Haus Bey

Haus Beij, Haus Baij, Haus Bay

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Nettetal
Kreis(e): Viersen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 20′ 14,69″ N: 6° 15′ 44,02″ O 51,33741°N: 6,26223°O
Koordinate UTM 32.309.304,15 m: 5.690.906,46 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.518.317,41 m: 5.689.216,54 m
  • Haus Bey mit Turm  (2017)

    Haus Bey mit Turm (2017)

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    Nord- und Westfassade von Haus Bey (2017)

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  • Reste des Wassergrabens bei Haus Bey (2017)

    Reste des Wassergrabens bei Haus Bey (2017)

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    Backstein-Hofanlage bei Haus Bey (2017)

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    Östlicher Ortseingang Haus Bey (2017)

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    Backstein-Hofanlage bei Haus Bey (2017)

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    Backstein-Hofanlagen bei Haus Bey (2017)

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  • Seggen- und binsenreichen Nasswiesen westlich von Haus Bey (2017)

    Seggen- und binsenreichen Nasswiesen westlich von Haus Bey (2017)

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    Grünland bei Haus Bey (2017)

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    Obstwiese westlich von Haus Bey (2017)

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Haus Bey gehört seit altersher als Nebengut zu Schloss Krickenbeck und beherbergte eine zeitlang das Rentamt des Schaesberg´schen Besitzes.

