Die Area One bzw. Area 1 war in der Zeit des Kalten Krieges ein Sonderwaffenlager der NATO, in dem wahrscheinlich auch Atomwaffen gelagert wurden. Unter „Fischbach Ordnance Depot“ wird die Summe aller Bereiche des früheren Depots verstanden.
Sonderwaffenlager der NATO Die Area 1 ist ein ehemaliges Sonderwaffenlager des Nordatlantikpakts North Atlantic Treaty Organization (NATO) aus der Zeit des Kalten Krieges, in dem wahrscheinlich auch Atomwaffen gelagert wurden. Seit 2012 ist es, neben dem ehemaligen Bundesbankbunker bei Cochem, eines von bislang zwei unter Denkmalschutz stehenden Relikten des Kalten Krieges in Rheinland-Pfalz. Zu aktiven Zeiten umfasste das Militärgelände fast 100 Bunker und unzählige Gebäude, darunter ein Kino, ein Offizierskasino, eine Bowlingbahn, eine Kirche, Reparaturhallen, Verwaltungsgebäude, Unterkünfte für die Soldaten und ein Feuerwehrstützpunkt. In Mitten des Geländes liegt der 17 Hektar große Hochsicherheitsbereich Area 1 zur Lagerung von Sonderwaffen. Heute hat sich die Natur das Gelände längst zurückerobert. Der ehemalige Löschteich ist heute beispielsweise mit Schilf bewachsen und bietet Fröschen und Goldfischen einen Lebensraum. Die Militärbrachen haben sich zu großen Heideflächen entwickelt und bieten Lebensraum für zahlreiche geschützte Tier- und Pflanzenarten.
Unter dem Begriff „Fischbach Ordnance Depot“ wird die Summe aller Bereiche des Depots verstanden. Dazu zählen der Verwaltungsbereich, der heute als Gewerbepark genutzt wird und der Lagerbereich. Vom Lagerbereich trennt sich die „South Area“ ab, die unterteilt werden kann in die Hochsicherheitsbereiche „Area 1“, „Area 2“ und „Area 3“.
Zahlen und Fakten (zur Zeit US-amerikanischer Nutzung) Gesamtfläche: 680 Hektar Asphaltierte Straßen: 44 Kilometer Gebäude: 201 Lagerhäuser für Munition: 96 Zaunlänge: 31.780 Meter Pfosten: 6.090 Stacheldraht: 146.430 Meter
Bau und militärische Nutzung Während des „Kalten Krieges“ diente das Fischbach Ordnance Depot der Lagerung von Lebensmitteln, Ausrüstung, Waffen und Munition für die Versorgung der US-Army im Kriegsfall. Am 1. April 1955 wurde das Gelände von den US-Amerikanern beschlagnahmt und offiziell von der Bundesrepublik enteignet. 1956 wurde mit dem Bau des „Fischbach Ordnance Depots“ begonnen, das bis 1991 immer wieder umgebaut wurde. Die ersten 13 Munitionslagerhäuser wurden schon Anfang der 1950er Jahre errichtet. 1957 existierten bereits 85 Bunker, die seit 1959 zum Teil als Sonderwaffenlager genutzt wurden. Belege hierfür liefern französische Luftbilder, auf denen die Abschottung durch eine doppelte Umzäunung und Wachtürme sichtbar ist. Ab dem Jahr 1962 wurde das Gelände durch die 193rd MP Company streng bewacht und 1968 zur militärischen Schutzzone erklärt.
Zwischen 1977 und 1980 wurde das gesamte Gelände im Zuge des „Long Range Security Program“ auf Grund terroristischer Anschläge auf US-amerikanische Einrichtungen durch die linksterroristische Rote Armee Fraktion (RAF) in Deutschland umgebaut. Es erfolgte eine Aufrüstung durch einen festungsähnlichen Ausbau mit massiver Umzäunung in dreifacher Ausführung, Linienperimeter-Sicherung mit Mikrowellen-Bewegungsmeldern sowie Zaunsicherung durch Koaxialkabel, welche Bewegungen und Geräusche detektieren. Darüber hinaus wurden alle Bunker mit modernen Sicherungssystemen ausgestattet. Außerdem wurde ein massives Wachgebäude inklusive Wachturm errichtet. Es wurde ein bewuchsfreier Innenbereich für ein freies Schussfeld geschaffen und das gesamte Gelände nachts beleuchtet. Die Area 1 wurde mit sechs neuen, modernen Bunkern und einem neuen Sonderwaffen-Wartungsgebäude ausgestattet und wurde damit zum Hochsicherheitslager. In den Jahren zwischen 1980 und 1991 lagerten in der Area 1 nukleare Artilleriegranaten, nukleare Pershing sowie LANCE-Sprengköpfe. In der North Area wurden konventionelle Artilleriemunition, Treibladungen, Munition für Kleinwaffen und während des Zweiten Golfkrieges auch Hellfire und Sidewinder-Raketen gelagert. Zwischen 1959 und 1977 diente auch Area 2 mit 13 Bunkern als Sonderwaffenlager. Die South Area war eine bewachte Zone bestehend aus 32 Bunkern, in der nach 1977 LANCE-Ersatzteile, LANCE-Raketenmotoren und Munition für Kleinwaffen eingelagert wurden. Sonderwaffen und Raketenmotoren wurden in Area 3 gewartet. Nach dem Umbau des Fischbach Ordnance Depots diente ausschließlich Area 1 zur Lagerung von Sonderwaffen und Area 2 lediglich noch als Übungsplatz. Die South Area wurde als Lagerraum für Ersatzteile und Raketenmotoren für die Kurzstreckenraketen LANCE genutzt, die bereits betriebsfertig gelagert wurden, das heißt mit dem hochgiftigen Treibstoff Hydrazin und rauchender Salpetersäure befüllt.
