Am 17. Juni 1846, am Tag seiner Hochzeit mit Catharina Albrecht, gründete Hubert Underberg die Firma „H. Underberg-Albrecht“ in Rheinberg. Nach dem Vorbild des holländischen „Boonekamp“, einer Art Magenbitter, kreierte Hubert Underberg seine eigene Rezeptur für einen Digestif mit Kräutern aus insgesamt 43 Ländern, der zunächst als „Boonekamp of Maagbitter“ bezeichnet wurde. Herstellungsverfahren, die Kräuter und das Mischungsverhältnis der Kräuter sind bis heute geheim und momentan nur drei Familienmitgliedern und zwei katholischen Geistlichen bekannt. Aufgrund seiner „wohltuenden Wirkung“ und einer geschickten Marketingstrategie wurde das Rheinberger Produkt schnell im In- und Ausland erfolgreich. Mittlerweile wird der Underberg in über 100 Ländern verkauft. Da der Kräuterdigestif in seiner typischen Verpackung viele Nachahmer fand, ließ die Familie Underberg bald schon ihr Rezept und auch die äußere Ausstattung der Flaschen als Marke schützen. Heute kann das Familienunternehmen Underberg auf eine mittlerweile über 170-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken.
Underberg-Standorte Die Underbergs lebten und arbeiteten in der Rheinberger Marktstraße (die heutige Underbergstraße), gegenüber dem Fischmarkt. In den Jahren 1869-1874 ließen der Firmengründer Hubert Underberg und seine Frau Catharina, geborene Albrecht, an Stelle der alten Gebäude ein großes Stammhaus bauen, das als Wohn- und Geschäftshaus genutzt wurde. „Den Entwurf im Stil einer italienisch-französisch geprägten Spätrenaissance lieferte der Düsseldorfer Akademieprofessor Ernst Giese. Von den Innenräumen sind das mit klassischen Stukkaturen ausgestattete Vestibül mit Freitreppe und der Saal mit Rokokostukkaturen im ersten Obergeschoss zu nennen.“ (www.route-industriekultur.ruhr).
In dem neu gebauten Stammhaus lebte auch der Sohn des Firmengründers Hubert (II) Underberg mit seiner Frau Katharina, geborene Granderath, und ihren zwölf Kindern. Der designierte Firmennachfolger Hubert (III) Underberg fiel in den letzten Tagen des Ersten Weltkrieges an der Westfront. Hubert (II) Underberg übergab im Jahr 1934, ein Jahr vor seinem Tod, das Unternehmen an seine drei Söhne: Dr. Josef Underberg, Dr. Carl Underberg und Emil (I) Underberg (Archiv Underberg). Emil (I) Underberg ist auch verantwortlich für die Einführung der Kleinflasche im Jahr 1949, in der der Underberg heute ausschließlich zu kaufen ist. Nachdem im Ersten und Zweiten Weltkrieg die Produktion des Underberg eingestellt wurde, weil die Kräuter aus den 43 Ländern nicht mehr in gewohnter Qualität zu kaufen waren, lief sie gegen Ende der 1940er Jahre wieder an. Emil (I) Underberg wagte einen produkttechnischen Neuanfang und brachte die Underberg-Portionsflasche, getreu seinem Motto „Klein anfangen“, auf den Markt. Sie barg nicht zu bestreitende Vorteile: Eine Nachahmung der Kleinflasche gestaltete sich deutlich schwerer und ein Wiederbefüllen der Portionsflasche mit einem minderwertigen Produkt war unmöglich.
Das Stammhaus wird heute auch als Firmenarchiv genutzt. Die Produktion wurde im Jahr 1984 ausgelagert, kehrte aber im April 2001 wieder nach Rheinberg zurück. Unweit des Stammhauses steht der in den Jahren 1955/56 von Emil (I) Underberg erbaute 56 Meter hohe Kräuterturm der Firma Underberg.
Jüngere Unternehmensgeschichte Im September 1964 traten die Urenkel des Firmengründers Emil (II) und Carl Hubertus Underberg als persönlich haftende Gesellschafter in das Unternehmen ein und wurden gleichzeitig Geschäftsführer der Underberg GmbH. Letzterer verließ das Unternehmen im Jahr 1981 und Emil (II) Underberg wurde zum alleinigen Inhaber. 1991 trat die älteste Tochter von Emil (II) Underberg, Frau Dr. Hubertine Underberg-Ruder, in den Verwaltungsrat der Underberg AG in Dietlikon ein und wurde im Oktober des gleichen Jahres zur Präsidentin des Verwaltungsrates gewählt. Heute führt Emil (II) Underberg das Unternehmen mit seiner Frau Christiane und der gemeinsamen Tochter Dr. Hubertine Underberg-Ruder (Archiv Underberg).
„Seit 1996 gehört auch die Anton Riemerschmid Weinbrennerei und Likörfabrik zu Underberg. Im Jahr 1999 erwarb das Unternehmen zunächst 50 Prozent der Anteile an der in Rüdesheim am Rhein ansässigen Weinbrennerei Asbach, die andere Hälfte besaß das niederländische Unternehmen Bols Royal, das heute zu dem französischen Spirituosenkonzern Rémy Cointreau gehört. Seit 2002 gehört Asbach zu 100 Prozent der Firma Underberg. 2009 bildete das Unternehmen zusammen mit Rémy Cointreau ein Joint-Venture. Dadurch entstand der drittgrößte Distributor für Weine und Spirituosen in Deutschland.“ (de.wikipedia.org)
(Sabine Sweetsir, Stadtarchiv Rheinberg / Johanna Siewers, erstellt in Kooperation mit der Biologischen Station im Kreis Wesel e.V. im Rahmen des Projektes „Verborgene Schätze inklusiv“. Ein Projekt des LVR-Netzwerks Kulturlandschaft, 2016 / Historisches Archiv der Underberg GmbH & Co. KG in Rheinberg, 2018)
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