Das im Großen Soon versteckte Bauwerk befindet sich, schwer erreichbar, an einer kleinen Lichtung, umringt von Nadelwald. Die auf einer Seite mit Bruchsteinen ausgemauerte Vertiefung ist etwa zwei bis drei Meter tief und besitzt einen Durchmesser von circa drei bis vier Metern. Es ist deutlich zu erkennen, dass der Waldboden auf der gegenüberliegenden Seite der Bruchsteinmauer mit der Zeit immer weiter nachgerutscht ist. Ursprünglich war die Wolfskaut leicht oval, mit einem Durchmesser von drei Metern und einer Tiefe von etwa 4,5 Metern.
Das Bauwerk ist wahrscheinlich die letzte noch erhaltene Wolfskaut in Rheinland-Pfalz und ein eingetragenes Kulturdenkmal. Früher existierten noch sehr viele Wolfskauten, die jedoch mit der Zeit zugeschüttet wurden oder verfielen. Die Seibersbacher Kaut ist vermutlich aufgrund ihrer abgelegenen Lage vergleichsweise gut erhalten.
Wölfe im Soonwald
Früher hatten die Menschen große Angst vor Wölfen, was viele zeitgenössische Märchen und Sagen verdeutlichen. Vor allem nach den zahlreichen Kriegen der letzten Jahrhunderte, welche auch den Hunsrück und das Gebiet um Stromberg erfassten, konnten sich die Wölfe hier schnell vermehren. Daraus ergab sich eine große Gefahr für die angesiedelten Menschen und Tiere. Schon 1643 wurde die explosionsartige Vermehrung der Wölfe von einem Mönch aus Bad Kreuznach erwähnt.
Zwischen 1815 und 1819 wurden in dem Regierungsbezirk Koblenz und in dem Bezirk Trier alleine mehr als 500 Wölfe getötet. Die hohen Belohnungen von 12 Reichstalern für einen getöteten Wolf steigerten die Attraktivität sich an der Jagd zu beteiligen.
Fangmethode
Die Fangmethode, welche dieser Wolfskaut in Seibersbach zugrunde liegt, ist sehr alt. Die Kaut wurde höchstwahrscheinlich deutlich vor 1852 angefertigt, da am 24.05.1852 der letzte Wolf im Soonwald erlegt wurde. Die Wolfskaut wurde bei der Jagd mit einer Art Gehege versehen, in der sich eine Klapptür befand. Diese Konstruktion bezeichnete man auch als Wolfsgarten. Die Jäger verwendeten ein sogenanntes Luder, ein Stück Wild, welches angepickt wurde, damit es schrie. Dies lockte die Wölfe in die Nähe der Kaut. Danach trieb man die Wölfe zur Grube beziehungsweise zur Klappe, wo sie in die Vertiefung fielen. Mithilfe dieser Methode war es früher zudem möglich, mehrere Wölfe auf einmal zu fangen und große Wolfsjagden zu veranstalten. Eine solche große Wolfsjagd ist im Soonwald beispielsweise aus dem Jahre 1619 belegt.
(Svenja Kind, Universität Koblenz-Landau, 2017 / freundliche Hinweise von Dieter May und Karl-Ludwig Klimke, 2017)