Die jüdische Gemeinde Schermbeck seit dem frühen 19. Jahrhundert: Seit dem 17. Jahrhundert lebten Juden in Schermbeck; eine Eintragung im Kirchenbuch der evangelischen Gemeinde belegt dies für 1676. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen Einwohner in Schermbeck, Brünen und Krudenburg stark an; danach sank ihre Zahl wieder ab. Im 19. Jahrhundert bildeten die Schermbecker Juden eine Filialgemeinde der Synagogengemeinde Wesel; 1932 waren sie selbständig. Gemeindegröße um 1815: Etwa 30 (1807), um 1880: 45 (1885), 1932: 14, 2006: – (vorstehende Angaben nach Reuter 2007 und HbHistSt NRW 2006). Unter www.jüdische-gemeinden.de werden ferner als Einwohnerzahlen für Schermbeck genannt (dort zitiert nach Pracht-Jörns 2000): um 1650/80: 3 jüdische Familien, 1812: 6 jüdische Familien, 1845: ca. 18 jüdische Familien, 1855: 97 Juden (ca. 11 % der Einwohner), 1927: 13 Juden, 1939: 6 Juden und 1942: keine. In Krudenburg lebten in den 1870er bis 1890er Jahren offenbar vier jüdische Familien.
Schule und Mikwe Schulraum und Mikwe (jüdisches Ritualbad) der Gemeinde sollen zunächst in einem Privathaus unmittelbar neben der Synagoge untergebracht gewesen sein. Die jüdischen Kinder wurden seit 1793 von einem Privatlehrer unterrichtet, eine 1840 gegründete private Schule bestand nur zwei Jahrzehnte lang. Im Leitfaden zum Friedhof werden unter den jüdischen Häusern in Schermbeck eine in einem Wohnhaus in der Georgstraße befindliche Mikwe und eine Wohnung des jüdischen Lehrers in der Mittelstraße genannt (Kammeier-Nebel / Schiffer 2017, S. 81). Ein 1934 in Schermbeck vom „Reichsbund jüdischer Frontsoldaten“ als überregionales Bildungs- und Freizeitzentrum eröffnetes Schulungsheim „Haus Bertha“ entwickelte sich zu einer Ausbildungsstätte für emigrationswillige Jugendliche, die hier für ihr künftiges Leben in Palästina geschult wurden. Das Haus wurde bereits 1937 von der Gestapo wieder geschlossen und ein Jahr später zerstört (www.jüdische-gemeinden.de).
Bethaus / Synagoge „Gottesdienstliche Zusammenkünfte der religiös-orthodox eingestellten Familien fanden zunächst in einem Privathause statt“ (www.jüdische-gemeinden.de). 1798 wird erstmals ein Betsaal in Schermbeck genannt. 1810 wurde ein Neubau errichtet, der bis Mitte der 1930er Jahre als Synagoge genutzt wurde (Reuter 2007). Der Leitfaden zum Friedhof führt zwei Standorte für die Synagoge an: ein Haus Mittelstraße 37 / Töpfergasse 8 für die Zeit zwischen ca. 1809 und 1824 und Georgstraße 28-30 für die um 1826 erbaute Synagoge (vgl. Kammeier-Nebel / Schiffer 2017, S. 81).
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge von SS- und HJ-Angehörigen verwüstet und zugleich auch Anwesen jüdischer Bewohner beschädigt. „Eine Brandlegung des Synagogengebäudes unterblieb wegen der Nähe anderer Gebäude; die Inneneinrichtung und die Kultgegenstände wurden aber ins Freie getragen und dort verbrannt.“ (www.jüdische-gemeinden.de) Die verbliebene Ruine des Gotteshauses wurde 1945 durch einen Luftangriff zerstört.
Gedenken In der Straße Hinter der Mauer erinnert eine am 23. Juni 1982 errichtete Gedenktafel aus Bronze an die 1938 zerstörte Synagoge. Unter anderem auch basierend auf den Daten in KuLaDig haben Schüler*innen der Gesamtschule Schermbeck per GPS-Geocaching eine Spurensuche nach den Zeugnissen jüdischen Lebens in Schermbeck geschaffen (schermbeck-online.de, 2019).
Internet www.jüdische-gemeinden.de: Schermbeck (abgerufen 09.11.2017 und 26.04.2023) schermbeck-online.de: Vor 75 Jahren: Synagoge wurde zerstört (abgerufen 09.11.2017) www.rp-online.de: Erinnerungen an die jüdische Gemeinde (RP-online vom 30.09.2017, abgerufen 09.11.2017) schermbeck-online.de: Per GPS zu den Spuren des jüdischen Lebens (Schermbeck-online vom 24.03.2019, abgerufen 03.02.2020) www.schermbeck.de: Jüdische Synagoge (abgerufen 09.11.2017, Inhalt nicht mehr verfügbar 08.02.2023)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 925-926, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Kammeier-Nebel, Andrea; Schiffer, Walter / Jüdisches Museum Westfalen (Hrsg.) (2017)
Der jüdische Friedhof in Schermbeck. Ein kleiner Leitfaden. Dorsten.
Pracht-Jörns, Elfi (2000)
Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil II: Regierungsbezirk Düsseldorf. (Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland 34.2.) S. 607-609, Köln.
Reuter, Ursula (2007)
Jüdische Gemeinden vom frühen 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VIII.8.) S. 79, Bonn.
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