Der Turm Kleinfrankreich liegt in der Südwestpfalz oberhalb der Gemeinde Erlenbach auf 322 Meter über NN auf der nördlichen Hangseite des 402 Meter hohen Nestelbergs. Der Turm ist ein Vorwerk zur Burg Berwartstein, auch als abgesetzter Artellerieturm bezeichnet (Keddigkeit 2005. S. 201).
Geschichte Der Batterieturm wurde 1484 im Zuge der Umbaumaßnahmen der etwa 370 Meter nördlich entfernten Burg Berwartstein durch Hans von Trotha (um 1450-1503) als Vorwerk errichtet. Nach seiner Erbauung wurde die kleine Wehrburg als „Thurm Frankreich“ bezeichnet. Die Namensgebung bleibt ungeklärt, weil die Grenze zu Frankreich zur Erbauungszeit in weiter Ferne lag. Allerdings liegt der Turm von der Burg Berwartstein aus betrachtet in Blickrichtung zum Nachbarland.
Von der Burg und dem Turm aus konnte der Feind unter Beschuss genommen werden. Das dazwischen liegende Tal wird im Volksmund als „Leichenfeld“ bezeichnet. Der Turm war nie für eine dauerhafte Bewohnung ausgelegt. Nachdem auch die Hauptburg schon jahrzehntelang verlassen war, wurde das Vorwerk im 17. Jahrhundert erheblich beschädigt, möglicherweise im Zuge des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) oder im Pfälzischen Erbfolgekrieges (1688-1697). Ein Wiederaufbau unterblieb.
Baubeschreibung Der runde ehemals etwa 14 Meter hohe Artillerieturm misst einen Durchmesser von 14 Metern und eine Mauerstärke von 3,20 Metern. Ursprünglich wurde der Turm zusätzlich von einer etwa sieben Meter hohen Ringmauer umgeben. Reste dieser Ringmauer sind noch zu erkennen. Der Turm hat zwei Stockwerke, die jeweils einen übereinander befindlichen Eingang besitzen. Das obere Stockwerk ist nach oben hin offen; das Untere ist mit einem Kuppelgewölbe überdeckt. Der Zugang zum ersten Obergeschoss kann nur über eine außenliegende Treppe erfolgt sein, da es keine innere räumliche Verbindung zwischen den beiden Ebenen gibt.
Das Mauerwerk besteht aus großen Quadern, die in ihrem Erscheinungsbild typisch waren für die Zeit um 1500. In das Mauerwerk des Untergeschosses sind drei querrechteckige Schießscharten für Gewehre mit dahinter gelegenen Schartenengen eingelassen. Im Obergeschoss sind vier Schießscharten für größere Geschütze zu sehen. Die Dachplattform war breit genug, um Feldschlangen aufzustellen, deren lange Rohre die Zielgenauigkeit erhöhten. Innerhalb des Mauerwerks befinden sich zwei Abzugsschächte, die den beim Schießen entstehenden Pulverrauch schräg nach oben abführten.
Direkt neben dem Turm ist ein verschütteter Brunnen oder eine Zisterne zu erkennen, was darauf hinweist, dass sich dort Leute über einen längeren Zeitraum verschanzen konnten. Durch einen verborgenen Gang soll Klein-Frankreich mit der Hauptburg Berwartstein verbunden gewesen sein. Diese Spekulation entstand, weil nahe dem Vorwerk Reste eines mit Steinplatten abgedeckten und mit Erde und Bepflanzung kaschierten Grabens gefunden wurden. Heute ist dieser Gang größtenteils eingestürzt.
Renovierung und Erhaltung Mit der Restaurierung der Überreste des Turms wurde im Jahr 2005 begonnen. Heute kann der Turm von außen besichtigt werden.
Die Burg Berwartstein inklusive des Vorwerks Kleinfrankreich sind im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Südwestpfalz wie folgt aufgeführt: „Burg Berwartstein (Denkmalzone), im 12. Jh. erstmals erwähnt, seit 1591 Ruine, im späten 19. Jh. zu Wohnzwecken ausgebaut; Oberburg, tlw. aus dem Fels gehauen, ca. zwei Geschosse hoch staufisch, 3. Geschoss mit Türmen und Altanen Ende 19. Jh.; Kern der Unterburg mittelalterlicher sog. Rittersaal, Reste der Ringmauer, einer der vier Flankierungstürme erhalten; Vorburg, Ende 15. Jh.“.
Räumliche Lage und Erreichbarkeit In Erlenbach bei Dahn folgt man der Beschilderung zur Burg Berwartstein und passiert geradeaus deren Parkplatz. Südlich in der Kurve der Kreisstraße 50 beginnt rechts der 500 Meter lange steile Aufstieg, für den man zu Fuß ungefähr 20 Minuten benötigt. Der Turm ist im Gegensatz zur Burg Berwartstein nicht mit Kraftfahrzeugen zu erreichen. Dennoch lohnt sich zum Turm Kleinfrankreich. Von dort bietet sich ein weiter Blick über die Burg Berwartstein in den Pfälzerwald und zu den Vogesen.
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