Die Entstehung des Rüdesheimer Hafens
Infolge der Rheinkorrektur ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts fand eine Reihe von Begradigungs- und Optimierungsmaßnahmen entlang des gesamten Rheins statt. Freiliegende Auen und Altarme, wie man sie früher kannte, wurden an die Rheinufer angebunden bzw. verfüllt.
So erging es 1829 auch der unterhalb von Geisenheim gelegenen, freiliegenden Lachaue (auch Lachau, Lach Aue oder Ingelheimer Aue genannt). Anfang des 19. Jahrhunderts lag die Lachaue noch frei im Rhein. Im Jahre 1827 wurde sie von dem Grafen von Ingelheim um 9 Morgen (circa 2.000 bis 12.000 Quadratmeter) vergrößert. Vor der Anlage des Rüdesheimer Hafens wurde durch neu angeschwemmtes Land (auch Alluvion) der Grundstein für den Anbau der Gemeinde am Rheinufer gelegt. Im Jahre 1829 erweiterte man dann den Westteil eines Altarms des Rheins („Lacher Graben“), verfüllte den Ostteil sowie die westliche Spitze und baggerte die nördliche Seite der Aue ab, um den Rüdesheimer Winterhafen (zunächst Geisenheimer Hafen genannt) anlegen zu können. Auf der Rheinstromkarte von 1838 ist zu erkennen, dass zu dieser Zeit die Lachaue durch Alluvionen mit dem Anbau der Geisenheimer Gemeinde und mit dem Winterhafen verbunden war. Die Aue verlandete dennoch nicht vollständig. Der sogenannte Lacher Graben war ein schmaler Rheinarm, der die Lachaue vom Festland trennte und danach zurück in den Rhein floss. Der ehemals vier Meter breite Arm wurde erst nach 1950 komplett beseitigt, indem das gesamte Gelände (bis auf den Rüdesheimer Hafen) mit Baggermaterial aufgefüllt wurde.
Im Zuge der Verlandung aufgetretene Probleme
Ähnlich wie bei der Verlandung der Schönborn'sche Aue kam es auch beim Geisenheimer Anbau östlich des Rüdesheimer Hafens zu Problemen. Durch den neuen Hafendamm verteilte sich höheres Wasser in den Senkungen der Gemeindewiesen, weshalb sich im Sommer Sümpfe bildeten und faulendes Wasser anstand. Dies führte zu negativen Folgen für den Graswuchs der nährstoffreichen Wiesen. Außerdem wehte der Westwind die schlecht riechende Sumpfluft in die Siedlung hinauf.
Bewuchs der Lachaue
Früher wurde die Lachaue von einer Reihe großer Pyramidenpappeln (Populus nigra 'Italica') umrahmt. Des Weiteren befand sich auf dem Rüdesheimer Hafen eine Exklave des Stadtwaldes, der zusammen mit einer anderen Exklave 885,5 Hektar ausmachte. Heute sind die Pappeln zwar noch vorhanden, doch es haben sich viele weiter Gehölze dazu gesellt. Diese lassen die Pappeln nicht mehr so mächtig erscheinen, wie sie früher einmal gewesen sein müssen.
(Carolin Biegerl, Helena Engfeld, Elena Simon, Hochschule Geisenheim University, 2017)