Historische Quellen weisen aus, dass neben der Kapelle mit zugehörigem Gerichtsbezirk in Düssel schon vor dem 12. Jahrhundert eine grundherrschaftliche Anlage bestand. Das Haus Düssel wurde über diesem hochmittelalterlichen Hof erbaut. Die erste urkundliche Erwähnung des Hofes im Jahre 1182 nennt Hermann von Schöller als Pächter des Hofes. Grundherr ist das Stift St. Gereon in Köln. Der Hof wird als Oberhof eines Hofverbandes bezeichnet, ist also bereits als Gerichtsort anzusehen (nach Herzog 1993). Das seit dem Ende des 13. Jahrhunderts nachweisbare Geschlecht der bergischen Ministerialen von Düssel bewohnte die Wasserburg als namengebenden Stammsitz. Der ritterliche Status der Familie lässt auf einen frühzeitigen befestigten Burgenbau schließen, zumal der soziale Rang sehr groß war. Im 14./15. Jahrhundert bekleidete die Familie das bergische Erbmarschallamt, dem ranghöchsten adeligen Hofamt.
Nach dem Niedergang der Familie Düssel gelangte die Burg an mehrere adelige Besitzer, ehe sie vor 1784 an die bürgerliche Familie Brecht verkauft wurde, die aber die Privilegierung zum bergischen Landtag behielten. Nach 1784 wurde die Burganlage neu gestaltet mit den bis heute sie umgebenden Gräben.
Der ehemalige Rittersitz Haus Düssel gehört aus bodendenkmalpflegerischer Sicht zu den bedeutenden Wasserburgen und befestigten Häusern im niederbergischen Hügelland. Die schriftlichen Überlieferungen sowie die zahlreichen Beobachtungen und Funde lassen auf weitere im Boden verbliebene Baureste schließen. Auf Grund des guten Erhaltungszustandes sind Reste älterer Bebauung aus der Gründungszeit des Hofes bzw. der Wasserburg zu erwarten und damit Bodenurkunden zur ältesten Siedlungsgeschichte der Anlage und des Ortes.
Die Situation der aus einer großen Hauptinsel in der Südwestecke durch einen rechtwinkligen Graben abgetrennten Herreninsel verweisen auf eine relativ späte Entwicklung zur Burg Ausgang des 13. Jahrhunderts bzw. im 14. Jahrhundert. Diese Form der zweiteiligen Wasserburg mit deutlich abgesetztem Haupthaus wurde zum Standard des ritterlichen Adels in den rheinischen und bergischen Fürstentümern. Daher ist die Lage der mittelalterlichen Burggebäude an der Innenseite der Gräben anzusetzen und zwischen dem bestehenden Burghof und dem modernen Wohnhaus ein später zugeschütteter Zwischengraben zu erwarten.
Die Grabenanlagen, die heute meist die Ausdehnung des zu schützenden Bereiches von Wasserburgen, Höfen u. ä. markieren, hatten im Mittelalter und der Frühneuzeit rechtliche Bedeutung und Wehrfunktion. Im Laufe des Bestehens lagerten sich in ihnen Schichten ab, die praktisch ein archäologisches Archiv der Entwicklung und Geschichte der Gesamtanlage darstellen. Jede einzelne Schicht einer Grabenfüllung liefert spezifische Informationen. Eingelagerte Abfallschichten, meist mit zahlreichen Funden wie Knochen, Pflanzenresten, zerbrochener Keramik und anderen Alltagshinterlassenschaften, dokumentieren die Lebensweise und die Ernährungsgewohnheiten der Bewohner. In Brand- und Schutthorizonten werden Schadensfeuer und kriegerische Zerstörungen sichtbar.
Haus Düssel ist eingetragenes Bodendenkmal (Denkmalliste der Stadt Wülfrath laufende Nummer B 004, LVR-ABR ME 030).
(LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2017)
Quelle
Harald Herzog, Gutachterliche Stellungnahme zum Denkmalwert für Haus Düssel (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland 1993).
Internet
www.wuelfrath.net: Stadt Wülfrath - Bau- und Bodendenkmäler in Wülfrath (abgerufen: 03.07.2024)
www.wuelfrath.net: Stadt Wülfrath - Bau- und Bodendenkmäler in Wülfrath (abgerufen: 28.09.2016, Inhalt nicht mehr verfügbar 17.06.2024)