Lage
Geschichte
Heutiger Zustand
Kulturhistorische Bedeutung

Lage
Haus Bey wurde am östlichen Rand der Nette-Niederung in einem als „Bruch“ bezeichneten Gelände, etwa 1,5 Kilometer südlich von Schloss Krickenbeck, errichtet. Abgesehen von dem Golfplatz ist Haus Bey umgeben von feuchten Grünlandbereichen, geprägt von Weiden, Wiesen, Obstbäumen, Grabensystemen mit Kopfbäumen sowie alten Eichen- und Buchenbeständen. Diese Elemente fügen sich zu einem reich strukturierten Biotopkomplex zusammen und bieten aufgrund ihrer strukturellen Vielfalt wertvolle Lebensräume für Höhlenbrüter und Amphibien. In den kleinen, hausnahen alten Wäldchen erreichen die Bäume teilweise Höhen von 30 Metern und Stammumfänge von 1,5 Metern (Naturschutzinformationen NRW).
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Geschichte
Der Name Bey (früher Beij) bedeutet Nebengut und verweist darauf, dass es seit alters her zu Schloss Krickenbeck gehört (Koch 2012, S. 99 und Koch 2013, S. 77). Zwischen 1537 und 1682 gelangte der selbständige Hof durch Erbteilung und Verkauf in das Eigentum der Familien von Holthausen (1537-1622), Quadt von Aprath und Kollenburg (1622-1669) sowie van Weedt (1669-1682). „In der Holthausen-Zeit entwickelte sich Haus Bey zu einem selbständigen, allodialen, landtagsfähigen Rittergut. Dem Ritterstand gehörte nur an, wer eine Burg oder ein befestigtes Haus besaß, das einem besonderen, festgelegten Baustandard entsprach. 1594 wird Haus Bey erstmals als Rittersitz bezeichnet“ (Koch 2013, S. 77). Mit dem Rückkauf von Haus Bey durch Wolfgang Wilhelm Freiherr von Schaesberg, Eigentümer von Schloss Krickenbeck, wurden beide Häuser am 3. April 1682 wieder zu einem Besitz vereint (Koch 2012, S. 95). Haus Bey umfasst damals laut Kaufbrief: „Das adelige Haus die Beye im Kirchspiel Hinsbeck mit ungefähr drei oder 24 Morgen Land, 4 Morgen Benden, 4 Morgen Peschen, 4 Morgen Baumgarten, den Gärten, Haus, Hof, Vorhof, Weihern, dem Lüijsweiher, Jagd, Fischerei, Stuhl und Begräbnis in der Kirche zu Hinsbeck“ (Koch 2013, S. 77). Erst durch den Kauf von Haus Bey erwarb der Freiherr von Schaesberg das Recht auf eine Bestattung in der Kirche zu Hinsbeck.
Da Schloss Krickenbeck der Wohnsitz derer von Schaesberg blieb, wurde Haus Bey verpachtet. Meist lebte der Pächter im Herrenhaus, während ein Halfmann die landwirtschaftlichen Hofgebäude bewohnte.
Als sich 1749 kein neuer Pächter fand, bezog der langjährige Rentmeister der Krickenbeck´schen Besitzungen und ab 1742 auch Landschultheiß der vier Herrlichkeiten Hinsbeck, Herongen, Leuth und Wankum, sowie Vorsitzender des Gerichts der Herrlichkeit Hinsbeck, Mathis Casser das Herrenhaus. Anschließend konnte für den zugehörigen Hof mit dem größeren Teil der Ländereien auch wieder ein Pächter gefunden werden (Koch 20103, S. 82). „Diese Zweiteilung der Verpachtung des früheren Rittersitzes Haus Bey wurde von nun an für ca. 200 Jahre beibehalten, aufgeteilt in Unterhaus und Oberhaus Bey“ (Koch 2013, S. 83). Bis 1882 änderte sich der Anteil der Ländereien wieder: den größten Landbesitz hatte nun wieder das Oberhaus Bey.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts überließ Rudolph Wolfgang Graf zu Schaesberg Ober- und Unterhaus Bey seiner Mutter als Witwensitz. „Die zu Haus Bey gehörenden Ländereien wurden neu aufgeteilt. Der Pächter vom Unterhaus bewirtschaftete von nun an fast die gesamten zum Besitz Haus Bey gehörenden Ländereien, zum Oberhaus (Herrenhaus) gehörten nur noch wenige, der Entspannung dienende Bereiche. Aus dieser Zeit stammen wahrscheinlich auch die alten Buchen- und Eichenpflanzungen am Rande der Anlage sowie ein aus alter Zeit stammender Nutzgarten vor der Rückfront des Herrenhauses“ (Koch 2013, S. 90) . Über diese berichtet Jochen Hild (1974, S. 15): „Eine ehedem ausgedehntere Park- oder Gartenanlage ist weder aus dem gegenwärtigen Gehölzartenbesatz und der Architektur der Umgebung noch aus den preußischen Urkarten nachweisbar“.
1899 bezog der Ober-Rentmeister des Schaesberg´schen Besitzes, Wilhelm Wirtz das Oberhaus. Die Rentei des Hauses Krickenbeck, die bisher in Haus Hombergen 17 untergebracht war, wurde zeitgleich ins Schloss Krickenbeck verlegt (Koch 2013, S. 94). Nach dem Tod des Rentmeister 1918 wurde das Oberhaus renoviert und zeitweise von Angehörigen der Familie zu Schaesberg genutzt oder an andere Personen vermietet. Zwischen 1928 und 1935 bezog die „Limnologische Station Niederrhein, Hinsbeck“ Haus Bey. Mit Kriegsende bezogen alliierte Flieger und Bodenpersonal vom nahen Flughafen Venlo das Schloss Krickenbeck, sodass die Bewohner der Vorburg, wie z.B. die Gärtner und Maschinisten bis vorübergehend 1946 drei Wohnungen im Oberhaus Bey bezogen. Auch die Rendantur Krickenbeck wurde nach Haus Bey verlegt; Rendant Reinhard Schreckenberg erhielt im Herrenhaus eine Wohnung (Koch 2013, S. 95f).
Nachdem die letzten Mieter ausgezogen waren, wurde dass Herrenhaus Bey ab Oktober 1966 umfassend renoviert, sodass die Familie von Schaesberg, die 1941 Schloss Krickenbeck verließen, um in Tannheim zu leben, es wieder als Sommersitz bzw. als Unterkunft für Kurzbesuche nutzen konnte (Koch 2013, S. 95).

Mit Pensionierung des Rendanten Schreckenberg im Jahre 1969 wurde die Rendantur Krickenbeck aufgelöst. „Neuer Rendant für den Besitz Krickenbeck wurde Peter Drückhammer mit Sitz in Dalheim-Rödgen (Klosterhof)“ (Koch 2013, S. 100).
1904 brannte die Scheune des Unterhauses ab und Graf Heinrich veranlasste den Neubau von Wohnhaus und Nebengebäuden, die als U-förmige Anlage das Oberhaus umgaben und 1910 fertiggestellt waren (Koch 2013, S. 93). Insgesamt wurde das Unterhaus bis zum Abbruch der Wirtschaftsgebäude 1992 landwirtschaftlich genutzt (Koch 2013, S. 94).
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Heutiger Zustand
Der Vorgängerbau des heutigen Hauses war ein kleineres, aus Ziegelsteinen errichtetes Gebäude. Dessen Mauern wurden in den Bau des heute noch bestehenden Herrenhauses einbezogen. Weder zum Alter des Vorgängerbaus noch zum Errichtungszeitpunkt des heute bestehenden Gebäudes gibt es sichere Daten (Koch 2012, S. 110f). Laut Eintragungstext der Unteren Denkmalbehörde der Gemeinde Nettetal wurde das Herrenhaus 1610 errichtet (de.wikipedia.org, Liste der Baudenkmäler in Nettetal).
Das allodiale Haus Bey bestand aus einem Herrenhaus (Oberhaus) sowie einem nördlich vorgelagertem Hofhaus mit Scheune (Unterhaus). Diese Gebäude waren von einem 3 bis 4,5 Meter breiten Wassergraben umgeben, der in der südwestlichen Ecke durch einen Bach gespeist wurde. Der Graben wurde im 18. Jahrhundert verfüllt und teilweise überbaut (Koch 2012, S. 108). Südlich des Haupthauses ist er im Gelände jedoch noch nachvollziehbar.

