der amtlichen Katasterkarte verzeichnet (ebd., S. 629).

Im Hof befindet sich noch heute eine Scheune aus roten Sandsteinquadern mit Fachwerkgiebeln aus dem 19. Jahrhundert. Dies ist der wichtigste Überrest der ehemaligen Klosteranlage (Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 15, 1998). Weitere bauliche Reste bestehen auf privaten Grundstücken. Dazu zählen Reste einer Holzdeichelleitung und eines mittelalterlichen Fußbodens. Vier gotische, aus rotem Sandstein gefertigte Grabplatten aus dem Kloster sind in den Außenwänden des Mausoleums der Familie Gienanth in Eisenberg eingelassen. Nach den Einträgen auf den Platten wurden diese für die Gräber von Johanna von Flörchingen (Frankreich), Hildegard von Windeck sowie von Dietrich und Friedrich genannt Kranich von Kirchheim angefertigt. Bruchstücke einer mittelalterlichen Grabplatte sind zweckentfremdet als Abdeckung der Quelleneinfassung „Lauber Dell“ im Rehbachtal verwendet worden (Pfälzer Klosterlexikon 2015, S. 637). Ähnlich kurios ist der Einbau eines Reliefsteins in den Eisbachbrunnen (heute: Röhrbrunnen) in der Bahnhofstraße in Ramsen (Pfälzer Klosterlexikon 2015, S. 638).

Im Jahre 1907 wurden eine protestantische und im Jahre 1911 eine katholische Kirche auf dem früheren Klostergelände errichtet.

Der ehemalige Klosterbezirk ist heute als eine Denkmalzone ausgewiesen (Klosterhof 1-10, Klosterstraße 19, 20).
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Räumliche Lage und Erreichbarkeit
Von der einstigen Klosteranlage können nur Restbestände besichtigt werden. Das Gelände ist mit dem PKW erreichbar, Parkplätze sind vor Ort vorhanden. Außerdem kann Ramsen mit dem Zug angefahren werden.

(Raphaela Maertens, ZukunftsRegion Westpfalz, 2018)

Literatur

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2018)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Donnersbergkreis. Denkmalverzeichnis Donnersbergkreis, 27. November 2018. Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Donnersbergkreis, abgerufen am 16.06.2023
Krienke, Dieter (1998)
Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 15: Donnersbergkreis. Worms.
Wachowski, Jürgen (2003)
Ramsen – Kloster „Ramosa ad Ramesum“ oder „Claustrum in Ramesa“. Unveröffentlichtes Manuskript. o. O.

Klosteranlage Sankt Maria und Georg in Ramsen

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Klosterhof
Ort
67305 Ramsen
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Architekturgeschichte, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Übernahme aus externer Fachdatenbank
Historischer Zeitraum
Beginn 1146 bis 1494

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„Klosteranlage Sankt Maria und Georg in Ramsen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-276743 (Abgerufen: 25. April 2024)
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