Das Naturschutzgebiet Elmpter Schwalmbruch ist ein großflächiger Niederungsbereich am Unterlauf der Schwalm im deutsch-niederländischen Naturpark Maas-Schwalm-Nette. Das Gebiet zeichnet sich durch seine Moorwald- und Heidemoorflächen, Still- und Fließgewässer-Biotope sowie Zwergstrauch- und Wacholderheiden aus.
Geschichte Ursprünglich war die Landschaft an der Schwalmaue durch großflächige Moor-, Sumpf- und Bruchflächen geprägt. Auf niederländischer Seite waren weite Heiden und versumpfte Täler verbreitet. Früher betrieb man wahrscheinlich in diesem Gebiet Torfwirtschaft. Zudem wurden Gruben ausgehoben, um Flachs zu rösten oder Grieserde zum Düngen zu gewinnen (Hild 1976, S. 254). Den Bruchwald nutze man zur Brenn- und Bauholzgewinnung. Im Mittelalter dienten die Wälder auch als Weide. Dies führte zu großen Heidegebieten in Sandlandschaften, auf denen der Wacholder ideale Wuchsbedingungen fand (Verbücheln / van de Weyer 2004, S. 207). Im 19. und 20. Jahrhundert erfolgte die Entwässerung vieler Feuchtgebiete, um Wald-, Weide- und Ackerland zu gewinnen. Auf historischen Karten sind der ursprüngliche mäandrierende Flusslauf der Schwalm ((Tranchotkarte (1801-1828) und der Standort des Zollhauses in Grenznähe (Preußische Uraufnahme (1836-1850) sowie Neuaufnahme (1891-1912)) zu erkennen. Ab dem Jahr 1904 begradigte man das Flussbett der Schwalm in Deutschland (wa-wa-we.eu). Durch die Begradigung sank der Grundwasserspiegel, so dass die Moorbereiche verbuschten. In Tackenbenden wurden nach der Entwässerung und Kultivierung die Flächen als Weiden und Heuwiesen extensiv genutzt. Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgten erste Pflegemaßnahmen, z.B. Rodung der aufgeforsteten Kiefern, so dass die Wachholderheide erhalten blieb. Im Jahr 1941 stellte man das Elmpter Schwalmbruch unter Naturschutz (Kolshorn u.a. 2003, S. 268). Ab 1960 entfernte man den Gehölzaufwuchs in den Moorbereichen und der Wachholderheide. Seit den 1980er Jahren erfolgten weitere Pflegemaßnahmen, z.B. die Anlage von Artenschutzgewässern und die Pflege der Heideflächen durch eine Moorschnuckenherde (Verbücheln / van de Weyer 2004, S. 207 ff.). Ab dem Jahr 2000 vergrößerte man den Anteil an Offenlandflächen. Das Flussbett der deutschen Schwalm sowie einige Altgewässer wurden ab 2005 renaturiert. In den Niederlanden blieb das Flussbett der Swalm unberührt.
Beschreibung und kulturlandschaftliche Bedeutung Das Naturschutzgebiet Elmpter Schwalmbruch ist von dem gleichnamigen Fluss Schwalm (deutsch) bzw. Swalm (niederländisch) geprägt. In Deutschland wurde die Schwalm Anfang des 20. Jahrhunderts begradigt, Auengebiete entwässert und der Wald forstwirtschaftlich genutzt. Die niederländische Swalm dagegen präsentiert sich in ihrem ursprünglichen Flussbett und mäandriert durch einen naturbelassenen Wald (wa-wa-we.eu). Insgesamt zeichnet sich das Elmpter Schwalmbruch durch seinen Wechsel von nährstoffarmen trockenen, feuchten und nassen Standorten aus. So gibt es viele verschiedene Biotope, die mit ihren unterschiedlichen Grundwasserständen zahlreichen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum bieten. Auf der Hauptterrasse liegen nährstoffarme Sande, hier findet man die Wachholderheide. Die Wachholderbestände kommen zum Teil in Säulen-, Pyramiden- und Strauchform vor (Hild 1976, S. 252). Im Anschluss an dieses Versickerungsgebiet tritt an der Terrassenkante das nährstoffarme Quellwasser in Quellmooren aus. Hier findet man u.a. die Glockenheide-Gesellschaft. In der Flussaue vermischt sich das Quellwasser mit dem anstehenden Grundwasser. Mit verschiedenen Übergängen gibt es hier unter anderem Moorlilienbestände, Gagel, Schilf sowie Birken- und Erlenbruchwälder. Auf deutscher Seite erkennt man Bereiche, die mit Kiefern aufgeforstet wurden oder Flächen, die landwirtschaftlich genutzt werden (z.B. Tackenbenden). Das Naturschutzgebiet Elmpter Schwalmbruch