Am Gimborner Dreieck in Marienheide steht an einer Straßenböschung eine über 220 Jahre alte Fichte (Picea abies). Im Rahmen der Schutzverordnung (Ordnungsbehördliche Verordnung zum Schutz der Naturdenkmale im Oberbergischen Kreis in den Städten Radevormwald, Wipperfürth, Gummersbach und Wiehl sowie den Gemeinden Marienheide und Reichshof) vom 19. August 2010 wurde der Baum (pauschal) aufgrund seiner „Seltenheit, Eigenart und Schönheit“ und „aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen“ als Naturdenkmal ausgewiesen.
Die Fichte ist 34 Meter hoch und hat einen Stammdurchmesser von 134 cm. Der Kronendurchmesser beträgt über 10 Meter. Sie besitzt eine einseitig deutlich ausgeprägte Nebenkrone mit kandelaberartiger (harfenartige) Wuchsform. Solch starke Seitenäste im unteren Bereich, stellt für die Baumart eine Besonderheit dar. In der Region wird die Fichte im allgemeinen Sprachgebrauch als „Zigeunerfichte“ bezeichnet. Der Name soll von einer traditionellen Lagerstätte von fahrendem Volk kommen, die auf der Wiese zwischen Baum und Gimbach lag. Anmerkung: Der hier einzig im Kontext der lokalen Benennung des Baums verwendete Begriff „Zigeuner“ ist eine von Klischees überlagerte und untrennbar mit rassistischen Zuschreibungen verbundene Fremdbezeichnung für die ethnische Gruppe der Sinti und Roma. Mit dem als diskriminierend abgelehnten Wort haben sich Sinti und Roma niemals selbst bezeichnet (zentralrat.sintiundroma.de).
Der Schutz der Fichte lässt sich bis zum Jahr 1935, damals nach preußischem Feld- und Forstpolizeigesetz zurückverfolgen. In der Sonderbeilage Stück 28 des Amtsblattes der Regierung zu Köln vom 13. Juli 1935 ist sie unter der Nr. 31 bereits als „Fichte (genannt Zigeunerfichte)“ aufgeführt. Wie alle Naturdenkmale wird die Fichte regelmäßig (2 x jährlich) von einer Fachfirma einer Baumkontrolle unterzogen. Dabei festgestellte erforderliche Maßnahmen werden vom Oberbergischen Kreis veranlasst.
In seinem 1918 erschienen Buch „Bäume in Berg und Mark sowie einigen angrenzenden Landesteilen“ notierte Dr. Hans Foerster zu dem Baum: „Gimborn, unweit der Haltestelle Gimborn beim Wegdreieck: 2,50 m - 19,5 m (Anmerkung: gemeint ist der Stammumfang und die Höhe des Baumes), dichte Zweige bis 1,50 m über dem Boden sich ausbreitend und eine Bank beschattend; Stamm teilt sich bei 6 m Höhe in zwei Stämme. Gabelfichte. Wundervoller Baum, ''Zigeunerfichte'' genannt. In früheren Zeiten lagerten häufig Zigeuner darunter und hatten auch ihre Zeichen auf dem Baum. Höhe des Standortes: 240 m ü. M.“
(Biologische Station Rhein-Berg, erstellt im Rahmen der Projekte „KuLaCaching - Digitale Schatzsuche im Bergischen“. Ein Projekt im Rahmen des LVR-Netzwerks Landschaftliche Kulturpflege, 2016 und „Auf den Spuren unserer Bergischen Kulturlandschaft“. Ein Projekt im Rahmen des LVR-Netzwerks Kulturlandschaft, 2020)
Internet www.baumkunde.de: Gemeine Fichte (Picea abies) (abgerufen 10.11.2016) zentralrat.sintiundroma.de: Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, Erläuterungen zum Begriff „Zigeuner“ (09.10.2015, abgerufen 23.05.2024) www.altbaumfinder-nrw.de: „Zigeunerfichte Gimborner Dreieck“ (abgerufen 10.11.2016, Inhalt nicht mehr verfügbar 23.07.2024)
Literatur
Foerster, Hans (1918)
Bäume in Berg und Mark. sowie einigen angrenzenden Landesteilen im Arbeitsgebiet des Bergischen Komitees für Naturdenkmalpflege. S. 54, Berlin.
Naturdenkmal „Zigeunerfichte“ am Gimborner Dreieck
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Empfohlene Zitierweise
Biologische Station Rhein-Berg (2016): „Naturdenkmal „Zigeunerfichte“ am Gimborner Dreieck”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-258394 (Abgerufen: 10. Dezember 2024)
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