„Pastors Garten im Gaisbachtal“
Der Felsenweiher im Gaisbachtal wurde Ende der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts angelegt. Auf Initiative des Ernzener Pfarrers Philipp Meyer gestalteten die Dorfbewohner unter dessen Leitung eine natürliche Felsformation zu der Teichanlage um. Zu dieser Zeit herrschte schwere Armut bei den Menschen in der Eifel. Der Pastor stellte Arbeiter aus der Ernzener Bevölkerung für den Ausbau der Schlucht ein und zahlte ihren Lohn aus eigener Tasche.
Obwohl die Teichanlage ursprünglich zur Zucht von Karpfen geplant und errichtet worden ist, folgt ihre Gestaltung durchaus gartenarchitektonischen Grundzügen. Die natürlichen Landschaftselemente werden harmonisch in eine Gesamtgestaltung einbezogen, sodass die Anlage fließend in die umgebende Landschaft übergeht – wie beim englischen Landschaftsgarten. Die für den Felsenweiher so typische, romantisch-bizarre Stimmung entsteht.
Der wirtschaftliche Erfolg der Fischzucht blieb leider aus. Die besondere Ausstrahlung des Weihers machte ihn aber zu einem Anziehungspunkt für Einheimische und Gäste, den es zu erhalten gilt. Die Dorfbewohner fühlen sich bis heute eng verbunden mit ihrem Felsenweiher.
Hydraulischer Widder
Heute versorgt ein „Hydraulischer Widder“ aus einer Quelle im Gaisbachtal den Felsenweiher mit Wasser. Dabei handelt es sich um ein einfaches und wartungsfreundliches Pumpensystem, das ausschließlich mit der Fließenergie des Wassers betrieben wird. Die permanenten Druckstöße erinnern an die Rammstöße eines Widders und gaben der Pumpe ihren Namen (vgl. die PDF-Datei in der Mediengalerie).
Kleine Geschichte des Felsenweihers
- 1830er: Pfarrer Philipp Meyer legt den Weiher mit den Ernzenern an und kümmert sich bis zu seinem Tod 1868 um die Anlage.
- 1868: Der Felsenweiher geht in den Besitz der Familie Faulhauer aus Ernzen über.
- 1895: Robert Tudor, Bürgermeister von Rosport / Luxemburg und Bruder von Henri Tudor, dem Erfinder der „Tudor-Batterie“, übernimmt als langjähriger Jagdpächter die Pflege.
- 1930: Mit dem großen Waldfest feiert der Eifelverein die Übernahme des Weihers, der bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs in seiner Obhut verbleibt.
- 1939-1945: Der Felsenweiher wird während des Krieges stark in Mitleidenschaft gezogen.
- 1952-1953: Der Weiher wird von Revierförster Peter Göbel gemeinsam mit dem Dorf wieder aufgebaut und beim 75-jährigen Stiftungsfest des Kirchenchores „Cäcilia“ eingesegnet.
- 1953: Die Ortsgemeinde verwaltet den Felsenweiher von nun an und verpachtet ihn ab 1967 für 12 Jahre an Rudolf Deutsch, der ihn vorbildlich instand hält.
Seit 1979 pflegt und erhält die Ortsgemeinde Ernzen als Eigentümerin den Felsenweiher.
Denkmalzone, Hinweis
Der „Felsenweiher südwestlich des Ortes, am Eingang zum Gutenbachtal“ ist ein als Denkmalzone eingetragenes Kulturdenkmal nach § 3 Denkmalschutzgesetz DSchG Rheinland-Pfalz: „romantische landschaftsgärtnerische Anlage mit gefasster Quelle, Kanal, mehreren Becken, Weiher, Rundwegen, Brücken, Treppen und Terrasse, Mitte 19. Jh.“ (Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, S. 36).
Ein ähnliches Objekt ist die deutlich ältere Felseneremitage Bretzenheim bei Bad Kreuznach.
(Eifelkreis Bitburg-Prüm, Initiative „Zukunfts-Check Dorf“, 2017 / Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2017)
Internet
kulturdb.de: Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier – Künstliche Felsenlandschaft Ernzen (abgerufen 25.06.2019)
www.ernzen.de: Gemeinde Ernzen (abgerufen 28.04.2017)
www.roscheiderhof.de: Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier – Künstliche Felsenlandschaft Ernzen (abgerufen 28.04.2017, Inhalt nicht mehr verfügbar 25.06.2019)