In Hollingstedt lag der „Nordseehafen“ des wikingerzeitlichen Haithabus und später dessen Nachfolger dem mittelalterlichen Handelsort Schleswig. Die Handelsschiffe kamen aus der Nordsee über Eider und Treene bis hierher. Händler vermieden so die gefährliche Seefahrt um die Nordspitze Dänemarks. Das Gewässer, der Skagerrak war und ist in der Seefahrt für herausfordernden Seegang und Wind bekannt. Die Händler mussten nur die 18 km schmale Schleswiger Landenge zwischen Hollingstedt und Haithabu bzw. Schleswig zurücklegen, um ihre Waren umschlagen zu können. Von Haithabu aus konnten sie dann über die Schlei weiter in die Ostsee segeln. In moderner Zeit, seit über 100 Jahren, übernimmt diese Funktion der Nord-Ostsee-Kanal, der als meistbefahrene Wasserstraße der Welt, die Ost- mit der Nordsee verbindet und einen entscheidenen Wegevorteil bietet.
Der historische Landweg verlief größtenteils nördlich des Danewerks, das in Hollingstedt sein westliches Ende findet. Südöstlich der heutigen Brücke lag der Hollingstedter Hafen. Er wurde im 12. Jahrhundert mit hölzernen Plattformen befestigt. Da auf der Höhe des Hollingstedter Hafens ein Ausläufer der Geest bis unmittelbar an die sonst von Marsch und Moor begleitete Treene heranreicht, bot sich hier eine günstige Gelegenheit, um mit dem Schiff anzulanden. Man erreichte vom Schiff aus direkt festen Grund.
Kaufleute luden ihre Handelswaren von den Schiffen auf Ochsenkarren um und transportierten sie entlang des Danewerks weiter. So gelangte auch vulkanischer Tuffstein aus der Eifel hierher. Die Hollingstedter St. Nikolaus-Kirche besteht zum Teil aus diesem Material. Sie ist im romanischen Baustil des 11. bis 13. Jahrhundert errichtet.
Das Hollinghuus neben der Schule im Ortszentrum informiert über die archäologischen Ausgrabungen, die zwischen 1995 und 1998 in Hollingstedt stattfanden. Dabei wurden zwei Schiffslandeplätze und große Mengen von unterschiedlichen, wikingerzeitlichen Funden aus dem Rheinland und aus Norwegen entdeckt und geborgen. Sie belegen den überregionalen Warenverkehr zwischen Nord- und Ostsee über die Schleswiger Landenge. Durch moderne Bebauung ist vom wikingerzeitlichen Hafen heute oberirdisch nichts mehr zu erkennen.
(Christian Weltecke, Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein, finanziert vom Förderverein des Amtes Haddeby in Zusammenarbeit mit dem Verein für Busdorfer Geschichte, 2017)
Quelle Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein, Denkmalarchiv, Gesamtbeschreibung von Haithabu-Danewerk nach Andersen, H.H.
Internet www.alsh.de: Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein - Welterbeantrag Haithabu und Danewerk (Abgerufen: 31.05.2017) www.haithabu-danewerk.de: Haithabu und Danewerk (Abgerufen: 31.05.2017)
Literatur
Andersen, H. Hellmuth (1995)
Das Danewerk im Früh- und Hochmittelalter. Flensburg.
Carnap-Bornheim, Claus von; Segschneider, Martin (Hrsg.) (2012)
Die Schleiregion. Land - Wasser - Geschichte. (Ausflüge zu Archäologie, Geschichte und Kultur in Deutschland 49.) Stuttgart.
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