Die Fassade der Villa besteht aus gelbem und rotem Sandstein. Die vier prachtvollen Ecktürme sind reich mit Ornamenten bestückt. An der Vorderseite der Villa zeigt sich ein aufwändig gearbeiteter, von zwei Seiten begehbarer (zweiläufiger) Treppenaufgang. Er ist mit typischen Elementen des Barocks, wie einem Löwenkopf und einem Wasserspiel in Muschelform versehen. Der Eingang wurde in Anlehnung an ein barockes Portal mit zwei Säulen als Portalrahmung gestaltet und mit einem gesprengten Segmentgiebel versehen. Die Ostseite ist mit einem mächtigen Mittelrisalit, einem hervorspringenden Gebäudeteil, betont. Auf den Spitzen der Ecktürme und des Mittelturms stehen lange verzierte Stangen (Dachknäufe, Turmkugeln). Derartige Aufbauten werden in Kirchen oder Burgen auch als Zeitkapsel genutzt.
Das grau eingedeckte, zweistöckige Dach besitzt runde verzierte Gaubenfenster. Die Türme sind mit Hauben versehen. Ihre Dachflächen sind parallel zur Traufe gebrochen. Damit wird eine größere Steilheit der unteren Dachfläche erzeugt, was die Nutzung der Dachräume erleichtert. Die Hauben der Türme sind rein stilistische Elemente.
Die Bezeichnung Mansardendach für die Dachflächen des Hauptgebäudes geht auf die französischen Architekten Mansart zurück (Koch 1982). Im Falle der Villa Ullrich fehlen allerdings die „Brechlinien“ im Dach. Es handelt sich bautechnisch gesehen um ein einfaches Walmdach. Gleichwohl erinnern die eingesetzten Fenster mit den geschweiften Rahmungen an die barocken Dachformen der Mansarden.
Emaillefabrik
Kommerzienrat August Ullrich (04.08.1865-02.11.1919) (Schäfer/Stöckl 2015, S. 848) war Besitzer der ehemaligen Maikammerer Emaillefabrik. Diese stand um die Jahrhundertwende in ihrer Blütezeit und hatte im Werk Maikammer etwa 500 Beschäftigte.
Im Eulbusch
Die Villa steht in der ehemaligen Ortslage „Eulbusch“. Dies war ein ehemaliger Buschwald, in dem sich Eulen aufhielten (Leonhardt 1928). Kleine Baumgruppen auf freiem Feld und teilweise mit Gebüsch bedeckte Weideplätze kennzeichneten derartige Flurlagen (Keinath 1951). Heute ist das Gebiet bebaut.
Die Villa ist im nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Südliche Weinstraße wie folgt eingetragen (GDKE 2017): „Weinstraße Nord 47 Weingut; neubarocke Mansarddachvilla, Ecktürme, bez. 1894“.
(Matthias C.S. Dreyer, Club Sellemols 2019)
Internet
www.club-sellemols.de: Historischer Rundgang (abgerufen 20.09.2017)