Da der Öffentlichkeit nicht kommuniziert wurde, welche Waffen tatsächlich auf dem Gelände gelagert wurden, kursierten unterschiedlichste Gerüchte. In den Jahren zwischen 1983 und 1990 fanden immer wieder Demonstrationen und Sitzblockaden gegen Giftgas vor dem Militärgelände statt. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 wurden im Zuge der Abrüstungsvereinbarungen des INF-Vertrags in der „Operation Silent Echo“ alle Sonderwaffen per Hubschrauber zur Airbase Ramstein abtransportiert und von dort aus zurück in die USA.
Nachnutzung und Erhaltung Bis 1993/94 wurde das Depot von den US-Streitkräften komplett geleert und im Herbst an die Bundesrepublik Deutschland zurückgegeben. Danach waren die Gebäude nicht abgeschlossen und für jedermann frei zugänglich. Umfangreiche Bedienungs- und Wartungsanleitungen für die Sicherungsanlagen lagen frei aus. Ende des Jahres 1994 wurde die Schutzzone aufgehoben. 570 Hektar entfielen an die Gemarkung Fischbach, 110 Hektar an die Gemarkung Ludwigswinkel. Im folgenden Jahr wurden durch die Bundeswehr vier Stahltürme der Area 1 demontiert und Sicherungsanlage und Wartungsgebäude rückgebaut. 1997 wurden Sprengversuche zur Beseitigung von Munitionslagerhallen gestartet, die danach per Bagger abgerissen wurden. Mehrere hundert Gebäude wurden abgerissen. Im Zuge des Rückbaus des ehemaligen Sonderwaffenlagers wurde das gesamte Gelände mit 60.000 Bäumen wieder aufgeforstet.
Zum Erhalt des Hochsicherheitslagers wurde 2009 die Interessengemeinschaft IG Area One gegründet. Seit 2012 veranstaltet der Verein jährlich am „Tag des offenen Denkmals“ Events mit Führungen und Ausstellungen. 2014 wurde damit begonnen das ehemalige Wachgebäude der Area 1 verkehrssicher zu machen. Im Juli 2014 begann man den Aufbau eines beschilderten Rundweges, der im September 2015 am „Tag des offenen Denkmals“ eröffnet werden konnte. Gestaltet ist der 1,3 Kilometer lange Weg mit 13 Informationstafeln in drei verschiedenen Sprachen. Der Rundweg beginnt und endet am ehemaligen Wachgebäude mit Wachturm, an dem auch auf Anfrage Führungen starten. Auch der 11 Kilometer lange Premiumwanderweg „Rumbergsteig“ und der 12,5 Kilometer lange „Krieg-und-Frieden“-Radweg führen über das Gelände der Area 1.
Der Interessengemeinschaft gelang es, weitere Abrisse zu verhindern und das aus 19 Gebäuden bestehende ehemalige Hochsicherheitslager zu erhalten. Seit das Gelände im Jahr 2012 zur Denkmalschutzzone erhoben wurde, sorgt der Verein für Erhalt und die Pflege des Geländes, um diesen Status nicht wieder zu verlieren. Der Verein plant die weitere touristische Inwertsetzung des Areals als „moderne Burg“. Über die Herrichtung des Wachgebäudes als Informations- und Dokumentationszentrum, die Nutzung der Bunker als Hotel, zur erlebnispädagogischen Nutzung oder für Kunst-/Kulturprojekte wird nachgedacht.
Räumliche Lage und Erreichbarkeit Das ehemalige Militärgelände der Area 1 liegt mittig zwischen dem Ort Ludwigswinkel und dem Gewerbepark Fischbach. Parkplätze befinden sich an der Biegung der Kreisstraße K 43, nahe Ludwigswinkel. Weitere Parkplätze sind etwa 500 Meter weiter auf dem Freizeitgelände „Birkenfeld“ zu finden.
Denkmalzone Die Gemarkung der Area One ist als Denkmalzone ausgewiesen: ‘Area I', ehem. Sonderwaffenlager des US-Depots Fischbach südlich von Fischbach (Denkmalzone), im nordwestlichen Bereich des 1953 angelegten 'Fischbach Ordonance Depot' gelegen; bis 1994 in militärischer Nutzung; erhalten Wachgebäude mit Hauptwachturm, zwei betonierte Kampfstände, 19 Munitionslagerhäuser (Bunker); Dokument des 'Kalten Krieges' (Denkmalverzeichnis Kreis Südwestpfalz, S. 17).
(Sonja Kasprick, ZukunftsRegion Westpfalz, 2017)
Internet www.ig-area-one.de: Interessengemeinschaft „Area 1“ militärgeschichtlicher Verein e.V. (abgerufen 12.07.2017) www.fischbach-bei-dahn.de: Das Projekt „Area 1“ (Volltext-DCX-Datei, abgerufen 13.07.2017, Inhalt nicht mehr verfügbar 08.05.2018) www.pirmasenser-zeitung.de: Rundweg durch „Area one“ zeigt US-Atomwaffenlager-Geschichte, Interessengemeinschaft hat dreisprachige Info-Tafeln gestaltet und aufgestellt (Pirmasenser Zeitung vom 10.09.2015, abgerufen 16.10.2017)
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