Vom Anfang bis heute
Die Entstehungsgeschichte des Straelener Veens geht auf die Nacheiszeit vor ca. 10.000 Jahren zurück. Damals strömte Wasser von den höheren Flussterrassen herab und staute sich vor den Binnendünen zwischen Arcen und Venlo. In der Folge begann eine Vermoorung der Böden, in deren Verlauf sich bis zu drei Meter dicke Torfschichten bildeten. Ab dem 16. Jahrhundert wurden diese Torfe durch den Menschen genutzt. Trotzdem blieb das Gebiet jahrhundertelang eine urwüchsige Naturlandschaft, bis in der Mitte des 19. Jahrhunderts die systematische Erschließung und Entwässerung des Straelener Veens begann. Heute ist das Gebiet des Straelener Veen großflächig entwässert und wird beiderseits der deutsch-niederländischen Grenze meist intensiv landwirtschaftlich genutzt. Trotzdem ist auch heute noch der ursprüngliche Charakter des Gebietes erkennbar. Sowohl die Landschaftsgestalt der ehemaligen Feuchtgebiete als auch Restbestände der ehemaligen Flora und Fauna sind im Straelener Veen auffindbar. Die gilt insbesondere für die beiden Naturschutzgebiete „Hangmoor Damerbruch“ und „Holter Bruch“, die immer noch durch austretendes Hangwasser ständig vernässt sind. Hier konnten seltene Elemente der Niedermoorvegetation bis heute überleben. Dazu gehören zum Beispiel das Gegenblättrige Milzkraut (Chrysosplenium oppositifolium), die Schmalblättrige Fadensegge (Carex lasiocarpa), der Straußblütige Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora), das Sumpf-Veilchen (Viola palustris), die Kriechweide (Salix repens) oder Torfmoose. Zu den besonders seltenen Pflanzenarten gehören die Schneide (Cladium marscus) und der duftende Gagel (Myrica gale).
Ornithologisch interessant
Eine beachtliche Bedeutung hat das Straelener Veen mit seinen kleinräumigen, kleinbäuerlichen Strukturen auch als Lebensraum für seltene Vogelarten. Von den rund 70 hier brütenden Vogelarten gehören rund 20 zu den landesweit gefährdeten Arten. So fühlen sich hier unter anderem Schwarzkehlchen, Rebhühner, Wachteln und Kiebitze wohl, wenngleich bei einigen der Arten im Laufe der Jahre allmählich sinkende Zahlen zu verzeichnen sind. Besonders erfreulich ist im Straelener Veen die relativ hohe Zahl an Steinkäuzen - sogar mit leicht steigender Tendenz. Dies macht es zu einem wichtigen Steinkauzverbreitungsgebiet. Unter ornithologischen Gesichtspunkten kommt dem Straelener Veen zudem eine besondere Bedeutung als Lebensraum für Brachvögel im Kreis Kleve zu, denn der Große Brachvogel ist hier (trotz eingeschränkter Revierqualität) immer noch zu finden. Als typischer Watvogel ist er auf offene, sehr nasse Moorwiesen und Weiden und auf lange überstaute Blänken angewiesen. Frühe Mahd der Wiesen, Ausbreitung der Ackerflächen, Austrocknung der Böden und das weitgehende Fehlen von Blänken machten den Brachvögeln zunehmend das (Über)Leben schwer. Dabei bleibt der Große Brachvogel auch bei sinkender Lebensraumqualität über Jahrzehnte seinen angestammten Brutrevieren treu. In der Folge überalterte die Brachvogelpopulation im Straelener Veen zusehends. Als Gegenmaßnahmen sorgen seit Anfang der 2000er Jahre die Neuanlage einer Blänke und die für den Brachvogel gerechte bzw. extensive Bewirtschaftung von ca. 55 Hektar Wiesenflächen wieder für bessere Lebens- und Brutbedingungen. Hinzu kommen Naturschutzaktivitäten auf der niederländischen Seite, die dem Großen Brachvogel zu Gute kommen.
Teil des „Grünen Bandes“
Als Teil des „Grünen Bandes“ ist das Straelener Veen eins von vielen Beispielen für beidseitige Naturschutzmaßnahmen längs der deutsch-niederländischen Grenze. Um im Grenzbereich zwischen Gronau und Aachen entstandene ökologisch wertvolle Bereiche zu schützen und zu vernetzen, riefen der NABU und der niederländische Naturschutzverband „Natuurmonumenten“ 2003 die Aktionsidee „Grünes Band“ ins Leben. Zu den Projektbereichen des Grünen Bandes gehört auch die Region rund ums Straelener Veen sowie die gleich benachbarten niederländischen Maasduinen – wobei bis heute die Extensivierungs- und Renaturierungsmaßnahmen auf niederländischer Seite deutlich umfangreicher und aufwändiger ausgefallen sind als die auf der deutschen Seite. Aber da sich die Natur nicht immer an von Menschen gezogene künstliche Ländergrenzen hält, profitieren letztlich beide Seiten von jeder durchgeführten Naturschutzmaßnahme.
Das Straelener Veen sowie die beiden darin enthaltenen Naturschutzgebiete „Hangmoor Damerbruch“ und „Holter Bruch“ werden über das NABU-Naturschutzzentrum Gelderland betreut.
Unter kulturhistorischen Gesichtspunkten und Bodendenkmalaspekten ist im Straelener Veen interessant, dass es von einem Teilstück des historisch bedeutsamen Kanals Fossa Eugeniana durchflossen wird.
(Helga M. Kaczmarek, NABU-Naturschutzzentrum Gelderland, erstellt im Rahmen des LVR-Netzwerkes Kulturlandschaft, 2017)
Internet
nabu-kleve.de: NABU Kleve - Das Straelener Veen (abgerufen: 25.09.2017)
kreis-kleve.de: Landschaftsplan Kreis Kleve Nr. 14, Textliche Darstellungen und Festsetzungen, 23.02.2013 (PDF-Dokument, 1,5 MB; abgerufen: 25.09.2017)