hat für den Biotop- und Artenschutz eine herausragende und überregionale Bedeutung. Denn hier gibt es die seltenen Trocken- und Feuchtheiden sowie die Wachholderheide und Gagelmoore (Verbücheln / van de Weyer 2004, S. 209 ff.). Das Naturschutz- und FFH-Gebiet Elmpter Schwalmbruch hat heute eine Fläche von 296 Hektar (nsg.naturschutzinformationen.nrw.de), Kern des Naturschutzgebietes ist das 65 Hektar große und einzigartige Gagelmoor (Nienhaus u.a. 2017, S. 136). Dieses Gagelmoor hat eine herausragende kulturlandschaftliche Bedeutung, weil es „…das einzige seiner Art [ist], das am linken Niederrhein noch weitgehend in ursprünglicher Form erhalten ist“ (Hild, 1976, S. 253). Die Heideflächen sind Relikte der mittelalterlichen Überweidung in den Sandlandschaften. Vor allem die Bestände der Wachholderheide als historisches „Weideunkraut“ (Verbücheln / van de Weyer 2004, S. 207) gelten als die letzten Vorkommen am Niederrhein (Hild 1976, S. 258). Zudem sind der Bruchwald und die (Tacken-) Benden Ergebnis der ehemaligen Forst- und Landwirtschaft. Unmittelbar an das Naturschutzgebiet Elmpter Schwalmbruch schließt das niederländische Naturschutzgebiet Swalmdal in der Gemeinde Roermond an. Durch den naturbelassenen Charakter der niederländischen Swalm und ihrer Auen gibt es hier viele Altarme, Mäander sowie Flussterrassen. In diesem Bereich sind historische Kulturlandschaftselemente wie z.B. Viehdriften, Landwehren, Alleen und die Römerstraße Xanten-Heerlen-Aachen erhalten.
Auswirkungen des Tagebaus: Grundwasserabsenkung und -zufuhr Der Braunkohletagebau Garzweiler ist circa 30 Kilometer vom Elmpter Schwalmbruch entfernt. Mit einer Tiefe von circa 200 Metern und einer Fläche von circa 110 Quadratkilometer gehört Garzweiler zu den größten Braunkohletagebaugebieten Deutschlands. Die für den Kohleabbau erforderliche Absenkung des Grundwasserspiegels betrifft sowohl den Tagebau als auch die umliegende Region (npsn.de). Versickerungseinrichtungen stabilisieren den Wasserhaushalt durch Rückführung des Grundwassers. Vor allem die Feuchtgebiete als grundwasserabhängige Lebensräume sind auf diese Maßnahmen angewiesen. Im Naturschutzgebiet Elmpter Schwalmbruch sind der Wasserreichtum und die nährstoffarmen Böden Grundlage für die Artenvielfalt des Gebietes. Das Bruchgebiet wird durch Regenwasser und nährstoffarmes Grundwasser gespeist. Das zum Teil aus sehr großer Tiefe hochgedrückte Grundwasser durchfließt auch die Braunkohleschicht. Dadurch ist das Wasser leicht „angesäuert“ und dunkel gefärbt. Zur Sicherung des Feuchtgebietes werden im 5 Kilometer entfernten Meinweg-Gebiet durch Versickerungsanlagen große Mengen Grundwasser in den Untergrund geleitet.
Internet wa-wa-we.eu: Schwalmbruch (abgerufen am 12.03.2018) nsg.naturschutzinformationen.nrw.de: Naturschutzgebiet Elmpter Schwalmbruch (VIE-003) (abgerufen am 12.03.2018) npsn.de: Broschüre „Tagebau. Folgen im Einzugsbereich des Naturpark Schwalm-Nette“, PDF-Dokument 3,4 MB (abgerufen am 13.03.2020)
Literatur
Hild, Jochen (1976)
Das Naturschutzgebiet Elmpter Bruch. In: Heimatbuch des Kreises Viersen 28, 1977, S. 252-259. Köln.
Kolshorn, Peter; Neikes, Norbert; Pleines, Stefani; Reyrink, Leo (2003)
Erfolge von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen für den Natur- und Artenschutz im Elmpter Schwalmbruch. In: Heimatbuch des Kreises Viersen 55, 2004, S. 268-278. Viersen.
Nienhaus, Bernd; Reyrink, Leo (2017)
Der Elmpter Schwalmbruch. In: Akkermans, Reinier; Dekker, Wilbert; Op den Kamp, Olaf; de Ponti, Math; Reyrink, Leo; Weich, Silke (Hrsg.): Natur füreinander im Naturpark Maas-Schwalm-Nette, S. 136-147. Maastricht.
Verbücheln, Georg; Weyer, Klaus van de (2004)
Faszination Niederrhein. Mit allen Sinnen Natur erleben. Landschaften, Pflanzen und Tiere, Wanderungen, Kochen mit Kräutern. S. 204-213, Duisburg (3. Auflage).
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