Heute präsentiert sich Haus Bey als zweigeschossiges, auf rechteckigem Grundriss errichtetes, vierachsiges Gebäude mit Walmdach. Das Backsteinmauerwerk ist geschlämmt und in einem hellgelben Farbton gehalten. An die Südostecke ist ein polygonaler Turm mit Haubendach und Laterne angefügt (de.wikipedia.org, Liste der Baudenkmäler in Nettetal). Östlich des Herrenhauses befinden sich Gärten, die in ihrer ursprünglichen Form erhalten sind. Sie wurden leicht erhöht, vermutlich auf dem Grabenaushub, angelegt (Koch 2012, S. 101).
Im Zuge des Umbaus zur Golfanlage wurde die Hofanlage (Unterhaus) 1992 abgerissen (Koch 2012, S. 108).
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Kulturhistorische Bedeutung
Der Rittersitz Haus Bey ist räumlich-funktional eng mit der Geschichte von Schloss Krickenbeck und dessen Bewohnern verbunden und erfüllte zeitweise eine wichtige Funktion als Sitz der Rendantur Krickenbeck. Während die zugehörige Hofanlage nicht mehr existiert, reicht die Bausubstanz des Herrenhauses ins 17. Jahrhundert (laut Denkmalbehörde), zeigt einen ursprünglichen Erhaltungszustand und hat somit einen historischen Zeugniswert. Im Zuge der Einrichtung eines Golfplatzes wurde der nördliche Bereich an Haus Bey überprägt. In direkter südlicher Nachbarschaft zum Herrenhaus sind jedoch weitere, denkmalgeschützte Hofanlagen mit historischer Bausubstanz erhalten, die in Summe mit Haus Bey zum südlichen Ortseingang hin eine repräsentative landschaftliche Wirkung entfalten. Insgesamt kommt Haus Bey und der weiteren kulturhistorisch geprägten Umgebung mit Feuchtweiden, Kopfweiden- und Waldbeständen sowie Obstwiesen eine hohe kulturhistorische Bedeutung zu.

Hinweis
Das Objekt „Haus Bey“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Haus Bey (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Düsseldorf 080).
Haus Bey in Nettetal ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalnummer 89) (de.wikipedia.org, Liste der Baudenkmäler in Nettetal).

(Nicole Schmitz, LVR-Fachbereich Regionale Kulturarbeit / Abteilung Kulturlandschaftspflege, 2017)

Internet
de.wikipedia.org: Liste der Baudenkmäler in Nettetal (abgerufen am 27.07.2017)
bk.naturschutzinformationen.nrw.de: Schutzwürdige Biotope in Nordrhein-Westfalen, BK-4603-059 Gehölz-Grünland-Komplex bei Haus Bey (abgerufen am 27.07.2017)
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Literatur

Hild, Jochen (1974)
Park und Garten bei Herrensitzen und Höfen im Kreis. (Heimatbuch des Kreisen Kempen-Krefeld 25.) S. 10-35. Kempen.
Koch, Heinz (2013)
Haus Bey im Besitz der Grafen von Schaesberg. In: Heimatbuch des Kreises Viersen 65, 2014, S. 77-100. Viersen.
Koch, Heinz (2012)
Haus Bey und Krickenbeck. In: Heimatbuch des Kreises Viersen 64, 2013, S. 95-112. Viersen.

Haus Bey

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
An Haus Bey 16
Ort
41334 Nettetal - Hinsbeck
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn vor 1537

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Nicole Schmitz (2017): „Haus Bey”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-267781 (Abgerufen: 19. April 2024)
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